Das 4:1 von Sturm Graz gegen Slovan Bratislava lieferte auch nach zwei Tage später Gesprächsstoff. Weil es ein toller Abend war, der dem Vizemeister laut Trainer Christian Ilzer mental viel Kraft verlieh, aber auch Substanz kostete. Leider auch, weil die Slovan-Fans Spuren im Gästesektor hinterließen. Unter anderem mit verwüsteten Sanitäranlagen. Sonntag folgt mit dem ausverkauften Ligaschlager gegen Rapid das nächste Hochrisikospiel. Zwei Fanklubs von Sturm feiern ihr 30 jähriges Bestehen. Zu befürchten, dass dies unter anderem mit Pyrotechnik passieren und aus dem grün-weißen Gästesektor die Antwort darauf folgen wird. Eine Spielunterbrechung von Schiedsrichter Walter Altmann wegen eines verrauchten Spielfelds wäre keine große Überraschung.
Rapids Trainer Robert Klauß sah vor dem TV-Schirm bei Sturms starker zweiter Hälfte nichts Neues, was ihn zum Nachdenken zwang. Auch nicht die neue Defensivvariante der Grazer mit drei Innenverteidigern und Alexander Prass auf der linken Außenbahn: „Mir wäre lieber gewesen, hätte Sturm bis zur 90. Minute leiden müssen und mehr Kräfte gelassen!“ Passierte nicht, trotzdem behauptete Klauß: „Wir sind nicht so weit weg!“ Wenn man sich Rapids Leistungen beim Cupaufstieg gegen St. Pölten und beim 2:0 in Wolfsberg in Erinnerung ruft, überrascht diese Zuversicht: „Wir müssen weniger wild sein als Sturm“ heißt das Rezept des Trainers, um in Graz zu punkten. Bedeutet: Wenn Rapids versucht den intensiven Sturm-Stil mitzugehen, endet das mit einer Niederlage. Über Ballkontrolle soll das Spiel beruhigt und Dominanz aufgebaut werden. Ob das Sturm zulassen wird? In Ilzers Ära verlor Sturm keines der sechs Heimspiele gegen Rapid, gewann vier, darunter die letzten drei.
Durch die Gelbsperre von Leopold Querfeld fehlen Rapid zwei Leistungsträger, da Kapitän Guido Burgstaller wie befürchtet erst nächste Runde im Derby ein Thema sein wird. Ihn vertritt erneut Fally Mayulu, der im Herbst beim 1:1 in Hütteldorf Rapids Sieg verhinderte, als er aus kürzester Distanz nicht ins leere Tor traf. Ohne Querfeld beginnt Rapid im Abwehrzentrum erstmals mit einem zusammen 60 jährigen Duo, mit Kapitän Max Hofmann (Bild), der sein 250. Bundesligaspiel bestreitet, und der holländischen Fulham-Leihgabe Terence Kongolo. Die in der Bundesliga bisher nur 15Minuten zusammen spielten. Für Kongolo sah bei vier Einsätzen zweimal die rote Karte. Querfeld Kopfballstärke wird bei den gefährlichen Standards von Sturms sehr abgehen: „Kongolo ist auch kopfballstark, ein klassischer Wettkampftyp“, machte sich Klauß diesbezüglich keine großen Sorgen. 13 Treffer erzielte Sturm in dieser Bundesligasaison bisher nach Eckbällen oder Freistößen. Drei mehr als Rapid. Sturms Treffer zum 2:1 gegen Slovan nach einem Freistoß von Manprit Sarkaria und Kopfballvorlage von David Affengruber durch Kapitän Ion Gorenc Stankovic überraschte Klauß nicht: „Jeder wusste, was kommen wird. Nur Slovan nicht!“
Zweieinhalb Stunden vor dem Schlager in Graz gibt es 75 Kilometer entfernt in Hartberg das Duell zwischen dem Sensationsvierten und dem Dritten LASK. Auch eines der Führenden in der Torschützenliste: Hartbergs Max Entrup, LASK-Kapitän Robert Zulj erzielten bisher ebenso wie Klagenfurts Sinan Karweina neun Treffer. Nicht mehr beim LASK ist der erst im Sommer aus Frankreich von Nimes gekommene Senegal-Stürmer Moussa Kone: Er wurde in die Slowakei an Dunajska Streda verliehen. Kone erwies sich nicht als Verstärkung: Nur acht Einsätze in der Bundesliga, nur drei in der Startelf, nur ein Assist. Wenigstens kostete er keine Ablöse. Hartberg bezog in den letzten neun Duellen gegen die Linzer keine Niederlage (drei Siege, sechs Unentschieden), freut sich über die Vertragsverlängerung mit Hautsponsor Egger Glas bis 2027.
Foto: Gepa/Admiral.