Fußball

„Stani“ warnt Salzburg vor Erfahrung von Lok Moskau und hat Sehnsucht nach Tirol

Vier Jahre lang ist Stanislaw „Stani“ Tschertschessow schon russischer Teamchef mit Wohnsitz in Tirol, in Rinn oberhalb von Innsbruck, wo seine Familie lebt. Das „Andenken“ an seine Zeit im Tor des FC Tirol von 1996 bis 2002 mit drei Meistertiteln unter Kurt Jara und seinem Nachfolger, dem jetzigen deutschen Teamchef Jogi Löw sowie an die zwei Jahre als Trainer in Innsbruck von 2004 bis 2006. Als Teamchef hat er viel bewegt: Das russische Sommermärchen bei der Heim-WM 2018, das EM-Ticket souverän geschafft, derzeit im Duell gegen Ungarn um den Aufstieg in die Nations League A.  Er weiß alles über den russischen Startgegner von Red Bull Salzburg in der Champions League, Lok Moskau. Ebenso über CSKA Moskau, am Donnerstag Europa League- Gegner von Wolfsberg in Klagenfurt: „Das wird ein Duell zwischen Jugend und Erfahrung“, sagt Tschertschessow zum Salzburger Auftaktspiel am Mittwoch, „aber Erfahrung kann auf diesem Niveau sehr wichtig sein!“

Der erfahrenste ist ein 73 facher polnischer Teamspieler. Grzegorz Krychowiak, die 30 jährige Zentralfigur im Mittelfeld, bestreitet Mittwoch bereits sein 25. Match in der Königsklasse. Einige waren es auch im Dress von Paris St.Germain. Mehr als zehn haben Tormann Guilherme, der kroatische Innenverteidiger Vedran Corluka,  Vizeweltmeister von 2018, der 33 jährige Mittlfeldroutinier Vladislav Ignatev und der Portugiese Eder, der Schütze des Goldtors im EM-Finale 2016 gegen Frankreich in Paris, hinter sich. Lok Moskau ist der Klub, gegen den sich Rapid 2005 zum letzten Mal für die Champions League qualifizierte, den Ex-Austria-Legionär Rashid Rachimow von 2007 bis 2009 trainierte. Mit dem aktuellen Sky-Analytiker Alfred Tatar als Assistent. Gerhard Hitzel, jetzt Austrias Chefscout, war damals für die Lok-Akademie, die als eine der besten in Russland gilt, zuständig.  Letzten Samstag kam Rachimow wieder mit dem Ex-Klub in Verbindung. Als Trainer des FK Ufa bei der 0:1-Niederlage im Norden Moskaus. Bei er Corluka LokMoskau fehlte. Angeblich wegen eines positiven Corona-Tests.

Der Verein, der Eigentum der nationalen Eisenbahngewerkschaft ist, hat unruhige Zeiten hinter sich, eigentlich eine neue Mannschaft. Aber doch mit Erfahrung. Der wenig zugetraut wird, wenn man die Wettquoten betrachtet. Immer höher als die von Salzburg (siehe unten), daher der größte Außenseiter in der Gruppe mit Titelverteidiger Bayern und Atletico Madrid.  Die Quote auf Champions League-Sieger beträgt 500. Eine höhere haben nur Rennes, Basaksehir Istanbul, Midtylland aus Dänemark, Griechenlands Meister Olympiakos und Ferencvaros Budapest. Salzburgs Quote? 300. Unruhige Zeiten bei Lok gab es vor allem wegen der Trennung von der Trainerlegende Yuri Semin. Er gilt zwar als etwas altmodisch, aber die Fans vergessen nicht, dass unter ihm Lok alle seine drei Meistertitel errang. Sowohl 2002, 2004 als auch 2018. Klubboss Vasily Kiknadze, ein früherer Sportjournalist,  bekam deshalb viel Frust ab, steckte vor Monaten den Mittelfinger Richtung Tribüne, beleidigt bei einer Aussprache mehrere Anhänger

Seit Juni trainiert der 41 jährige glatzköpfige Serbe Marko Nikolic, der von 2016 bis 2018 in Slowenien mit Olympija Laibach, in Serbien mit Partizan Belgrad und in Ungarn mit Videoton Meister war, den Eisenbahnerverein. Der in der Meisterschaft mit je drei Punkten Rückstand auf Zenit St.Petersburg und Spartak Moskau sowie einen auf Wolfsbergs Gegner CSKA Vierter ist. Und das obwohl Mittelfeldspieler Aleksey Miranchuk um 14,5 Millionen Euro nach Italien an Atalanta Bergamo verkauft wurde,  obwohl Dmitri Barinow, im September 2019 Schütze des 2:1 beim Champions League-Sieg in Leverkusen, mit einem Kreuzbandriss ausfällt: „Das tut schon etwas weh“, glaubt Tschertschessow, der in den letzten zwei Nations League-Spilen Loks 25 jährigen Mittelfeldspieler Anton Miranchuk einsetzte. Einiges Potenzial sieht Tschertschessow  beim 22 jährigen Dmitri Rbychinsky: „Er kann Tempo auf dem Flügel machen!“ Kiknadze holte im Sommer sechs neue Spieler, darunter den 30 jährigen Stürmer Fedor Smolov nach einem halben Jahr in Spanien bei Celta da Vigo: „Normal ein Kandidat für das Nationaltem“, meinte Tschertschessow. Der von einer „Pari-Partie“ in Salzburg spricht.

Kein Hehl macht „Stani“ aus seiner Sehnsucht nach Tirol. Nach den November-Spielen mit der „Sbornaja“ soll es so weit sein, wenn sich die Reisesituation nicht ändert. In Tirol hat er für einen Dezember-Termin fest zugesagt: Für das große „Star-Revival“ von Ralph „The Voice“ Schader zwischen 14. und 18. Dezember im  Tophotel „Mein Almhof“ in Nauders. Dort soll er unter anderem seinen ehemaligen Trainer Löw, Frankfurts Sportchef Fredy Bobic, Ex-Bayern-Torjäger Giovane Elber, Weltmeister Klaus Augenthaler und österreichische Prominenz wie Rekordspieler Andi Herzog, Toni Polster, Walter Schachner und Ivo Vastic treffen. In einer eigenen „Legenden-Blase“.

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