Fußball

Stary statt Feldhofer: Die Stunde des Koordinators bei Wolfsberg und Gerücht um Herzog

Wenige Stunden nach dem Schlusspfiff im Cupsemifinale gegen den LASK war das Ende von Trainer Ferdinand Feldhofer bei Wolfsberg fix. Wer das ORF-Interview von Präsident Dietmar Riegler zur Pause  sah, der ahnte schon, dass nicht einmal der Aufstieg ins Endspiel statt des 0:1 nach Verlängerung Feldhofer trotz all seiner Erfolge in den letzten eineinhalb Jahren gerettet hätte. Das auch dann sein Aus besiegelt gewesen wäre. Die von Feldhofer für das Semifinale aus dem Kader eliminierten Spieler, Kapitän Michael Liendl, Michael Novak und Christopher Wernitznig, gewannen den Machtkampf. Zur Fraktion der „Urgesteine“ gehören auch Tormann Alexander Kofler und Mittelfeldspieler Mario Leitgeb. Feldhofers  Meinung, seine Personalwahl für das Cupspiel wäre die richtige gewesen, da die Leistung die beste in den drei Saisonduellen gegen den LASK war, fand bei Riegler, Vize Christian Puff und Obmann Jürgen Schratter offenbar keinen Anklang. Auf der Homepage der „Wölfe“ war Donnerstag Vormittag kurz nach zehn Uhr noch nichts vom Trainerwechsel zu lesen. War es eine Nacht- und Nebelaktion?

Um 11.20 Uhr gab Wolfsberg den Trainerwechsel bekannt. „Verkaufte“ ihn als  Rücktritt von Feldhofer und einvernehmliche Trennung.  Der Steirer hatte das Gefühl, in Kärnten nicht mehr die Möglichkeit zu haben, mit seiner Philosophie und Vorstellungen das große Ganze zu arbeiten: „Daher ist es besser, sofort zurückzutreten. Alles andere könnte ich mit mir selbst nicht vereinbaren!“ Vor etwas zu kapitulieren, passt aber so gar nicht zum Wesen Feldhofers. Um 14 Uhr meldete Ö3 in den Weltnachrichten Andi Herzog als Favorit für Feldhofers Nachfolge. Aber vorerst schlägt in Wolfsberg die Stunde des Sportkoordinators, eines gebürtigen Wieners. Von Roman Stary, 47 Jahre alt (Bild oben). Als Mittelfeldspieler kam er aus dem Rapid-Nachwuchs. Die weiteren Stationen nach Grün-Weiß hießen FavAC, GAK, Fürstenfeld, Donaufeld, Kottingbrunn, Hartberg, Vienna, Austria, FC Kärnten und Wacker Tirol. Als Trainer arbeitete er in den Akademien des FC Kärnten und der Austria, war bei Österreichs U 19 und U 20 Assistent von Andreas Heraf, den er aus Rapid-Zeiten kannte, beim FC Kärnten Co-Trainer von Frankie Schinkels und in der Saison 2018/19 bei Austria unter Thomas Letsch und Robert Ibertsberger. Austrias General Manager Peter Stöger zählt zu seinen Freunden. Nach der Austria-Zeit war Sportkoordinator in Wolfsberg die nächste Aufgabe. Den Job übernahm er vor einem Jahr. Interessant, dass Riegler nicht wie im Herbst 2019 nach dem Rückzug von Gerhard Struber Co-Trainer Mohammed Sahli interimistisch den Job übertrug, sondern diesmal Stary. Der den „Auftrag“ hat, mit Wolfsberg den Platz in der Meisterrunde zu sichern und die Saison fertig zu machen. Die erste Etappe dazu gibt es Sonntag in Ried.

Die Entscheidung der Lavanttaler Chefetage gegen Feldhofer ist sicher problematisch. Den Spielern zu folgen, ist  kein gutes Zeichen. Erinnert in abgeschwächter Form an die „Spielerrevolte“ bei Schalke 04. Der Unterschied: Im Vergleich zu Schalke wirkte Wolfsberg Mittwoch als völlig intakte Mannschaft. Aber offenbar dachte Riegler, dass mit Liendl gegen einen nicht überzeugenden LASK der Aufstieg ins Finale möglich gewesen wäre, dass der Verzicht auf den Kapitän ein Schnitt ins eigene Fleisch war. In Wahrheit hätte es Riegler nie so weit kommenlassen dürfen.

Bei Schalke gab es keine interne Interimslösung, sondern eine endgültige von außen: Ex-Rapid-Trainer Mike Büskens  lehnte die Chefposition ab, da er um seinen Legendenstatus bei Schalke bangte. Also kam der 42 jährige Grieche Dimitrios Grammozis, zuletzt bei Zweitligist Darmstadt, zuvor im Nachwuchs bei Bochum, debütiert Freitag im Kellerduell gegen Mainz. Als aktiver Spieler hatte er den Ruf eines Kampfschweins, auch einen Österreicher zum Trainer: Kurt Jara in der Saison 2004/05 bei Kaiserslautern. „Er hatte eine gute Menatltität, könnte für Schalke der richtige sein“, erinnert sich Jara, der in den Achtzigerjahren bei Schalke gespielt hatte. Grammozis reiht sich damit in die Reihe der  Spieler Jaras ein, die später Trainer wurden. Angefangen von Russlands Teamchef Stani Tschertschessow bis zu Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller. Auf der Liste stehen auch Zoran Barisic, jetzt Sport-Geschäftsführer von Rapid, Hartberg-Trainer Markus Schopp, Markus Anfang (derzeit Darmstadt, zuvor 1. FC Köln), Roland Kirchler (früher FC Tirol) und Ciriaco Sforza, derzeit beim FC Basel mehr als umstritten.

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