Eigentlich 70 Minuten lang die bessere Mannschaft mit 30 Torschüssen und einem klaren Chancenplus, aber doch die erste Heimniederlage in der Bundesliga im neuen Zuhause kassiert, dazu mit Stefan Schwab mit Stephan Auer wieder zwei am Knöchel schwer Verletzte, damit vier Ausfälle in den letzten zwei Partien innerhalb von vier Tagen. Rapid hatte auch beim 0:2 gegen die Austria im Wiener Derby die Seuche am Fuss. Der umstrittene Elfmeter zur violetten Führung passte genau ins Bild. „Wenn du verlierst, kriegst du Prügel“, wusste Trainer Mike Büskens, ging trotzdem nach sechs sieglosen Spielen davon aus, sowohl Mittwoch im Cup gegen Blau-Weiß Linz als auch Samstag in der Meisterschaft gegen die Admira in der Südstadt auf der Bank zu sitzen. Für vergebene Chancen kann man den Trainer nicht zum Sündenbock machen. Als einer den Jahrhundertrapidler Hans Krankl bei seinem ersten Einsatz als Sky-Experte im neuen Stadion gegen Ende auf der Tribüne darauf ansprach, dass er bei diesen Rapid-Chancen, die speziell Joelinton und Louis Schaub verschleuderten, trotz seiner 63 Jahre noch vier Tore erzielt hätte, zeigte er lächelnd alle fünf Finger seiner linken Hand. Nicht vier, sondern fünf! Möglicherweise hat er das auch ernst gemeint.
Die gefürchteten Reaktion des Block West, der 94 Minuten die Mannschaft vorbehaltlos anfeuerte, auf die Pleite? Kein Applaus für die Verlierer, als die sich für die Unterstützung bedankten wollten. Sondern Gesten, sie sollten in der Kabine verschwinden. Und die Fans skandierten den Namen des Mannes, den sie für die verkorkste Lage verantwortlich machen. Nämlich Sportvorstand Andreas Müller, der vor der Saison die Erwartungen in Höhen schürte, die Rapid offenbar nicht erfüllen kann. Auch wegen seiner Personalpolitik, der teuersten der grün-weißen Klubgeschichte. Ernst Dokupil, der Mitte der Neunzigerjahre zum Teil durch kluge Einkäufe Rapid zu Meistertitel und in ungeahnte Höhen sprich Europacupfinale geführt hatte, meinte nach dem Derby trocken und sarkastisch: „Würden die vier Sommer-Neuerwerebungen einschlagen, hätte Rapid wirklich eine gute Mannschaft.“
Man muss kein Prophet sein, um schon nach zwölf Runden zu prophezeiten, dass die Mission 33 zum ersten Meistertitel seit 2008 in dieser Saison trotz neuem Stadions nicht gelingen wird. Ganz im Gegenteil, geht es in diesem Stil weiter, muss Grün-Weiß sogar um einen Europacupplatz bangen. Dass im Cup die jahrzehntelange schwarze Serie beendet wird, ist auch nicht unbedingt zu erwarten. Es gibt manches, was nicht nachvollziehbar ist. Wie, dass der nicht fitte Christoph Schösswendter im Derby auf die Bank kommt und der als großes Defensiv-Talent gepriesene Max Wöber auf die Tribüne muss und dementsprechend Frust zeigt. Dass einer, der wochenlang nicht wirklich gefragt war, im Derby die Kastanien aus dem Feuer holen soll. Noch dazu auf seiner schwächeren linken Seite (Auer). Die Stürmerlegionräe blieben einmal mehr den Beweis schuldig, mehr Qualitäten zu haben als die Angreifer, denen man nicht mehr vertraute (Alar, Prosenik). Vielleicht hätte auf anderen Positionen auch Handlungsbearf bestanden. Violett gelang der stürmisch bejubelte erste Derbysieg seit einem Jahr auch,weil Youngster Osman Hadzikic der bessere Tormann war. Richard Strebinger muss sich das zweite Austria-Tor ankreiden lassen: Schlechter Abschlag, zudem den Pass durch den kleinen Strafraum zum Doppel-Torschützen Alexander Grünwald passieren lassen.
Wie kommt Rapid aus der Prügelzone rasch wieder raus? Die schlüssige Antwort kann nach der Derbyniederlage keiner aus er grün-weißen Chefetage liefern. Durchhaltephrasen wie „Augen zu und durch“ oder „Arschbacken zusammenkneifen“ sind auch kein Ausweg. Eher die Devise des ersten „Mister Rapid“ aus Gründerzeiten, Dionys Schönecker. Vom zusammen kämpfen und siegen. Die scheint derzeit alternativlos zu sein. Rapid könnte derzeit eine Persönlichkeit, die Schönecker gewesen sein muss, die das in der schwierigen Lage vorlebt und vorgibt, sehr gut gebrauchen. Seine Statue steht bor dem Eingang zum Fanshop.