Fußball

Rapids Trennung vom Urgestein Ebner: Ein Sündenbock musste her

Die unruhigen Zeiten bei Rapid nach der Niederlage im Cupfinale und vor allem wegen des dritten verlorenen Wiener Derbys in dieser Saison kosteten einem Urgestein den Job. Wie zunächst „Kurier“ und „Kronen Zeitung“ Dienstagnachmittag meldeten, muss Stefan Ebner (Bild), der seit 1996 bei Rapid mehrere Funktionen hatte, gehen. Das kann nur auf Betreiben von Sportchef Markus Katzer geschehen sein, der gerade fünf Monate im Amt ist. Dienstagnachmittag war Ebner noch beim wöchentlichen Jour Fixe der Führungsetage dabei, gegen 21 Uhr bestätigte Rapid via Aussendung die Änderung im grün-weißen Sportmanagement. Ebner hatte zuletzt mit dem operativen Geschäft in Sachen Profis nur wenig zu tun, war aufgrund seines großen Know-how Projektleiter bei Bau des grün-weißen Trainingszentrums beim Happel-Stadion. Der ist so gut wie erledigt, daher wird er nicht mehr benötigt.

Ebner, der aus Neumarkt in der Steiermark stammt, war als Sportstudent in Kontakt mit Grün-Weiß gekommen. Als er eine Zukunftsstudie über Rapid nach den finanziellen Troubles zu Beginn der Neunzigerjahre verfasste. In insgesamt 54 Transferzeiten hinterließ er Spuren, da gingen sicher mehr als 500 Transfers über seinen Schreibtisch. In der ersten Reihe stand er aber höchst ungern und meist gegen seinen Willen. Mitunter musste das aber sein. Etwa in der Saison 2010/11, als es der damalige Präsident Rudi Edlinger so wollte. Ebners erster Transfer war 1996 der des tschechischen Torjägers Rene Wagner aus Brünn, der aufsehenerregendste der von Dejan „Il Genio“ Savicevic 1999, wegen des er fünf Tage in Belgrad war. Trotz all der Wirren, die damals in der serbischen Hauptstadt nach dem NATO-Bombardement herrschten. Der große Einsatz für Rapid gehörte zu den „Markenzeichen“ von Ebner.

Zuletzt hieß seine Funktion „Direktor Sportmanagement“. Aber er traf schon seit Jahren nicht die Entscheidungen, welcher Spieler verpflichtet oder abgegeben wird. Er handelte die Transfer- und Spielerverträge aus. In allen Details. Da galt er als unerbittlich.  Auf dem Gebiet hat bei Rapid niemand annähernd so viel Erfahrung und Know-how wie Ebner, auch nicht der neue Sportchef Markus Katzer. Vielleicht wollte „Neuling“ Katzer, der letzte Woche seinen früheren Mitspieler Rene Gartler als Assistenten holte, Ebner deshalb loswerden. Oder weil Ebner aufgrund seiner Erfahrung manche Zusammenhänge, die sich abzeichnen, rasch durchschaute. Das ganze sieht auch nach einem „Bauernopfer“ aus, um den verärgerten Fans einen Sündenbock zu präsentieren, der in Wahrheit nichts dafür kann, dass Rapids Saison nicht nach Wunsch verläuft.

Die Frage ist, ob Geschäftsführer Steffen Hofmann, der Ebner jahrzehntelang kennt, die Entscheidung mittrug. Oder ob Katzer das im Alleingang durchzog. Denn nur er ist für die Profis nicht zuständig, nicht Hofmann. Und ob das Präsidium, in dem Michael Tojner und Michael Hatz für den Sport zuständig sind, über Ebner Endes informiert war.

 

Foto: SK Rapid/Red Ring Shots/Daniel Widner.

6

Meist gelesen

Nach oben