Unnötige Begleitmusik zum Start der Bundesliga in diesem Jahr: Der LASK und Admira entfachen den Streit um die erst Anfang April beschlossene Verteilung der TV-Gelder zum zweiten Mal in nur drei Monate neu. Dienstag soll auf einer von ihnen beantragten außerordentlichen Klubtagung eine Änderung zum siebenstelligen Nachteil von Rapid und Sturm Graz beschlossen werden. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Passt zu einem seriösen Unternehmen wie die berühmte Faust auf´s Auge, schadet dem Image der Liga sicher zum zweiten Mal. So sehr man LASK-Präsident Siegmund Gruber (Bild oben) zum Aufschwung der Linzer gratulieren muss, so sehr kann man jetzt über die neue Initiative und Offensive nur den Kopf schütteln. Admiras Präsident Philip Thonhauser, vorgeschickt von Manager Amir Shapourzadeh, marschiert mit. Im Dezember waren auch Red Bull Salzburgs Vertreter Volker Viechtbauer, Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Wolfsberg -Präsident Dietmar Riegler auf ihrer Linie, fehlte nur die achte Stimme zur Zweidrittelmehrheit. Weil Hartbergs Präsident Brigitte Annerl die löbliche Ansicht hatte, dass ein Streit die Liga nicht weiter bringt. Sie ist so charakterfest, dass die ihre Ansicht nicht zwischen Dezember und 26.Februar geändert haben wird. Interessant wird sein, ob Kraetschmer bei seiner im Dezember geäußerten Meinung bleibt, wonach der Streit um TV-Gelder bis auf weiteres kein Thema sein dürfe.
Worum geht es? Der im April für vier Jahre beschlossene Verteilerschlüssel sieht vor, dass dafür außer einem Sockelbetrag von 30 Prozent die sportlichen Erfolge, die Zuschauerzahlen und die Anzahl der eingesetzten Österreicher berücksichtigt werden. Im Dezember hieß die Forderung, dass nur die Punkteanzahl gelten dürfe, nichts anderes. Damit würde der LASK viel mehr kassieren als bisher, da er ja im kleinsten Stadion der Bundesliga spielt, aber sicher nicht die das Schlusslicht Admira. Denn auf Grund ihrer Punkteanzahl ist da nicht viel zu verdienen. Vor zwei Wochen bat Wacker Innsbruck-Boss Gerhard Stocker als Chef des Aufsichtsrat der Liga, der sich als Brückenbauer sieht, für den Vertragstreue das oberste Gebot ist, die Klubs in Sachen TV-Gelder an einen Tisch. Dabei kam von Sturm und Rapid der Vorschlag, man solle abwarten, wie die Verteilung der TV-Gelder am Ende dieser Saison aussehe, dann alles evaluieren und eventuelle Änderungen für die Saison 2020/21 beschließen. Klingt sehr vernünftig. Nicht für LASK und Admira. Die reagierten zwei Tage später mit dem Antrag auf eine neue Klubtagung, wollen sofort alles ändern, wollen neu jetzt anders als im Dezember doch den „Österreicher-Topf“ berücksichtigt sehen, aber weiter nicht die Zuschauerzahlen. Innerhalb von wenigen Wochen seine Meinung zu ädern, spricht nicht für Glaubwürdigkeit. Das geht klar gegen Rapid und Sturm. Speziell gegen Grün-Weiß gibt es im Zeichen der Spaltung der Liga eine Allianz zwischen Salzburg, LASK und Austria, die vor allem der violette Lokalrivale Rapids geschmiedet hatte. Das erste deutliche Zeichen war im letzten Sommer, dass Rapids Präsident Michael Krammer wegen der neuen Verteilung der TV-Gelder nicht mehr in den Aufsichtsrat der Liga gewählt wurde.
Rapid machte jetzt aus Verärgerung die neue Klubtagung publik. Krammer würde es jetzt als Anschlag auf die Planungssicherheit sehen, wenn wenige Tage vor dem Abgabe der Lizenzunterlagen für die Saison 2019/20 die TV-Gelder anders verteilt werden. Verhehlt nicht, dass dies für Rapid finanziell schwer zu verkraften wäre. Und würde als Reaktion aus der Zentralvermarktung aussteigen, selbst einen TV-Partner suchen, der garantiert der ORF wäre. Ob dann die Liga den populärsten Klubs Österreichs rauswerfen könnte? Juristen bezweifeln das. Aber wenn wer ernsthaft diese Gedanken wälzen sollte, kann man nur fragen: Sind die noch zu retten? Gruber gab sich Freitag Abend in der Pausen von LASK-Austria in einem Pauseninterview bei „Sky“ jedenfalls ziemlich provokant: „Es geht ummehr Solidarität. Es kann nicht sein, dass der Achte Rapid um 1,4 Millionen Euro mehr TV-Gelder bekommt als der sportlich erfolgreichste Klub.“ Da kann er nur Salzburg gemeint haben. Und zum Thema Einzelvermarktung fiel Gruber nur ein: „Dann wird keine der anderen elf Vereine gegen Rapid spielen.“ Das nennt man erste Anzeichen von Machtrausch.
Stockers Vermittlungsversuche scheinen gescheitert. Die Ligavorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits hüllen sich in Schweigen. Das sie wahrscheinlich sogar als nobel betrachten. Statt endlich einmal auf den Tisch zu hauen, klipp und klar zu sagen: Hört auf mit diesem Kindergartengehabe, machten wir gemeinsam das Produkt besser. Nichts dergleichen. Obwohl trotz Jubel über die Reform genug Potenzial für die Verbesserung vorhanden wäre. Aber vielleicht wollen sich Ebenbauer und Herovits nur ersparen, ebenfalls nicht gehört zu werden. So droht die Liga einem Chaos entgegenzusteuern. Eine ungute Begleitmusik zur ersten Runde in diesem Jahr. Die zur Besorgnis Anlass gibt.