Bayern München liegt nach dem 1:0 (0:0) im Nachtragsspiel gegen Union Berlin „nur“ noch vier Punkte hinter Tabellenführer Leverkusen, aber es gab danach nur einen Gesprächsstoff. Der Skandal um Union-Trainer Nenad Bjelica, der so wie in seiner kurzen Ära bei Austria in der Saison 2013/14 die rote Karte sah. In Wien passierte das bei der 0:3-Heimpleite im Gruppenspiel der Champions League gegen Atletico Madrid am 22. Oktober 2013, als er in der Pause den italienischen Referee Daniele Orsato etwas heftig die Meinung sagte. Damals wurde er für das „Retourspiel“ gegen Atletico gesperrt. Diesmal droht dem Kroaten eine längere Sperre. Denn er bekam in seinem erst fünften Spiel als Trainer der „Eisernen“, dem vierten in der Bundesliga, die rote Karte wegen Tätlichkeit.
Das passierte nach 74 Minuten: Der Fall flog zur Trainerbank von Union. Bjelica, merkbar verärgert, weil es zuvor nach einem Zweikampf von Österreichs Teamspieler Konrad Laimer und Union-Stürmer Kevin Behrens im Bayern-Strafraum keinen Elfmeterpfiff gab. Bjelica hielt den Ball in die Hände, Bayern-Stürmer Leroy Sane wollte ihn Bjelica aus den Händen nehmen, da es einen Outeinwurf für Bayer gab. Bjelica ließ den Ball nach hinten fallen, griff Sane zweimal ins Gesicht (Bild) stieß ihn weg. Schiedsrichter Frank Willenborg reagierte sofort, zückte die rote Karte, mit der sich das Sportgericht beschäftigen muss. Bjelica wird nicht nur Sonntag im Heimspiel gegen Schlusslicht Darmstadt auf der Tribüne sitzen müssen, sondern auch in den nächsten zwei Runden in Leipzig und gegen Wolfsburg. Außerdem muss er 25.000 Euro Geldstrafe zahlen. „Sane hat mich in meinem Raum geschubst und provoziert“, sagte Bjelica zu seinem Aussetzer, „aber das darf mir nicht passieren, ist nicht zu tolerieren.“ Der Trainer entschuldigte sich bei der Mannschaft.
Erstmals unter Bjelica gehörte Christopher Trimmel, der Union-Kapitän aus Österreich, zur Startformation. Weil der Kroate Josip Juranovic, auf Trimmels Position bei Bjelica gesetzt, musste wegen muskulärer Probleme passen. Bayern überzeugte drei Tage nach der Blamage gegen Werder Bremen nicht, fand gegen den Abstiegskandidaten, der oft mit acht Mann am eigenen Strafraum verteidigte, nur selten ein Mittel. Das Tor fiel kurz nach der Pause durch den Portugiesen Raphael Guerrero, der statt Alphonso Davies als Linksverteidiger begann. Harry Kane erzielte erstmals bei Bayern in zwei Spielen hintereinander keinen Treffer. Da der Ex-Salzburger Dayot Upamecano zur Pause mit einer Oberschenkelverletzung ausschied, feierte Winterkauf Eric Dier nach der Pause im Abwehrzentrum sein Debüt. Trainer Thomas Tuchel war nicht unzufrieden: „Wir haben anders als gegen Bremen diszipliniert gespielt, keinen Konter zugelassen.“ Am Tag danach gab es für ihn eine schlechte Nachricht: Laimer, der in der 86. Minute ausgetauscht wurde, weil der Wadenmuskel zumachte, erlitt auch eine Sehnenverletzung. Er wird wahrscheinlich acht Wochen fehlen. Bitter für Laimer, der bisher in einem Pflichtspiel Bayerns fehlte und auch für Österreichs Team, das im März in den Spielen gegen die Slowakei und Türkei auf den Salzburger verzichten muss. Bei Bayern muss durch Laimers Ausfall Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger ran.
Foto: Sky Sport.