Fußball

Statt erstem Heimsieg 0:9-Katastrophe: Hasenhüttl auf Abstiegsplatz

Der erste Heimsieg dieser Saison sollt es im fünften Anlauf werden. Doch dann wurde es für Ralph Hasenhüttl, Österreichs ersten Trainer in England Premier League, sein bisher bitterster Abend im St. Mary´s Stadium. Einen Tag nach seinem Appell an die Fans, zur Mannschaft zu stehen, mit ihr eine Einheit zu bilden, gingen einige Anhänger bereits nach 20 Minuten  wieder nach Hause, ein Großteil dann zur Halbzeit. Denn Southampton bezog mit 0:9 (0:5) gegen Leicester ein schlimmes Debakel, steht nach je zwei Siegen und Unentschieden sowie sechs Pleiten, nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen derzeit wieder dort, wo Hasenhüttl die „Saints“ im letzten Dezember übernommen hatte: Als Drittletzter auf einem Abstiegsplatz. Die bisher schwierigste Situation, seit Hasenhüttl in Southampton ist. Die zwei Leute, die ihn verpflichteten, sind nicht mehr im Klub: Vorstandschef Ralph Krueger kehrte als Trainer ins Eishockey, zu den Buffalo Sabres in die NHL zurück, Fußballdirektor Ross Wilson wechselte vor zwei Wochen zu den Glasgow Rangers.

Die entscheidende Szene passierte im strömenden Regen schon nach zehn Minuten: Linksverteidiger Ryan Bertrand, sieben Jahre zuvor mit Chelsea Gewinner der Champions League, verlor im Mittelfeld den Ball an Leicesters spanischen Stürmer Ayoza Perez. Aus der Aktion ging Leicester durch Linksverteidiger Ben Chilwell in Führung. Und nicht nur das: Referee Andrew Marriner zeigte auf Befehl aus dem Videokeller  Bertrand die rote Karte. Der trat nämlich beim vergeblichen Versuch, den Ball zurückzuerobern, Perez voll gegen das Schienbein. Zwar ohne Absicht, aber doch. Dezimiert ließ sich Southampton danach quasi tatenlos abschießen, leistete keinen Widerstand, Nach 19 Minuten stand es durch den Belgier Youri Tielemans und Perez  bereis 0:3, in den sechs Minuten vor dem Pausenpfiff fielen durch Perez und Jamie Vardy, den Star von Leicesters Meisterelf. noch zwei Tore. Apropos Meisterelf: Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs, damals Stützte und Fixstarter, gehörte in Southampton nicht zum Kader.

Zur Pause versuchte Hasenhüttl Schadensbegrenzung zu betreiben, brachte mit Jack Stephens für den Dänen Janik Vestergaard und Österreichs U21-Kapitän Kevin Danso  für Stürmer Danny Ings zwei neue Innenverteidiger. Doch es ging in der Tonart weiter: Perez und Vardy trafen innerhalb von nur 99 Sekunden zum 0:6 und 0:7, Endstand 0:9. Den auch Marriner zeigte sich gnadenlos. Pfiff nach 93 Minuten in der letzten Aktion noch Elfer für Leicester, den Vardy zu seinem dritten Tor nützte. Damit stand der höchste Auswärtssieg in der Geschichte der Premier League fest, mit dem Leicester den Rekordsieg von Manchester United in Old Trafford gegen Ipswich aus dem Jahr 1995 einstellte, vorübergehend Platz zwei hinter Liverpool eroberte. Die höchste Niederlage in Hasenhüttls erfolgreicher Trainerkarriere. Bisher  gab es diese Saison „nur“ ein 8:0, allerdings von der Heimmannschaft. Am 21. September von Manchester City gegen Watford. Southampton verlor zuvor 0:8 in der Saison 1971/72 gegen Everton, höher erst Freitag Abend, 47 Jahre später.

Die desaströse Heimbilanz  von Southampton in dieser Saison:1:2 gegen Liverpool, 1:1 gegen Manchester United, 1:3 gegen Bournemouth, 1:4 gegen Chelsea, 0:9 gegen Leicester. Also ein Punkt und 4:19-Tore, Wahnsinn. Insgesamt kassierte Southampton in zehn Runden 25 Tore, hat damit die schwächste Abwehr der Liga.  Das wird für Hasenhüttl mit dem Tiroler Assistenten Richard Kitzbichler an seiner Seite wohl die bisher schwerste Aufgabe als Trainer, eine ähnliche Trendwende zu schaffen wie letzte Saison. Den Retterbonus aus der letzten Saison hat er in Southampton noch. Aber wie lange? Sein Vertrag läuft bis 2021. Die nächsten zwei Aufgaben sind nicht angenehm: Zweimal gegen Meister Manchester City. Zunächst im Ligapokal, dann auswärts in der Premier League. Hasenhüttl übernahm nach der historischen Pleite auf der Pressekonferenz die volle Verantwortung, gab zu: „Solche Leistungen reichen nicht, mit denen werden wir sicher absteigen!“

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