Eishockey

Punkt gegen USA ist wie ein Wunder von Tampere- aber es war mehr möglich

Wenn eine Mannschaft mit 13 WM-Neulingen gegen eine mit 16 Profis von NHL-Teams nach der regulären Spielzeit einen Punkt holt, dann darf man durchaus von einer außerordentlichen Leistung sprechen. So wie es Österreichs Teamchef Roger Bader Sonntag Nachmittag in der Nokia-Arena gegen die USA zurecht tat. Denn WM-Erfolge gegen die Amerikaner haben Seltenheitswert. Den letzten Sieg gab es 2001 in Köln mit 3:0 unter dem zu früh verstorbenen Ron Kennedy. Zuvor 1983 in Tokio ein 3:3, als bei der USA ihr Olympiaheld von Lake Placid, Jim Craig, im Tor spielte. Das war aber eine B-WM, bei der so wie jetzt ein Schweizer (Ruedi Killias) Österreichs Teamchef war. So beachtenswert die 2:3 (1:0, 1:1, 0:1, 0:1)-Niederlage in Tampere war, sie hinterließ doch auch einen Beigeschmack: Es wäre mehr möglich gewesen, nämlich die ganz große Sensation, ein Sieg nach regulärer Spielzeit. Aber das klingt fast wie schon wie Haare in der Suppe suchen. Wenn man bedenkt, dass die Österreicher nur 26 Stunden nach dem kräfteraubenden Auftakt gegen Schweden wieder aufs Eis mussten, die US-Boys Samstag einen Ruhetag hatten. Und dass mit Benjamin Baumgartner im zweiten Drittel ein Center nach einem harten Check von US-Kapitän Seth Jones verletzt ausschied.

Aber man trauert natürlich einem Sieg nach, weil Österreich 2:0 in Führung lag. So stand es nach 35 Minuten. Nach zwei Toren von WM-Debütanten. Im ersten Drittel traf im Powerplay Benjamin Nissner nach einem Superassist  von Marco Kasper, des jüngsten WM-Spielers, der mit 19:29 Minuten auf die meiste Eiszeit der Österreicher kam. Sein Solo und der Pass waren so herausragend, dass Baders Assistent Arno Del Curto, in Österreichs roter Trainingsjacke hinter der Bande, danach dem 18 jährigen Kärntner auf die Schultern klopfte, sogar seinen Helm küsste. Für das 2:0 sorgte Paul Huber, der einen Pass von Ali Wukowits mit dem Schlittschuh mitnahm, dann den amerikanischen Goalie Strauss Mann austrickste. Beim Jubel sprang der Salzburg-Stürmer an die Bande, ehe ihn die Mitspieler gratulierten (Bild oben). Aber nur 27 Sekunden später begann das Verhängnis. Der starke Torhüter David Kickert, der 36 Schüsse hielt, ließ sich von einem Backhandschlenzer ins kurze Eck überraschen. Ein vermeidbarer Gegentreffer. Erinnerte an den vom ansonst fehlerlosen Bernhard Starkbaum am Tag davor zum dritten Tor Schwedens.

Der Ausgleich gelang den Amerikanern im Powerplay. 55 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit hatte Österreich numerische Überlegenheit, die in der Verlängerung noch 1:05 Minuten dauerte. Das Powerplay blieb ungenützt. Auch weil das Puckglück fehlte: Peter Schneider traf die Latte.  Nach 3:07 Minuten der Overtime nützte der 18 jährige Luke Hughes, von der University of Michigan, einer der drei Amerikaner, der nicht aus der NHL kommt, einen Fehler von Brian Lebler zu einem Solo und zum Siegestreffer. Aber auch der Punkt tat den Österreichern vor ihrem ersten Ruhetag sehr gut. Vor allem, weil den zuvor auch Großbritannien schaffte. Die Briten holten im letzten Drittel gegen Norwegen ein 0:3 auf, verloren im Penaltyschießen. Eine Warnung für die Österreicher kam schon Samstagabend von Lettland mit der knappen 1:2-Niederlage gegen Finnland. Es wird noch ein harter Weg zum Klassenerhalt.

Der Dienstag gegen Tschechien weiterging. Beim respektablen WM-Start der Österreicher war Verbandspräsident Klaus Hartmann nicht in der Nokia-Arena. Vom gesamten Verbandspräsidium fand es niemand der Mühe wert, bei der WM von Beginn an anwesend zu sein. Zum Glück hat alles, was rund um das Nationalteam passiert, mehr Niveau.

Foto: IIHF.

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