Als die Rapid-Spieler nach dem 1:1 gegen den Sensationszweiten Altach zum Block West kamen, um sich für die Unterstützung in 95 Minuten zu bedanken, blieben Jubel und Applaus aus. Im Gegenteil, man hörte wie bereits nach den ersten 45 Minuten sogar Pfiffe. Als die Vorarlberger nach einem „Jubelkreis“ an der Mittellinie über den Punkt zu ihrer Handvoll Fans auf der Nordtribüne kamen, waren die meisten Rapidler bereits in der Kabine. Ja, es brodelt in Hütteldorf. Wenn man den Meistertitel als Ziel ausgibt, aber nach elf Runden elf Punkte Rückstand auf Platz eins aufweist, dann ist das enttäuschend, wie es Trainer Mike Büskens nachher offen aussprach. Dass auch Titelverteidiger Salzburg der Blick auf die Tabelle nicht freuen wird, darf kein Trost in Hütteldorf sein.Aus den letzten drei Runden nur zwei Punkte: Viel zu wenig für grün-weiße Ansprüche. Noch dazu, wo Sportvorstand Andreas Müller einforderte, Ergebnisse zu liefern.
Dass es gegen Altach auch im zweiten Saisonduell zu keinem Sieg reichte, nur zu einem Punkt dank eine späten Tores, als die Brechstange die letzten Alternative blieb, lag aber sicher nicht an mangelnder Einstellung, zu wenig Aufreißen des Allerwertesten. Sondern einfach an der Qualität, auch wenn man das in der Vorstand etage nicht gerne hört. Wenn zu Beginn 5,8 Millionen Euro Transfergelder auf der Bank sitzen, mit Ivan Mocinic der teuerste Einkauf der Klubgeschichte trotz verkorkster Partien nur aufwärmen durfte, dann passt etwas nicht. Kein Trainer stellt aus Jux und Tollerei Spieler nicht auf, von denen er überzeugt wäre, dass sie helfen können. Sicher auch Büskens nicht. Bezeichnend für die Harmlosigkeit in der ersten Hälfte war die Tatsache, dass Altachs Keeper mit Rapid-Vergangenheit, Andreas Lukse, in der Pause bald aus der Kabine kam und sich vor dem Sektor West vom Co-Trainer warm schießen ließ. Mangels Beschäftigung durch Rapids bis dahin.
Das änderte sich danach. Da bewies Lukse, sich zum Spitzenkeeper entwickelt zu haben, der auch seinem Ex-Klub gut zu Gesicht stehen würde. Rapid ließ einige Chancen liegen, hätte aber auch höher als 0:1 zurück liegen können. Es fehlte ein Ideengeber wie es in den Achzigerjahren Antonin Panenka war. Der 67jährige war aus Prag gekommen und meinte nachher, er sei doch etwas enttäuscht gewesen. Dass Rapid spielerisch so wenig einfiel. Büskens sah in der Moral einen Ansatzpunkt, dass es bald besser klappen könnte.
Enttäuscht gingen auch zwei Scouts von Southampton, die mit dem Linzer Manager Max Hagmayr gekommen waren. Der Auftrag des französischen Trainers Claude Puel, für den Elften der Premier League gute Spieler zu finden, konnte nicht erfüllt werden. Es gab keinen, der dem serbischen Southampton-Star Dusan Tadic, der sechs Tage zuvor Österreichs Team in Belgrad den Prozeß gemacht hatte, an diesem Abend auch nur annähernd das Wasser reichen konnte.