Fußball

Simeone und Atletico Madrid scheiden nur gegen Ronaldo aus

Zwei deutsche Trainer und zwei total unterschiedliche Reaktionen: Der sonst eher introvertierte, mitunter öfters griesgrämige  Thomas Tuchel zeigte sich nach dem Aufstieg ins Viertelfinale der Champions League mit Paris St. Germain gegen Borussia Dortmund im „Sky“-Interview geradezu leutselig, der sonst stets verbindliche Jürgen Klopp gab hingegen nach dem frustrierenden K.o. mit Titelverteidiger FC Liverpool an der Anfield Road zu, der ersten Heimniederlage im Europacup seit 2014, ein ganz, ganz schlechter Verlierer zu sein. Atletico Madrid reichten 29 Prozent Ballbesitz und Supertormann Jan Oblak, um trotz 11:38-Torschüssen weiter zu kommen: „Das fühlt sich alles andere als richtig an“, behauptete Klopp.

Er bezeichnete zwar Atletico als das weltbeste Team, wenn es darum geht, tief zu verteidigen, konnte aber nicht verstehen, dass eine Mannschaft mit diesem Potenzial  diesen Stil hat, heißt, gar nicht den Ball will, sondern nur auf Konter wartet: „Leute wie Koke, Saul, Marco Llorente, Joao Felix, die könnten doch richtig Fußball spielen. Ih verstehe nicht, warum sie dann so agieren. Ich verstehe nicht,  warum wir verlieren konnten.“ Aber Atleticos Trainer Diego Simeone hat eine ganz andere Herangehensweise an diese Frage als Klopp.

„Wir tun alles, um die Defizite des Gegner auszunützen und zu gewinnen“ behauptete der bereits seit Dezember 2011 bei Atletico amtierende 49 jährige Argentinier. Und offenbar gelingt das sehr gut. Auch wenn „Cholo“, wie Simeones Spitznamen ist, Abgänge von Schlüsselspielern wie Torjäger Antoine Griezmann zu Barcelona, Allroundverteidiger Lucas Hernandez zu Bayern München oder Abwehrchef Diego Godin zu Inter Mailand verkraften musste. Unglaublich aber wahr: In dern acht Jahren unter  Simone war Atletico Madrid bisher in k.o.-Spielen der Champions League nur gegen Mannschaften ausgeschieden, bei denen Cristiano Ronaldo den Dress mit der Nummer sieben trug. Gegen Real Madrid und Juventus.

„Bei Barcelona macht Lionel Messi den Unterschied aus, bei uns eben Oblak“, lobte Simone den Slowenen zum wiederholten Male als weltbesten Tormann. Und um in Klopps offenen Wunden zu wühlen, fühlte sich „Cholo“ bemüssigt, nachher auf der Pressekonferenz einzuwerfen, er finde es eigentlich ungerecht, dass Atletico eine halbe Stunde länger die Gelegenheit hatte, ein Auswärtstor zu erzielen als Liverpool beim Hinspiel im Wanda Metropolitano: „Ich werde das auf der nächsten Trainerkonferenz der UEFA zur Sprache bringen, eine Reform vorschlagen“ kündigte Simeone im Spaß an. Klopp konnte darüber nicht lachen. Aber nicht deswegen war er Mittwoch Abend ein sehr schlechter Verlierer: „Unser größter Fehler war, das wir zu spät das zweite Tor erzielten“. Erst in der ersten Hälfte der Nachspielzeit zur 2:0-Führung. Wie erwartet nahm Klopp seinen Tormann Adrian, dessen Patzer den Umschwung zum 3:2 für Atletico eingleitet hatte, in Schutz.

 

Foto: Atletico Madrid.

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