Zu Saisonbeginn dachte man noch an eine schwere Saison für Austria im Ausweichquartier Happel-Stadion, an Rapids Durchstarten im neuen Zuhause in Hütteldorf. Speziell nach Rapids 4:1-Derbysieg in der dritten Runde am 7. August im Prater. Drei Monate später sieht die Siftuation völlig anders aus: Austria hat acht Punkte mehr in der Bundesliga als der Erzrivale, kann Donnerstag mit einem Heimsieg gege Astra Giurgiu aus Rumänen den Aufstieg unter die letzten 32 der Europa League fixieren. Rapid droht in der belgischen Bergwerkstadt Genk, wo seit der Schließung der Ford-Werke hohe Arbeitslosenzahlen große Sorgen machen, mit einer Niederlage das k.o. Nach den letzten Wochen muss man das fast befürchten. Ausser es gelingt Trainer Damir Canadi in der 25.000 Zuschauer fassenden Cristal-Arena auf wundersame Weise das herauzukitzeln, was Rapid am 24. Oktober 2013 dort gelungen war: Über die Grenzen zu gehen. Das forderte der damalige Trainer Zoran Barisic vor dem Match. So schaffte Rapid mit der bis dahin besten Saisonleistung im letzten Europacup-Auswärtsspiel der Ära von Präsident Rudi Edlinger ein 1:1. Ein Unentschieden würde auch diesmal die Aufstiegschancen am Leben erhalten.
Vor drei Jahren zeigte Rapid viel Mut,spielte gut Fussball und nach vorne. Vergab zu Beginn drei klare Führungschancen. Von der damaligen Besetzung sind allerdings nur noch vier Mann dabei: Sonnleitner, Schaub, Schrammel und Novota. 2013 ein ruhiger Rückhalt im Tor, drei Jahre später Ersatz. Kein Thema mehr, weil bei einem anderen Verein, nicht mehr aktiv oder verletzt: Trimmel, Palla, Petsos, Boskovic, Behrendt, Steffen Hofmann, Starkl, Boyd und Sabitzer, der damals nach einer perfekten Flanke von Schrammel acht Minuten vor Schluss zum Goldköpfchen würde, den Ausgleich erzielte: „Wenn sie mich so frei stehen lassen, treffe ich sogar per Kopf“, meinte er damals salopp. Von Genks damaliger Mannschaft spielt im September beim 2:3 im Allianz-Stadion sowie letzten Samstag beim 2:0 in Eupen in der Meisterschaft nur noch einer: Der nunmehr 36jährige Mittelfeldspieler Thomas Buffel.
Genk ist bekannt für seine Nachwuchsakademie. Aus der gingen Stars wie Torhüter Courtois (jetzt Chelsea), de Bruyne (jetzt Manchester City) oder Torjäger Benteke (jetzt Crystal Palace) hervor. Als sie 2011 und 2012 an Chelsea, Werder Bremen und Aston Villa verkauft wurden, brachte das Genk gesamt 25,8 Millionen Euro. Jetzt gilt der zweifache Torschütze von Wien, der 19jährige Leon Bailey aus Jamaika, als ähnliches Juwel. Genk liegt derzeit in Belgiens Eerste Klasse A nur an achter Stelle mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer Waregem. Rapid hat zehn auf Sturm Graz.
2013 sorgten auch die Ereignisse rund um das Match für Schlagzeilen: Am Tag des Spiels lehnte in Wien das Wahlkomitee Rapids zur Präsidentenkür die Liste von Kandidat Erich Kirisits mit Jahrhundertrapidler Hans Krankl als Vize ab, ließ sie nicht zur Wahl zu. Mit abstrusen, fadenscheinigen Begründungen. 24 Stunden danach erklärte der jetzige Boss Michael Krammer, der noch als Chef der Reformkomission beteuert hatte, nicht das Präsidentenamt anzustreben, aus Venedig die Bereitschaft, sich dem Wahlkomitee zu stellen. Damals lieferte auch die Personalie des Sportchefs Gesprächsstoff. Der amtierende Helmut Schulte, wegen seiner Ruhe und klaren Linie sehr geschätzt, wurde von Fortuna Düsseldorf heftig umworben, wo der Trainer für ihn Druck machte. Sein Name: Mike Büskens. Schulte, inzwischen bei Union Berlin, nahm mit Jahresende 2013 Düsseldorfs Angebot an. Jetzt gibt´s bei Rapid Stimmen für seine Rückkehr, gegen die sein Vertrag bei Union Berlin, die in der zweiten Liga um den Aufstieg spielt, spricht. Um den chancenreichsten Kandidaten Andi Herzog änderte sich Montag Abend seine Situation. Mit der Entlassung von Jürgen Klinsmann als Teamchef der USA ist wohl auch seine Zeit als Teamchefasisstent in den Staaten beendet, auch wenn das noch nicht offiziell ist. Ein Hindernis fällt weg. Jetzt liegt´s an der fachlichen Kompetenz des Rapid-Personalausschuss.