Fußball

Stögers Devise gegen violette Tristesse: „Durcharbeiten“

Ein Pfeifkonzert des Austria-Fansektors, der zuvor „wir wollen die Austria sehen“, skandierte. Die Szenerie am Ende des ersten Heimspiels in der Ära des großen violetten Hoffnungsträgers, des neuen  Sportvorstands Peter Stöger. Nach einer schlimmen 0:3 (0:1)-Heimpleite gegen den Vizemeister LASK, gegen den schon acht Spiele kein Sieg gelang. Die er im schicken grauen Klubanzug, weißem Hemd und violetter Krawatte auf der VIP-Tribüne verfolgte. Bei der die Austria nach der peinlichen 1:3-Auftaktpleite beim Aufsteiger Wattens endgültig die Krise der vergangenen Saison einholte. Trotz  des neuen Trainers Christian Ilzer und fünf Neuverpflichtungen, von denen nur Innenverteidiger Mauro Jarjue aus Guinea-Bissau bei seinem Bundesligadebüt in der Startelf stand, Stephan Zwierschitz auf der Bank sass, Linksverteidiger Caner Cavlan Christian Martschinko weichen musste, nicht im Kader stand.

Der Start war vor 9233 Zuschauern noch passabel. Durch Kapitän Alexander Grünwald gab de Austria den ersten gefährlichen Torschuss ab. Am meisten unter Feuer schien aber Ilzer zu stehen. Schon nach neun Minuten ermahnte ihn der vierte Referee, doch nicht zu temperamentvolll und gestenreich auf Pfiffe von Schiedsrichter Sebastian Gishammer zu reagieren. So wollte Ilzer seine Mannschaft nach vorne pushen. Aber je länger das Match dauerte, desto mehr hatte der LASK alles im Griff. Das sah auch Teamchef Franco Foda. Speziell nach dem Führungstor nach einem Eckball des Ex-Austrianers Peter Michorl: Da löste sich mit Felix Ramsebner ein weitere ehemaliger Violetter im LASK-Dress von Bright Edomwonyi, besorgte der Kopf die Pausenführung. Noch schlimmer die zweite Hälfte. Kein einziger Torschuss der Austria. Hingegen noch ein Tor nach einem Michorl-Eckball kassiert, weil Michael Madl das Luftduell gegen Gernot Trauner verlor. In der Nachspielzeit ermöglichte ein Fehler von Routinier Florian Klein dem LASK-Stürmertalent Marko Raguz sein erstes Tor in der Bundesliga. Die Linzer tankten somit Selbstvertrauen für die Qualifikation zur Champions League am Mittwoch Abend beim FC Basel und Fodas Vorgänger Marcel Koller. Basel siegte auf Kunstrasen beim FC Thun 3:2 (1:1), wobei Koller zu Beginn sechs Stammspieler schonte. Das Siegestor fiel vier Minuten vor Schluss durch den eingewechselten Routinier Valentin Stocker.

„Es braucht definitiv neue Ideen, eine ganze andere Art von Fußball, um uns zu steigern“, fand der deprimierte Ilzer nach seiner zweiten Niederlage mit der Austria hintereinander. Wahrscheinlich weiß er jetzt definitiv, in Wolfsberg eine bessere Mannschaft zurückgelassen zu haben, zu einer schwächeren mit viel mehr Tradition gewechselt zu sein.  Das Fazit von Stöger nach den ersten zwei Runden: „Wir kassieren zu einfach Tore. Aber das Grundübel ist, dass wir vorne zu wenig gefährlich sind.“ Er glaubt, dass ein Europacupplatz aber doch möglich ist, wenn alle an ihrer Leistungsgrenze gehen: „Das gelingt ihnen aber derzeit nicht.“ Die gereizte Stimmung ist für Austria-Kenner Stöger nichts Neues: „Ich bin mittendrin in einer unzufrieden Austria. Da müssen wir uns durcharbeiten. Dazu gibt es keine Alternative.“ Im Moment kann Stöger wenig tun, in Zukunft hingegen einiges. Etwa verhindern, dass solche Fehler bei der Kaderzusammenstellung und Neuverpflichtungen passieren, die zu der aktuellen Situation führten. Man muss auch hinterfragen, um wie viel weiter bisher ein James Jeggo oder Bright Edomwonyi die Austria brachten.

Einen besseren Afrika-Legionär als Violett mit Jarjue hatte  Hartberg mit Jodel Doussou aus dem Benin. Der Mittelfeldspieler leistete beim 4:1 (2:0) gegen Admira die Vorarbeit zu den ersten zwei Toren. Dario Tadic gelangen wie im letzten Spiel der vergangenen Saison, als Hartberg daheim mit 2:0 gegen Admira den Klassenerhalt rettete, erneut zwei Treffer gegen die Südstädter, die mit null Punkten und 1:7-Toren am Tabellenende liegen. Letzter hinter der ebenfalls punktelosen Austria, die lediglich einen Treffer weniger kassierte. Admira präsentierte Freitag einen Neuen: Boris Chiljanic aus Montenegro, 23 Jahre alt und 1,93 Meter groß, soll die Offensive verstärken In den letzten 18 Monaten war er bei Slovan Bratislava, kam aber nur auf 20 Einsätze und drei Tore. Diese Statistik lässt einen nicht gerade an die Verstärkung glauben. Sondern wirft die Frage auf, ob man solche Billig-Legionäre, deren Marktwert auf 175.000 Euro steht, wirklich holen muss. Wenn auch nur leihweise. Passabler als  Austria und Admira schlug sich Aufsteiger Wattens bei seinem Auswärtsspiel in Altach,obwohl er es 2:3 (2:2) verlor. Immerhin lagen die Tiroler zweimal in Führung. Das gelang der Austria in zwei Runden nicht.

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