Fußball

Rapid außer Rand und Band: So geht Platz zwei verloren

Erstmals in dieser Saison drei Niederlagen hintereinander mit 2:8-Toren, erstmals seit drei Jahren gegen Sturm Graz verloren, erstmals in dieser Saison ein Match verloren, in man zur Pause noch in Führung lag: Aus einem 1:0 wurde in der letzten halben Stunde, in der sich Rapid außer Rand und Band, geradezu inferior präsentierte, noch ein 1:4 (1:0). Sturm gewann nach einem Pausenrückstand erstmals in dieser Saison drei Punkte: „Nach einer unserer besten Leistung“, wie Trainer Christian Ilzer zufrieden konstatierte. Sturm holte Rapid ein, blieb aber wegen der schlechteren Tordifferenz Dritter. Die Ausgangsposition für die letzte Runde am Pfingstsamstag: Rapid empfängt im Allianz-Stadion vor 3000 Zuschauern den LASK, der in Pasching gegen Meister Red Bull Salzburg nach 1:0-Führung innerhalb von 37 Sekunden reiner Spielzeit zwei Tore kassierte und am Ende klar 2:5 (1:3) verlor, Sturm gastiert in Wolfsberg. Gegen die Kärntner, die in Innsbruck bei WSG Tirol ein glückliches 2:2 (0:1) schafften, gewannen die Grazer in der Saison noch kein Spiel. Sturm hat Platz drei sicher, kann vom LASK nicht mehr überholt werden. Das ist viel mehr als vor der Saison erwartet. Dafür verdienen alle Beteiligten Respekt: Die Mannschaft, Ilzer und sein Staff, Sportchef Andreas Schicker, der bei seiner Personalpolitik nie danebengriff. Mit Ion Gorenc Stankovic, David Nemeth, Gregory Wüthrich und im Winter mit Kelvin Yeboah wahre „Glücksgriffe“ tätigte. Wenn Rapid den LASK schlägt, könnte Wolfsberg mit einem Sieg über die Grazer den LASK noch überholen, von Platz vier verdrängen. Das wäre ein Supergau für die Linzer. Präsident Siegmund Gruber und Vize Jürgen Werner standen nach der fünften Saisonniederlage gegen den Meister, „Sky“ für ein Interview zur Verfügung zu stellen.

Im Wiener „Sky“-Studio, nicht weit vom Allianz-Stadion entfernt, prophezeite Marc Janko, dass Rapid Platz zwei in der letzten Runde an Sturm Graz verlieren wird. Dann wäre Feuer am Hütteldorfer Dach, könnten Transferpläne wie der Zuzug von Kevin Wimmer nicht realisiert werden. Jankos Begründung klang plausibel: „Bei Rapid ist etwas von dem verloren gegangen, was die Mannschaft über die ganze Saison auszeichnete. Es kämpft nicht mehr einer für den anderen.“ So sah es jedenfalls in  Graz aus, als Rapid zwischen der 60. und 79. Minute drei Tore kassierte. Der  Chip von Max Ullmann, der die Aktion zum Grazer 2:1-Führung und  einleitete, grenzte an Fahrlässigkeit, wirkt auch irgendwie überheblich. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Schon Rapids Pausenführung war sehr glücklich. Denn Yeboah vergab drei klare Chancen. Bei Rapids Führung von Ercan Kara half ein unmotivierter Ausflug von Sturm-Tormann Jörg Siebenhandl. Taxiarchis Fountas traf aus unmöglichem Winkel am Keeper vorbei mit einem Kunstschuss die Stange, Kara verwertete den Abpraller. Kurz nach der Pause hatte Fountas mit einem Kopfball an die Stange Pech, ausgerechnet in die beste Phase Rapids fiel der Ausgleich. Zwölf Minuten später fälschte Yeboah mit links einen Schuss von Ivan Ljubic auf, dann traf der Ex-Rapidler Andreas Kuen mit einem Kunstschuss vom Strafraum, ehe in letzter Minute Ljubic Rapids Kapitän Dejan Ljubicic aussteigen ließ und mit einem Aufsitzer Richard Strebinger bezwang: „So wie wir darf man nicht auftreten“, gab Ljubicic zu.

Von den Spielern, die Mittwoch in Salzburg in die Mannschaft gekommen waren, um Stammspieler für Graz zu schonen, ließ Rapids Trainer Didi Kühbauer Christoph Knasmüllner, Thorsten Schick und  Lionel Schuster drinnen, Yusuf Demir kam erst zwei Minuten vor dem entscheidenden dritten Tor von Sturm: „Wir haben es versäumt, das Match heim zuspielen“, klagte er nachher, „wir sind nicht richtig in die Zweikämpfe gegangen. So gewinnt man gegen keine Mannschaft. Wir werden einiges ansprechen müssen.“ Das gilt wohl auch für den LASK. Bei Salzburg gab es gegenüber dem Meisterstück am Mittwoch sechs Umstellungen, Tormann Cican Stankovic, Max Wöber, Kapitän Andreas Ulmer, Zlatko Junuzovic,  Mergim Berisha und Brenden Aaronsen gehörten nicht zur Startelf. Millionenkauf Nico Mantl durfte im Tor debütieren, hielt nach er Pause, als das Match bei der 4:1-Führung entschieden war, einen Elfmeter von Johannes Eggestein. Auch der Franzose Oumar Solet, Bernardo, Talent Nicolas Seiwald und der Schweizer Noah Okafor kamen neu hinein. Was nach der Linzer Führung durch Eggestein passierte, ist nicht alltäglich: Anstoß Salzburg, darauf folgte der Ausgleich durch Enock Mwepu. Anstoß LASK, es folgte prompt Salzburgs Führung durch Okafor.  LASK-Trainer Dominik Thalhammer nannte dies beispiellos naiv.

Wolfsberg hatte in am Innsbruck Tivoli Glück, dass Tirols Tormann Ferdinand Oswald Dejan Joveljic den Führungstreffer zum 2:1 geradezu servierte und in letzter Minute Benjamin Pranter, zuvor Schütze des 2:2,  in seinem letzten Heimspiel mit einem umstrittenen Elfmeter an Tormann Manuel Kuttin scheiterte. Wolfsbergs Innenverteidiger Baumgartner sah wegen Kritik an Referee Gelb-Rot, wird Samstag abgehen. Wolfsbergs Kapitän Michael Liendl stellte fest: „Dreimal hintereinander unter die ersten Drei zu kommen, wäre von einem Klub mit unseren Möglichkeiten zu viel verlangt!“

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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