Fußball

Optimist Hasenhüttl gab „nur“ 32,4 Millionen aus

Einen Tag nach dem deutschen Supercup zwischen Borussia Dortmund und Bayern München eröffnet Sonntag im Londoner Wembley-Stadion der „Charity Shield“ zwischen Doublegewinner Manchester City und Vizemeister FC Liverpool die Saison in England. Die Premier League beginnt nächsten Freitag mit Liverpool – Norwich, Österreichs einziger Trainer in der vielleicht besten Liga der Welt, Ralph Hasenhüttl, startet einen Tag danach mit Southampton im Turf Moor von Burnley in seine zweite Saison auf der Insel. Seine erste von Beginn an. Denn in der letzten war er erst im Dezember als Nachfolger von Mark Hughes eingestiegen, rettete die „Saints“ vor dem Abstieg. Der Mann, der Ralph Hasenhüttl holte, ist nicht mehr da: Eishockeyfachmann Ralph Krueger beendete seine fünfjährige Mission als Vorstandschef. Ob das auf Druck des chinesischen Besitzers Gao Jisheng, der großteils die Anteile der Schweizerin Katharina Liebherr übernahm, die Krueger installiert hatte, geschah oder nicht, ist jetzt egal. Krueger kehrte in die NHL zurück, trainiert die Buffalo Sabres, kassiert beim Klub, bei dem Thomas Vanek zum Topstar geworden war, umgerechnet 3,6 Millionen Euro pro Saison.

Der Klassenerhalt war Hasenhüttls bisher schwerste Trainermission. Acht Kilo nahm er in der 250.000 Einwohner-Stadt durch Intervallfasten ab. Jetzt erlebte er die erste Transferzeit, in der er nicht nur Trainer, sondern auch Manager war. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden: „Wir sind schon auf einem guten Niveau“, teilte er den Fans via Homepage des Klubs  mit „we´re at a good level“ mit, bevor Samstag seine Truppe nach 82 Tagen ins St. Marý´s Stadium zurückkehrt, im letzten Saisontest den 1.FC Köln mit seinen Landsleuten Florian Kainz und Louis Schaub empfängt. Für Hasenhüttl ein Wiedersehen mit seiner Vergangenheit, sprich deutsche Bundesliga. Wenn Southampton den bisherigen Punkteschnitt unter Hasenhüttl beibehält, könnte es sich mit Platz zehn ausgehen. Der Ehrgeiz des 51jährigen Grazers will aber mehr. Southampton soll „best of the rest“ werden. So nennt man in England denjenigen, der in der Tabelle nach den großen sechs Klubs aus Manchester, London (Chelsea, Tottenham, Arsenal) und dem FC Liverpool kommt. Das wäre Rang sieben.

Hasenhüttl bezieht seine Zuversicht auch aus der guten Vorbereitung in Vorarlberg. Zum viertägigen Trip nach Macao zum Klubbesitzer nahm er nur fünf Stammspieler plus talentierter Nachwuchsleute, wie den früheren Rapid-Nachwuchsspieler Christoph Klarer, einen 19jährigen Innenverteidiger, mit. Letzten Sonntag schlug Southampton im „De Kuip“ von Rotterdam 3:1, wobei mit Che Adams und dem Marokkaner Sofiane Boufal zwei Neue je ein Tor erzielten. Boufal war an Celta da Vigo verliehen, steht bei Hasenhüttl höher im Kurs als die anderen Rückkehrer. Wie der holländische Abwehrspieler Wesley Hoedt (ebenfalls von Celta) und der Argentinier Guido Carillo (Leganes). Im Jänner ließ Hasenhüttl Portugals Europameister Cedric Soares  zu Inter Mailand ziehen, jetzt ist er wieder zurück. Aber er passt nicht zu Hasenhüttls Philosophie mit viel Speed und hohem Pressing. Daher steht auch er zum Verkauf-

Er holte nur Spieler, die zum Southampton-Stil passen, und nicht älter als 24 sind. Wie Mittelstürmer Che Adams von Zweitligist Birmingham und Linksaußen Moussa Djenepo von Standard Lüttich, der im Afrika-Cup mit den Salzburger Diadie Samassekou und Sedou Koita für Mali gespielt hatte. Für beide gab er „nur“ 32,4 Millionen Euro aus. Die sind für englische Verhältnisse nur ein Klacks. Zum Vergleich: Ex-Rapidler Joelinton kostete Newcastle 45 Millionen. „Unsere Akademie wird als beste in England eingeschätzt“, sagt Hasenhüttl, „aus der müssen wir die Spieler entwickeln und hoch zu den Profis ziehen.“ Bestes Beispiel ist der 20jährige französische Verteidiger Yan Valery. Vielleicht gelingt dem 1,91 Meter großen Klarer etwas ähnliches. Sein Vertrag läuft bis 2021.

Neu sind die chinesischen Werbezeichen auf den Southampton-Dressen. Die lösten Sponsor Virgin ab, der die Gäste am Stadion auf einem Plakat in „Ralphampton“ begrüßte. Der Hype um ihn war Hasenhüttl anfangs sogar etwas unheimlich, nach zwei Siegen galt er schon als „King Ralph“. Aber er schaffte es, die Fans der „Saints“ nachhaltig zu begeistern und überzeugen, die daher sehr positiv gestimmt sind, seit er da ist. Das gibt auch Hasenhüttl Kraft. Und darum versichert er am Telefon: „Ich habe eine extreme Jobzufriedenheit, hier eine Aufgabe gefunden, die mich voll ausfüllt. Ich will mir in dieser Liga einen Namen machen.“ Der erste Schritt dazu ist ihm schon gelungen.

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