Wenn von Paris St. Germain die Rede ist, dann denkt jeder zuerst an Neymar, an Kylian Mbappe, vielleicht an den brasilianischen Kapitän Thiago Silva, an den Argentinier Mauro Icardi, möglicherweise auch an Trainer Thomas Tuchel. Aber sicher keiner an Eric Maxim Choupo-Moting, einen 31 jährigen deutschen Stürmer, dessen Vater aus Kamerun kommt. Aber dieser Choupo-Moting ist seit Freitag Abend der neue König von Paris. Weil er Frankreichs Meister, der im Viertelfinale der Champions Lague von der 27. bis zur 90.Minute gegen Atalanta Bergamo 0:1 zurück lag, mit zwei starken Aktionen rettete, mit seinem zweiten Tor in der Champions League, dem ersten seit sechs Jahren (damals im Schalke-Dress) für den 2:1 (0:1)-Sieg sorgte. Am 50. Geburtstag des Klubs, der zum ersten Mal seit 25 Jahren, seit 1995, unter die letzten vier der Champions League kam.
Mit Atalanta verabschiedete sich der letzte italienische Klub aus der Königsklasse. Dem fast alle den Aufstieg gegönnt hätten, weil er aus der Stadt kommt, die in Italien am härtesten von Corona betroffen wurde. 6000 Tore hatte es in Bergamo gegeben. Es hieß, Covid 19 habe sich auch wegen des Achtelfinalspiels zwischen Atalanta und Valencia am 19. Februar in Mailand vor 60.000 Fans so rasant verbreitet. Ein Sieg von Atalanta über Paris wäre ein Zeichen für zurückkehrende Normalität gewesen. Es sollte nicht sein. Weil einer das Match für Paris entschied, mit dem vorher keiner rechnete.
Atalanta drückte auch ohne seinen slowenischen Offensiv-Star Star Josip Ilicic auf das Tempo, ging durch einen Schlenzer des in Mainz geborenen Kroaten Mario Pasalic in Führung. Tuchel brachte nach 60 Minuten den verletzt gewesenen Mbappe als ersten Joker, aber erst mit dem fünften und letzten, mit Choupo Moting, der den wirkungslosen Icardi ersetzte, kam die späte Wende. Choupo Moting leitete mit einem Dribblings von rechts zur Mitte und einer Flanke auf Neymar das 1:1 in der 90.Minute ein. Den Pass des Brasilianers verwertete dessen Landsmann Marquinhos. Der britische Referee Anthony Taylor ließ sechs Minuten nachspielen. In der 93.Minute traf Choupo Moting selbst aus kurzer Distanz nach perfektem Assist von Mbappe. Der Glanzpunkt in Choupo Motings Karriere, in der er für Kamerun erfolglos bei den Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien gespielt hatte, bei der auch Österreicher seinen Weg gekreuzt hatten.
In seiner Mainzer Zeit spielte er mit Andi Ivanschitz zusammen, da hieß ihr Traine Tuchel. Bei Schalke war eine Saison lang (2014/15) Christian Fuchs sein Mitspieler. Mit Kevin Wimmer stieg er 2017/18 bei Stoke gemeinsam aus der Premier League ab. Danach holt ihn Tuchel nach Paris. Bis zum 12. August 2020 verstand eigentlich keiner warum. Der Abend im Estadio da Luz von Lissabon veränderte alles. Der Vertrag von Choupo Moting endet mit dem letzten Spiel beim Finalturnier der Champions League. Bis jetzt gab es bei Paris kein Interesse an einer Verlängerung. Die 17 Minuten gegen Atalanta mit Siegestor und einem Assist werden auch das verändert haben.
