Fußball

Austrias unglaublicher Insignia-Coup mit Fragezeichen

Nach 16 Monaten Verhandlungen mit möglichen Investoren, die laut Präsident Frank Hensel meist virtuell, aber nicht immer auf Augenhöhe und mit dem nötigen Respekt geführt wurden, präsentierte die Wiener Austria Donnerstag Mittag im VIP-Club der Generali Arena mit der Insignia-Group den dringend benötigten strategischen Partner, mit dem die Lizenz für kommende Saison gesichert scheint. AG-Vorstand Markus Kraetschmer sprach von einem Meilenstein und einen Coup. Wenn alles so eintrifft, wie es präsentiert wurde, dann hat die Austria quasi in letzter Minute geradezu einen georgischen Wohltäter gefunden, der für mehr Planungssicherheit sorgt.  Mit Hensel und Kraetschmer waren Luka Sur als Vertreter von Insignia, der künftig im Austria-Aufsichtsrat sitzen wird, sowie Aleksandar Bursac auf der Bühne (Bild oben). Sur ist sozusagen die Kurzform oder der „Künstlername“ für Surgalidze. Der 26 jährige Sohn des Insignia-Präsidenten wurde in Wien geboren, verkündete: „Jetzt komme ich heim!“ Es gebe in Mitteleuropa keine schönere Stadt als Wien und in der keinen besseren Klub als die Austria. Da wurden wohl nicht nur in Hütteldorf mit Blick auf die aktuelle Situation einige ganz anders denken.

Der Coup an dem Abschluss mit Insignia:  Die Austria-AG blieb zu 100 Prozent im Eigentum des Traditionsklubs, der auch die Rechte an seinen Spielern behält. Alle internationalen und nationalen Regularien wurden eingehalten, dann Austrai und Insignia gründeten vor zwei Wochen die Austria International Marketing GmbH, in der Bursac der von Insignia entsandte Geschäftsführer ist, Kraetschmer der von Austria. Laufenden Verträge mit Sponsoren bleiben  unberührt. Die neue Gesellschaft soll internationale Sponsoren gewinnen, dazu das große internationale Netzwerk von Insignia nützen. Um etwa verschiedene Sponsoren für nationale- und internationale Bewerbe  zu finden. So bald sich die Austria wieder einmal dafür qualifizieren kann. Derzeit geht es ja in einem „Übergangsjahr“ (Copyright Hensel) um die Qualifikation für die Meisterrunde.

Als Luka Sur oder Surgalidze, den Hensl bereits mit „Lukas“ ansprach, in englischer Sprache von den großartigen Perspektiven der Austria sprach, eine führende Marke in Europas Fußball zu werden, die weltbesten Talente nach Wien zu holen und hier zu entwickeln,  da fühlte man sich an die Zeiten von Frank Stronach erinnert. Als er an der  Spitze von Violett auch unrealistische Erwartungen in den Mund nahm, etwa österreichisch Ronaldos zu produzieren. Sur versicherte, langfristig zu denken, da das Projekt für alle eine große Herausforderung bedeute. Man werde die Ziele von Jahr zu Jahr neu definieren. Das für die Saison 2021/22 steht schon fest, heißt Qualifikation für einen internationalen Bewerb: „Wir können das nur gemeinsam als Team schaffen!“ Zu langfristig gilt, passt aber nicht ganz, dass der Vertrag nur bis Sommer 2022 läuft.

Hensel kündigte zwar an, den Weg mit den Talenten aus der eigenen Akademie fortzusetzen (einen Tag vor der Präsentation verlängerte der 20 jährige Aleksandar Jukic seinen Vertrag bis 2024), aber man müsse die auch für Spieler aus anderen Ländern mehr öffnen als bisher. Und das stimmt doch etwas nachdenklich. Denn Bursac,  Geschäftsführer in der Marketing GmBH, an der Insignia 70 Prozent hält, ist Besitzer einer Spieleragentur im holländischen Oosterbeek mit dem Namen Perfekt Element. Zu den von ihr betreuten Spielern gehört Leven Jordania, der seit Februar bei den Young Violets in der zweiten Liga spielt. Dessen Vater Merab, der zunächst als Austria-Investor genannt wurde, scheint vorerst nirgends auf. Zum Insignia-Umfeld gehört er aber sicher.

Bursac sprach davon, sicher eine Partnerschaft mit großen Klubs wie Chelsea, Roma oder Borussia Dortmund anzustreben. Zu Dortmund-Chef Hans Joachim Watzke hat Kraetschmer seit Jahren Kontakte, noch bessere vielleicht General Manager Peter Stöger aus seiner Zeit als Dortmund-Trainer. Auf die Vertragsverlängerung mit ihm legt auch der strategische Partner, wie Sur und Bursac, versicherten, größten Wert. Stöger hatte am Zustandekommen des Deals ebenso seine Verdienste wie Austrias Rechtsanwalt Stefan Weishaupt und Robert Hufnagel von der Ernst &Young Corporate Finance GmbH. Mit Stöger alles über die gemeinsame Zukunft klar zu machen, steht auf der Prioritätenliste an erster Stelle. Hensel versicherte, die sportliche Entscheidungsgewalt werde auch in Zukunft nur bei Stöger liegen. Das wäre auch im Interesse der Austria. Denn wer Stöger kennt, weiß, dass er sich nie vom strategischen Partner vorschreiben lassen würde, wen er aus Marketing-Gründen einsetzen soll.  Wird das versucht oder gar gefordert, würde die Austria Stöger verlieren, was ein großer Verlust wäre. „Jetzt beginnt die Arbeit so richtig“, prophezeite Kraetschmer. Wie viele Millionen Euro flossen, bleibt natürlich ein Geheimnis. Kraetschmer verriet nur, dass Insignia vorerst eine Garantiesumme hinterlegte (man hört von fünf Millionen), die Austria von den gröbsten Sorgen aktuell befreit. Woher das Geld kommt, wurde sowohl von Banken als auch von Wirtschaftstreuhändern genau überprüft.

Leider kamen einem bei Austria und ihrem strategischen Partner auch Erinnerungen an einen mißglückten Grazer Deal nach ähnlichem Strickmuster in Erinnerung. An das Kapitel des GAK in der Präsidentschaft von Rudi Roth nach dem Meistertitel mit der in Cleveland ansässigen amerikanischen Vermarktungsagentur IMG. Der Vertrag sollte auf Jahrzehnte hinaus den GAK absichern. Endete aber im Streit 2007 mit dem Konkurs des GAK. Aber man soll und darf auch nicht den Teufel an die Wand malen.

 

Foto: FK Austria .

3

Meist gelesen

Nach oben