Fußball

Tiefer kann die Austria nicht mehr sinken

Drei Stunden  vor Rapid hatte sich schon Austria aus dem Cup verabschiedet. Aber nicht erhobenen Hauptes. Ganz im Gegenteil. Drei Tage nach dem  kleinem violetten Hoffnungsschimmer durch den ersten Heimsieg in der Bundesliga unter Trainer Christian Ilzer, dem 2:0 gegen Altach, folgt ein Rückschlag, der ärger nicht hätte sein können. Tiefer als Mittwoch im Gernot Langes-Stadion von Wattens gegen Aufsteiger WSG Swarovski Tirol beim 2:5 (1:2) kann der Wiener Traditionsklub schon nicht mehr sinken. Mitunter sah es vor dem TV-Schirm nach Arbeitsverweigerung aus,was die Austria-Spieler bei ihrem skandalösen Auftritt, der zweiten Niederlage gegen WSG Tirol in zwei Monaten ablieferten. Sie sahen noch schlechter aus als beim 1:3 im Bundesligastart am Innsbrucker  Tivoli im Juli.  Für Tirol war es ein Fußball-Feiertag, den Präsidentin Diana Langes und mit ihr der ehemalige Skistar Stefan Eberharter bejubelten.  2250 Zuschauer waren im strömenden Regen Zeugen der besten Leistung des Aufsteigers, seit Thomas Silberberger in Wattens Trainer ist. Die Wertung kam von ihm selbst. Silberberger ist bereits sechs Jahre im Amt.

Die Austria machte das  mit ihrer desolaten Vorstellung möglich. Schon nach zehn Minuten wäre ein klarer Rückstand möglich gewesen.  Kelvin Yeboah, der 19jährige Ghanaer (Bild oben) kam durch die desolate Austria-Defensivarbeit, durch die fehlende violette Leidenschaft, zur ersten Sternstunde seiner Karriere. Abwarten, ob noch weitere folgen werden, bei denen er vier Tore erzielt. Sein Vater Anthony war aus Ghana nach Tirol gekommen und traute seinen Augen wohl selbst nicht. Der Name Yeboah ist noch aus der Zeit des nunmehr 53jährigen Hotelbesitzers als Torjäger bei Eintracht Frankfurt, Leeds und dem Hamburger SV in Erinnerung. 1993 und 1994 war er Torschützenkönig in der deutschen Bundesliga. Sohn Kelvin kam im Sommer 2018 aus Italien nach Wattens, erweckte in der bisherigen Zeit nie den Eindruck, dass besonders Talente in ihm schlummerten. Seine bisherigen drei Tore in dieser Saison erzielt er in der zweien Mannschaft, die in der Tiroler Landesliga spielt. In der Bundesliga kam er bisher nur zu drei Einsätzen über 118 Minuten. Die Austria machte ihn zum strahlenden, umjubelten Helden: Er sorgte für das 1:0, nach der Pause zwischen der 54. und 70.Minute, also in nur 16, für das 3:1, 4:1 und  5:1. Austrias Abwehrspieler gaben ihm quasi nur Begleitschutz. Die Innenverteidigung mit Tarkan Serbest und der Amerikaner Erik Palmer Brown wusste sich keinen Rat. Dabei gab WSG Swarovski Tirol mit Zlatko Dedic seinen besten und torgefährlichsten Offensivspieler vor, außerdem noch die Routiniers Ione Cabrera und Clemens Walch.

Eines zeigt das violette Debakel einmal mehr: Die Austria hat keinen Tormann, der mit außergewöhnlichen Reaktionen der Mannschaft Rückhalt gibt, der Spiele entscheiden kann. Sowohl Ivan Lucic als auch Patrick Pentz sind nicht mehr als Durchschnitt. Die nach Wattens mitgekommenen Fans skandierten erstmals „Ilzer raus“. Der versicherte nachher, weiterhin große Lust am Austria-Job zu haben. Was die Austria-Ikone Herbert Prohaska im ORF-Studio am Küniglberg sagte, klang nach einer Aufforderung an Ilzer, zurückzutreten. Was nicht ganz fair ist. Ilzer übernahm eine Mannschaft, mit deren Zuammenstellung er wenig bis nichts zu tun hatte. Da müssten ganz andere vor denn Vorhang. Wird interessant, wie Sportvorstand Peter Stöger reagieren wird. Samstag droht in Salzburg das nächste Debakel.

Erwartungsgemäß kam Mittwoch  das Out der Wiener Viktoria mit 1:4 (0:1) gegen den LASK, der vor knapp 1200 Zuschauern am Kunstrasen in Meidling auf Gernot Trauner, James Holland,  Philipp Wiesinger und Joao Klauss verzichtete. Als Peter Michorl nach 14 Minuten mit einem Freistoß Günther Arnberger, Viktorias Tormann-Helden beim Aufstieg gegen Hartberg überraschte, hatte der Vizemeister schon alle Trümpfe in der Hand. Regionalliga-Aufsteiger Viktoria verkaufte sich sehr teuer, ging nicht unter. Trainer Toni Polster giftete sogar gegen Referee Markus Hameter, er solle sich das schwarz-weiße Trikot ausziehen. Der LASK spielte in schwarz-weiß. Die Verlierer reklamierten ein Abseitsstellung von Thomas Goiginger bei seinem Tor zum 0:2 gleich nach der Pause und einen nicht gegebenen Elfmeter bei 1:3. Ausser Salzburg, LASK und WSG Swarovski Tirol stiegen Mittwoch von den Bundesligaklubs noch der Wolfsberger AC (problemloses 6:0 im Stadtderby gegen ATSV mit drei Toren des Israelis Shon Weissman), Altach (4:1 bei Hertha Wels) und Sturm Graz durch ein hart erkämpftes 4:2 bei Austria Klagenfurt auf. Die Grazer lagen beim Zweitligatabellenführer Klagenfurt von der 76. bis zur 85.Minute 1:2 zurück, ehe Jakob Jantscher ausglich. Noch vor der Verlängerung vergaben die Kärntner zwei Siegeschancen. Auch deshalb darf sich Sturm freuen.

Foto: WSG Swarovski Tirol.

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