Fußball

Rose entschuldigte Sündenbock! Ein Schweiz-Holländer kommt von St.Gallen

Auch der TV-Sender Puls 4 trauerte mit Red Bull Salzburg nach dem unglücklichen Ausscheiden im Semifinale der Europa League gegen Olympique Marseille. Kein Wunder, sorgte doch die Live-Übertragung vom bitteren 2:1-Sieg für neue Rekorde: Bis zu 942.000 Zuschauer vor den TV-Schirmen, ein Rekord-Marktanteil von 42,3 Prozent in der Geschichte dieses Senders, wieder die Sendung im Privat-TV mit der größten Reichweite. Da spekuliert Puls 4 mit einer Neuauflage in der nächsten Saison, ist doch der Sender der einzige im österreichischen Free-TV, der europäischen Klubfußball im Programm haben wird. Der Haken an der ganzen Sache: Quotenbringer Salzburg könnte abhanden kommen, da man der Mannschaft zutrauen muss, erstmals die Qualifikation zur Champions League zu schaffen. Wenn der personelle Aderlass im Sommer nicht zu groß wird.  Die Königsklasse ist nächste Saison in Österreich nur via Pay-TV, sprich Sky oder DAZN, zu sehen. Den anderen österreichischen Klubs, die in der Gruppenphase der Europa League spielen könnten, sind solche Husarenstücke und Höhenflüge wie von Salzburg nicht zuzutrauen. Das bedeutet keine Geringschätzung von Sturm Graz, LASK oder Rapid, sondern ist einfach Realität.

Als es Donnerstag fast schon Mitternacht war, lobte Rose seine Verlierer als „großartige Mannschaft, die mutig nach vorne spielt, das Herz in die Hände nimmt“. Und entschuldigte die russischen Sündenböcke um den 38jährigen WM-Schiedsrichter Sergei Karasev. Dem auch Marseille-Trainer Rudi Garcia Vorwürfe machte, weil er in der regulären Spielzeit einen Handselfer für die Franzosen nicht gab, als Duje Caleta-Car eine Flanke mit dem Arm ablenkte. Rose hatte noch am Rasen Karasev nach der Verlängerung verärgert die Meinung gesagt, ehe er seine Spieler, wie am Bild oben Andre Ramaho, tröstete. Der Tatbestand, der zu Unrecht gepfiffene Eckball für Marseille, aus dem das entscheidende Tor fiel, änderte sich nicht. Auch nicht die Berechtigung der Frage von Salzburgs Sportchef Christoph Freund, warum eigentlich so viele Schiedsrichter da sind. Eine Frage, die man sich eigentlich auch am Dienstag und Mittwoch bei den strittigen Entscheidungen bei den Semifinalspielen der Champions League in Madrid und Rom stellte. Bei Rose setzte ein Umdenken ein, als er von Eugen Strigel, dem deutsche UEFA-Überwacher des Schiedsrichterteams, der selbst früher FIFA-Referee gewesen war, erfuhr, dass Karasev sowie sein Assistent Anton Averianov  und Torrichter Sergei Lapochkin völlig gebrochen und mit den Nerven am Ende in der Kabine sassen, weil sie inzwischen wussten, was sie  durch einen Fehler angerichtet hatten. Das nützte zwar Salzburg auch nichts mehr, aber Rose fand, wenn jemand die Größe habe, Fehler einzugestehen, dann müsse man das akzeptieren und entschuldigen. Ein Beweis mehr für die menschlichen Qualitäten des Erfolgstrainers.

Salzburgs Chance auf das einzige Triple in Europa ist zwar weg, aber Rose gab sofort die Devise aus, eine großartige Saison noch zu einem würdigen Ende zu bringen. Sprich gegen Sturm Graz Sonntag daheim auch theoretisch den fünften Meistertitel in Serie zu fixieren und drei Tage darauf in Klagenfurt gegen die Grazer auch das fünfte Double hintereinander. Beides wäre historisch. Mit Leistungen wie Donnerstag wird das kein Problem bedeuten. Wird interessant, wie viele der gegen Marseille begeisterten Fans auch Sonntag kommen werden. Die Mannschaft würde sich ein volles Haus verdienen.  Der erste Neuzugang oder der zweite, wenn die Spekulationen um Zlatko Junuzovic stimmen, steht schon vor der Tür. Dessen Alter würde zum Salzburger Beuteschema passen: Der 18jährige Defensivspieler Jasper van der Werff vom FC St. Gallen, ein Schweiz-Holländer. Beraten von der IFM-Agentur, die auch Schweizer Teamspieler wie Torhüter Yann Sommer (Mönchengladbach), Roman Bürki und Manuel Akanji, die bei Peter Stöger in Dortmund spielen, vertritt. Der Vertrag von van den Werff endet im Juni, er kostet keine Ablöse. Die Ausbildungsenschädigung macht eine knappe Million Euro aus. Mit den Einnahmen aus der Europa League kann Salzburg das aus der Portokassa begleichen.

 

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