Marko Arnautovic versicherte nach einem Doppelpack für Österreich gegen Wales, sich für das Team den Allwertesten aufgerissen zu haben. Drei Tage später gelang ihm dies in Belgrad gegen Serbien nicht mehr so gut. Heute will er es im Kellerduell der englischen Premier League in Stoke gegen Sunderland wieder versuchen, um Stoke von den Abstiegsrängen wegzubringen. Nicht nur in Stoke ist Aufreißen gefragt, auch in Hütteldorf sind die Aufreißer gefordert. Vor den drei richtungsweisenden Heimspielen gegen Altach, Sassuolo und Austria artikulierte dies Sportchef Andreas Müller. Viele konstatierten in seinen markigen Sprüchen von der nötigen Streitkultur über Arschbacken zusammenzwicken bis zum Gegner weghauen einen gewissen Widerspruch zu den moderateren Tönen des vor vier Monaten von Müller geholten Trainer Mike Büskens.
Der damit etwas an seinen Vorgänger erinnerte. Auch Zoran Barisic hielt nichts davon,selbst nach Enttäuschungen die Spieler in aller Öffentlichkeit an den Pranger zu stellen, verbal hinzurichten. Was auch bei Präsident Michael Krammer und dem Präsidium nicht immer gut ankam, vielleicht sogar mit ein Grund war, dass man seine Ära beendete. Irgendwie könnte man derzeit fast glauben, Müller wolle sich als der Matthias Sammer in grün-weißer Version profilieren. Als eine Art „Motzki“, der immer kritische Töne findet, etwas auszusetzen hat. Wie Sammer trotz aller Titelsammlungen bei Bayern. An dem Tag, als Müller in Hütteldorf seine Aufreißforderungen stellte, gab übrigens Sammer fast zur gleichen Stunde im Münchner Nobelrestaurant Käfer 95 Tage nach dem offiziellen Abschied seinen Ausstand bei Bayern. Auch der designierte Präsidentenrückkehrer Uli Hoeneß und Vorstandschef Karlheinz Rummenigge kamen zu Rahmspinat, Spiegelei, Trüffeln, Rinderfilet, Vanilleeis und Himbeeren. Irgendwann kommt der Tag, an dem die Motzki-Töne ihre Wirkung verlieren. Könnte auch in Hütteldorf passieren.