Fußball

Tottenham – Ajax ist „interessanter“ als Barcelona – Liverpool

Tottenham schaltete am Weg ins Semifinale der Champions League Manchester City aus, Ajax Amsterdam sogar Titelverteidiger Real Madrid und Juventus Turin, gewann auswärts sowohl in Bernabeu als auch im Turiner Allianz-Stadion. Einer der Riesentöter kommt ins Endspiel von Madrid. Das erste Duell steigt Dienstag-Abend im neuen Tottenham-Stadion an der White Hart Lane. Das seit Samstag nicht mehr „unbefleckt“ ist: Im fünften Heimspiel kassierte Tottenham das erste Gegentor und die erste Niederlage. 0:1 im Londoner Derby gegen West Ham und Marko Arnautovic, keine Champions League-Form.

Für Österreich werden die Spiele zwischen dem Dritten der Premier League und dem Tabellenführer von Hollands Eredivisie sogar interessanter sein als die der Giganten FC Barcelona, der seit Samstag Abend als Meister in Spanien wieder feststeht, und Englands Zweiten FC Liverpool. Nicht nur aus emotionalen Gründen. Wie bei Christian Schramm, der für den ÖFB gemeinsam mit Bernhard Neuhold in Klagenfurt Österreichs Cupfinale organisiert. Aber 19 Stunden vor dem Anpfiff im Wörthersee-Stadion wird den bekennenden Tottenham-Fan Schramm nichts anderes interessieren als das erste Match mit einer ausländischen Mannschaft im neuen Tottenham-Stadion, bei dessen Eröffnung im März er selbstverständlich live vor Ort war. Auch die Spieler von Red Bull Salzburg werden in ihrem Hotel vermutlich die „Sky“-Liveübertragung aus London verfolgen.  Denn bei einem Champions League-Sieger Tottenham oder Ajax besteht anders als bei Barcelona oder Liverpool die theoretische Gefahr, dass Österreichs Meister im August doch in die Qualifikation zur Champions League muss, nicht automatisch für die Gruppenphase qualifiziert ist. Wenn es nämlich Tottenham oder Ajax nicht gelingen sollte, sich über die Liga erneut für die Königsklasse zu qualifizieren. Bei Tottenham wäre die Gefahr geringer als bei Ajax: Trotz sechs Niederlagen in den letzten zehn Runden Dritter in der Premier League, vier Punkte vor dem Fünften Arsenal, fünf vor dem Sechsten Manchester United.  Bei Ajax sieht es anders aus: Nur Hollands Meister hat einen Fixplatz. Ajax führt zwei Runden vor Schluss dank der besseren Tordifferenz vor PSV Eindhoven. Damit sich Ajax komplett auf die Duelle gegen Tottenham konzentrieren kann, verlegte der Verband die letzten zwei Runden. Pause seit 23.April, Erst nach dem Semifinale der Champions League wird das Titelduell am 12. und 15. Mai entschieden.

Ajax kommt mit einem neuen Torrekord nach London. Bewerbsübergreifend 160 in einer Saison schaffte zuvor noch keine holländische Mannschaft. Im Gepäck sind auch  viele, viele Transfergerüchte: Frenkie de Jong hat sich bereits für den FC Barcelona entschieden, Kapitän Matthijs de Ligt kann zwischen Spitzenklubs aus den Topligen wählen. Hakim Ziyech, der Kreativgeist aus Marokko, ist ein Thema bei Borussia Dortmund und Inter Mailand, hat eine Ausstiegsklausel um 26 Millionen Euro im Vertrag bis 2021, sagte zu seinen Plänen: „Ich bin sehr wählerisch.“ Auch der brasilianische Dribbelkünstler David Neres wird gejagt. Die Erfolgstruppe wird auf jeden Fall nach der Saison auseinanderfallen. Ganz egal, was  Ajax in den nächsten Wochen noch schafft. Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino ist seiner stärksten Offensiv-Waffen beraubt. Es gelang zwar, selbst ohne den am Sprunggelenk verletzten Goalgetter Harry Kane Manchester City auszuschalten. Der Südkoreaner Heung Min-Son, der dabei eine Hauptrolle spielte, ist Dienstag Abend gesperrt. So braucht Pochettino andere Varianten. Etwa mit Dele Alli oder dem Brasilianer Lucas Moura. Der spanische, 1,95 Meter große  Mittelstürmer Fernando Llorente, dessen Hüfte für das entscheidende Auswärtstor zum Aufstieg gegen Manchester City sorgte, war letzten Samstag nur Joker wie der holländische Stürmer Vincent Janssen. 2016 wurde er um 22 Millionen Euro von Alkmaar geholt. Letzte Saison war er an Fenerbahce Istanbul verliehen, in dieser kam er im Tottenham-Dress nur zu zwei Kurzeinsätzen in der Premier League über insgesamt 23 Minuten. Das wird´s schwer für Pochettino, mit Tottenham den ersten Titel seit elf Jahren zu holen. Erstmals das Champion League-Semifinale erreicht zu haben, reicht dem Argentinier, der bis 2023 einen Vertrag bei Tottenham hat, der ihm knapp zehn Millionen Euro pro Saison bringt, nicht. Die Ajax-Fussballkünstler erwartet trotz Tottenhams Ausfällen eine Mixtur aus harter Defensive, schnellen Konten und gefährlichen Standards des Dänen Christian Eriksen. Da wird´s schwer, an der White Hart Lane Jubelszenen wie im Bernabeu und in Turin (Bild oben) zu wiederholen.

 

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