Mika Biereth ist seit Montag endgültig „ein Schwoaza“, wie Österreichs Meister Sturm Graz in seiner Aussendung stolz und jubelnd verkündete. Die Geschäftsführer Thomas Tebbich und Andreas Schicker entschlossen sich zu einem wirtschaftlichen Kraftakt, zu einem tiefen Griff in die Kassa, der aber in Wahrheit kein Risiko bedeutete. Schicker handelte in Gesprächen mit Edu Gasper, dem brasilianischen Sportvorstand von Englands Vizemeister Arsenal, eine Transfersumme von 4,75 Millionen Euro aus. So viel gab Sturm noch nie für einen Spieler aus. Die höchste Summe waren 3,93 Millionen in der Ära von Hannes Kartnig für Charles Amoah, der dann floppte, im Jänner 2001, die an St. Gallen bezahlt wurden. Biereth konnte im Frühjahr mit neun Toren und vier Assists überzeugen. Arsenal lehnte ab, ihn nochmals auszuleihen, also kaufte Sturm den 21 jährigen, gab ihm einen Vierjahresvertrag. Biereth ist auch ein guter „Typ“. Wie sein Auftritt bei der Meisterfeier am Grazer Hautplatz bewies. Da kam er nach einer durchfeierten Nacht noch im schwarzen Dress, in dem er am Tag davor beim 2:0 gegen Austria Klagenfurt gespielt hatte, trug Perücke und einen aufgeklebten Schnurrbart. Der Däne kann auch feiern.
Warum ist Biereths Kauf kein riskantes Vabanque-Spiel? Dafür gibt es drei Gründe. Erstens wegen der Champions League-Gelder. Allein die Teilnahme bringt 18,85 Millionen Startgeld. Dazu kommen noch die Einnahmen aus vier „Heimspielen“ in Klagenfurt. Zweitens hat Sturm schon einmal mit einem Dänen ein Riesengeschäft gemacht. Mit Rasmus Höjlund. Ihn kaufte Sturm im Jänner 2022 um 1,95 Millionen Euro vom FC Kopenhagen, verkaufte ihn sieben Monate später um stolze 17,2 Millionen an Atalanta Bergamo. Die Summe erholte sich durch eine Weiterverkaufsklausel noch auf 20, weil Manchester United im August 2023 für Höjlund an Atalanta Bergamo um 73,9 Millionen bezahlte. Einige sind überzeugt, dass Biereth mehr Potenzial hat als Höjlund und Sturm für ihn noch eine hehre Ablöse bekommen wird.
Der dritte Grund hat einen Namen: Alexander Prass. Schicker rechnet fix mit dem Abgang des 23 jährigen, der bei der Europameisterschaft in allen vier Partien Österreichs zum Einsatz kam, als Linksverteidiger bei zwei Toren die Beine im Spiel hatte. Borussia Dortmund hat Prass am Radar, weil der Holländer Ian Maatsen, der als Leihgabe von Chelsea im Frühjahr beim Klub von Marcel Sabitzer spielte, um 44,5 Millionen von Aston Villa erworben wurde. Die deutschen Berater von Prass, Volker Struth und Sascha Breese, haben bekannt gute Kontakte in die Führungsetage von Dortmund. Da könnte es einen Millionenregen aus dem Kohlenpott in die Steiermark geben.
Derzeit läuft alles für Sturm. Das zeigte eine zwischen 6. und 21. Mai von der Bundesliga beauftragte Analyse des Market-Instituts nach den beliebtesten Profiklubs. Nach Online-Interviews von 2300 Fußballinteressierten war Sturm die Nummer eins vor Red Bull Salzburg, dem LASK, Blau Weiß Linz und der Klagenfurter Austria, die den größten Aufschwung in den letzten Jahren verzeichnete. Nicht gut ging die Umfrage für die Wiener Klubs aus: Rapid gleichauf mit Hartberg Sechster, die Austria Letzter.
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