Fußball

Pep schreit! Keiner bietet so viel Spektakel wie AS Monaco

Schlechter hätte das 100. Europacupspiel in seiner Trainerkarriere für Pep Guardiola  nicht laufen können. Weil er mit Manchester City durch das 1:3 (0:2) bei AS Monaco bei einem Gesamtscore von 6:6 wegen zwei Auswärtstoren weniger als Frankreichs Tabellenführer das Viertelfinale der Champions League verpasste, was ihm davor mit dem FC Barcelona und Bayern nie passiert war. Mit Barcelona gewann er zweimal die Königsklasse in den Endspielen von Rom 2009 und Wembley 2011 gegen Manchester United, schied zweimal im Semifinale aus.  Wie später dreimal mit den Bayern. Jetzt hat Pep aber europaweit den Schaden und Spott in den Schlagzeilen der Medien. „Pep schreit“, titelte die englische „Sun“. Für den „Daily Mirror“ hat er alles falsch gemacht, der „Guardian“ zweifelte , ob Manchester City unter ihm überhaupt Fortschritte gelangen, die „Times“ sah die Gefahr, dass sein Projekt in Manchester überhaupt scheitert, wenn er die Defensivprobleme nicht in den Griff bekommt. Auch aus Deutschland bekam Guardiola noch einen mit. „Bild“ fiel zu seiner Pleite im Fürstentum der  Titel „Pep fürsterlich“ ein.

Guardiola kritisierte nachher sowohl seine Millionenstars als auch sich selbst. Weil er die von seiner Offensivmarschroute nicht überzeugen konnte, die in der ersten Hälfte völlig passiv als Begleitservice agierten, als  die Franzosen zauberten. Nach 29 Minuten bejubelte Prinz Albert II im Stadion Luis II, dessen Spielfeld direkt über dem Parkhaus gebaut wurde, 8,50 Meter über der Straßenhöhe in Monaco liegt, die 2:0-Führung seines Lieblingsklubs. Ausnahmsweise waren diesmal alle 18.500 Plätze besetzt. Dabei bietet Monaco so viel Spektakel wie kein anderer: 84 Tore in 29 Ligaspielen. Guardiola warnte vor dieser Offensivpower vergeblich. Die „Citizens“ drehten zwar nach der Pause zwar auf, nützten von vier Sitzern aber nur einen durch den deutschen Jungstar Leroy Sane. Aber das Glück währte nur sechs Minuten lang: Dann schlug wieder Monaco zu. Weil der überragende Mittelfeldspieler Tiemoue Bakayoko nach einem  Freistoss völlig frei zum Kopfball kam. Den 22jährigen mit den grau gefärbten Haaren jagt bereits Chelsea. Auch ein anderer steht auf den Einkaufslisten der europäischen Großklubs: Der erst 18jährige Kylian Mbappe Lottin, Schütze des 1:0.

Sein portugiesischer Trainer Leonardo Jardim lebte  nach dem Schlusspfiff seine Emotionen ebenso aus wie bereits letzten August nach dem Aufstieg im Play-off gegen Villarreal aus Spanien, damals vor nur 8750 Zuschauern. Er trommelte mit den Fäusten auf den Rasen, schrie lauthals seine Freude heraus, klatschte begeistert seinen Trainerstab ab. Fete in Monaco, obwohl  mit Falcao der routinierte Torjäger  verletzt ausgefallen war. Spielte keine Rolle, Jardim profitierte von der enormen Breite des Kaders. In Madrid werden sich Aleksandar Dragovic und  Julian Baumgartlinger nach dem 0:0 mit Leverkusen gegen Atletico, das erwartungsgemäß ihren Abschied bedeutete, ihren Teil zu Monacos Triumph gedacht haben: Leverkusen führte  Ende September beim Gruppenspiel in Monaco bis in die Nachspielzeit, ehe dem polnischen Abwehrchef Kamil Gilk mit einem Tausendguldenschuss der Ausgleich gelungen war. In Leverkusen verlor Monaco 1:3. Auch Gilks  Gelbsperre verkraftete Monaco gegen Manchester. Die Investitionen des Präsidenten und Besitzers, des russischen Düngemittel-Oligarchen Dimitri Rybolevlov, machen sich bezahlt. Der Klub aus dem Fürstentum labt sich  weiter  an der Königsklasse.

„Die Champions League ist für uns und auch für ganz Frankreich ein Traum.  Ein großer Tag für uns alle“ gestand  Bakayoko. Die 1:6-Schmach von Paris St. Germain in Barcelona zählt vorübergehend nicht mehr. Frankreich ist Freitag mittags bei der Viertelfinalauslosung in Nyon vertreten.In der sich Fußball-Deutschland mehr damit leben kann, wenn Bayern oder Dortmund auf Barcelona und Real Madrid treffen sollten, als mit einem innerdeutschen Duell. Dann würden nämlich Bayern und Dortmund innerhalb von 76 Tagen in Champions League, Bundesliga und deutschem Pokal viermal aufeinander treffen. Dreimal in München.

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