Kein Wunder in München! Manchester City schaffte mit dem 1:1 (0:0) bei Bayern den Aufstieg ins Semifinale, trifft dort wie letztes Jahr auf Real Madrid und David Alaba. Das zweite Halbfinale bestreiten die Mailänder Klubs Milan und Inter. Nach dem 2:0 Inters gegen Benfica in Lissabon reichte im Meazza-Stadion ein 3:3 (1:1), bei dem Inter bis zur 85. Minute 3:1 führte. In der 95. Minute schaffte Benfica den Ausgleich, womit die Mannschaft von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt in acht Spielen kein Auswärtsniederlage in der Champions League kassierte. Viele sehen im ersten Mailänder Europacupduell seit 20 Jahren eine Art Klimaschutz-Kracher. Weil es weder Flugbewegungen noch lange Abfahrtswege für Mannschaften und Fans geben wird. Auf jeden Fall kommt eine Mailänder Mannschaft uns Endspiel.
Bayern begann überraschend ohne Thomas Müller, der ebenso wie Sadio Mane Joker war, bot bis zur Pause eine starke Leistung. Hätte Leroy Sane nach 17 Minuten die große Führungschance gegen seinen Ex-Klub genützt, wäre wahrscheinlich einiges möglich gewesen. So brachte Englands Meister seinen Vorsprung souverän über die Distanz. Obwohl Erling Haaland nach 37 Minuten einen umstrittenen Handselfmeter über das Tor jagte. Ungewohnt für ihn. Bei Salzburg hatte der Norweger alle Elfmeter verwandelt, bei Borussia Dortmund nur einen nicht. Nach 57 Minuten zerstörte Haaland aber die letzten Bayern-Hoffnungen. Die Szene zeigte alle Bayer-Schwächen auf: Ein Pass von Kingsley Coman, der Citys Abwehr einige Probleme bereitete, rollte durch den Torraum, kein Bayern-Spieler kam an den Ball. Aus dem Befreiungsschlag von John Stones entwickelte sich ein Konter, den Haaland (Bild) mit seinem zwölften Treffer in dieser Champions League abschloss. Auch, weil Bayerns Innenverteidiger Dayot Upamecano wegrutschte. Haaland ist der erste Spieler aus der Premier League seit 2002/03, der zwölf Tore in einer Saison der Champions League erzielte. Damals war es der Holländer Ruud van Nistelrooy für Manchester United. Er brauchte neun Spiele dazu, Haaland nur acht.
Mehr als der Ausgleich durch einen Elfmeter, den der eingewechselte Mane im Finish herausholte und Kapitän Joshua Kimmich verwandelte, war für Bayern nicht drinnen. Somit gibt es 27 Tage nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel statt wie damals drei Titelchancen nur noch eine. Nach sechs Sielen mit nur zwei Siegen. Das Ausscheiden schuf neue Baustellen. Durch die Reservistenrolle von Müller wie beim Hinspiel, durch die Tatsache, dass vor ihm noch Mane eingewechselt wurde. Auch die gelb-rote Karte, die Tuchel im Finish etwas überzogen vom französischen Referee Clement Turpin knapp vor Schluss bekam, wird für Gesprächsstoff sorgen. Wehe, wenn Bayern nicht den Meistertitel verteidigt. Vorstandschef Oliver Kahn sah nachher die Lage des deutschen Meisters im Sky-Interview aber nicht so schlecht. Andreas Herzog bemerkte im Sky-Studio zu Kahns Interview sarkastisch: „Im Vergleich zu seinen aktiven Zeiten ist er zum Weichspüler geworden!“ Herzog hatte 1995/96 gemeinsam mit Kahn bei Bayern gespielt. Und wurde vom „Torhüter-Titan“einmal kräftigst gestoßen, weil er beim 1:0-Auswärtssieg gegen den VfB Stuttgart eine Chance der Schwaben durch einen Fehlpass verursacht hatte.
Foto: UEFA.