Eishockey

Siegestor 0,2 Sekunden vor Schluss: Österreichs Eishockeywunder nicht zu toppen

Dieses rot-weiß-rote Eishockeywunder bei der WM in Prag ist nicht mehr zu toppen. Zwei Tage nach dem 5:0 im letzten Drittel gegen Weltmeister Kanada und einem Punktegewinn gab es ein noch größeres Ausrufezeichen: Gegen Olympiasieger Finnland von 0:2 nach 8:06 Minuten zum 3:2 (0:2,1:0, 2:0-Sieg), das Siegestor durch Bernhard Baumgartner fiel 0,2 Sekunden vor der Schlusssirene. Erstmals schlug Österreich bei einer WM Finnland, hat erstmals nach den ersten vier Spielen schon vier Punkte und den Klassenerhalt praktisch sicher: „Daran denken wir nicht, wir wollen immer mehr, mehr, mehr“, sagte Marco Rossi im Jubel über die unglaubliche Sensation. Trotzdem können nur Phantasten vom Viertelfinale träumen. Teamchef Roger Bader gehört zum Glück nicht dazu: „Für das Viertelfinale braucht man zwölf Punkte!“ Die schafft Österreich nur mit drei Siegen, Freitagabend in der restlos ausverkauften 02-Arena gegen Tschechien, Sonntag gegen Norwegen und Dienstag gegen Großbritannien.

Ohne die bisher beste Torhüterleistung wär dieser Sieg nie möglich geworden. David Kickert wurde daher völlig zu Recht zum „man of the match“ gewählt. Am Tag, als der „Geheimplan“, Salzburgs finnischen Meistergoalie Atte Tolvanen einzubürgern, via „Salzburger Nachrichten“ an die Öffentlichkeit drang. Würde Kickert immer so spielen wie gegen Finnen, als er 30 Schüsse abwehrte, bräuchte man darüber keine Sekunde nachzudenken. Er war auch schon gegen die Schweiz gut, sah aber beim Siegestor der Eidgenossen nicht wirklich gut aus. Donnerstag war er einer der Väter des Sieges. „Diesmal hat alles gepasst“, freute sich Bader. Unfassbar, wie Österreich trotz des schnellen Rückstands die Finnen aus dem Rhythmus brachte, den Favorit aus der Komfortzone holte, wie es der Teamchef ausdrückte.

„Diese Mannschaft macht mi´ fertig“ gab ORF-Kommentator Daniel Warmuth bereits vor dem letzten Drittel zu. Da lag Österreich noch 1:2 zurück. Aber schon das Anschlusstor nach 23:36 Minuten durch eine perfekte Kombination des Salzburg-Sturms über Benjamin Nissner, Kapitän Thomas Raffl und Mario Huber war Klasse. Finnland verlor völlig den Faden, hatte Glück, dass es die Referees, diesmal aus Schweden und der Schweiz, wie schon am Sonntag bei der Last Minute-Niederlage gegen die Eidgenossen, mit Österreich nicht gut meinten. Sie ließen das Tor von Dominic Zwerger im Powerplay nicht gelten, weil Raffl mit dem linken Fuß im Torraum stand. Den Tormann behinderte er sicher nicht. In der NHL hätte dieser Treffer sicher gezählt, bei der WM nicht. Bader wählte die „Coaching Challenge“, die Video-Überprüfung. Die Schiedsrichter blieben bei ihrer Entscheidung, daher musste Kilian Zündel auf die Strafbank. Österreich glich trotzdem aus. Thimo Nickl traf nach 49:51 Minuten von der blauen Linie. So wie bei Huber war es sein erstes Tor bei der WM. Dann kam der Schlusspunkt, zwei Zehntelsekunden vor Schluss. Auch das zählte erst nach Videoüberprüfung, allerdings wegen der Zeit.

Und alle freuen sich schon auf das Duell gegen die Tschechen, die Finnland im Eröffnungsspiel 1:0 bezwangen, am Freitag. Und eines muss auch gesagt werden: Dieser Sternstunde haben die Spieler mit ihrem Zusammenhalt, Teamchef Roger Bader und sein Betreuerstab, möglich gemacht. Die Verbandsspitze um Präsident Klaus Hartmann hat damit wenig bis nichts zu tun.

 

Foto: IIHF.

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