Eigentlich hätte sich die Vereinigung der Fußballer, die immerhin 75 Prozent der österreichischen Profis vertritt, die Pressekonferenz am Donnerstagvormittag sparen können. Weil eine Sache, um die es ging, eigentlich schon vom Tisch war. Montag deponierte VdF-Anwalt Roland Gerlach bei der Linzer Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung, sprich Anzeige, gegen Verteter des ÖGB und deren „Fußballabteilung“ younion wegen Betrug ab. Mittwoch gingen die Einladungen zum Medientermin mit den Themen hinaus. Donnerstag erhielt Doschek genau um 8.52 Uhr in seiner Kanzlei die Nachricht aus Linz, wonach wegen eines zu geringen Anfangsverdachts das Verfahren eingestellt wurde. Ohne dass zwischen Montag und Mittwoch ein Zeuge vernommen wurde. Dagegen gibt es kein Rechtsmittel mehr. Da kann man sich auch seinen Teil darüber denken. Nachvollziehbar ist das nicht. Im Gegenteil, es gibt zu Vermutungen Anlass. Denn immerhin gibt es 30 notariell beglaubigte Aussagen von Spielern, dass sie von einem ÖGB-Vertreter falsch informiert wurden. Noch im Laufen ist laut Arbeitsrechtler Andreas Doschek das Verfahren vor dem Wiener Arbeitsgericht gegen einen zur younion gewechselten ehemaligen VdF-Mitarbeiter wegen Geheimnisverrats oder Datenklaus. Wie lange noch, muss man sich fragen. An die Linzer Staatsanwaltschaft wandte sich Gerlach, weil Spieler von Blau Weiß Linz die ersten waren, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu gebracht werden sollen, die VdF zu verlassen.
Die höhnische Reaktion des younion-Pressesprechers mit LASK-Vergangenheit ließ nicht lange auf sich warten. Kam bereits 16 Minuten nach Beginn der Pressekonferenz: „Die erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe sind somit haltlos.“ Eine Stunde und acht Minuten später folgte ein Zusatz mit dem Ausflug in die Politik: „Was die VdF erzählt, stimmt einfach nicht. Wir fühlen uns wie Martin Thür, der auf Lena Schilling antworten sollte.“ Die VdF wird aber keine Verschwiegenheitserklärung wie Lena Schilling abgeben. Wenn der gute Herr sich schon bemüßigt fühlte, die Politik zu bemühen, dann wäre es besser, an die Rede von Bundespräsident Alexander van der Bellen zur Eröffnung der Bregenzer Festspiele zu denken, der vor Spaltung warnte.
Genau darum und um nichts anderes geht es offenbar der younion und dem ÖGB, im Kampf um das Monopol bei den Kollektivvertragsverhandlungen: Die Profis zu spalten. Das Bundeseinigungsamt, in dem nachweislich Vertreter des ÖGB sitzen, lehnte in erster Instanz den Antrag der VdF, für die Profis den Kollektivvertrag zu verhandeln, ab. Jetzt liegt der Fall beim Verwaltungsgericht, das nicht die letzte Instanz ist. Die Prognose von Spezialist Doschek: „Das wird sich noch über Jahre hinziehen!“
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