Auch Montag gingen die Spekulationen um einen Trainerwechsel bei Rapid weiter. Von einer Präsidiumssitzung in Hütteldorf wurde geredet, bei der fünf Tage vor der Hauptversammlung über Zoran Barisic abgestimmt worden sein soll. Als Alternative wurde Geschäftsführer Steffen Hofmann gehandelt, der bis zur Winterpause übernehmen sollte. Zumindest diese Variante kann man ausschließen, weil Hofmann dazu bereit sein wird. Weil er damit jegliche Glaubwürdigkeit verlieren würde, weil er im „Kurier“ behauptete, es gäbe bei Rapid keine Trainerdiskussion. Die gab es bei den Grün-Weißen in Vorarlberg. Mit einem Ergebnis, dass viele schon seit Wochen erwarteten: Das sieglose Schlusslicht Austria Lustenau beurlaubte Trainer Markus Mader und seinen Assistenten Martin Schneider. Sie kamen zusammen im Sommer 2021vom FC Dornbirn nach Lustenau, führten die Austria in die Bundesliga, letzte Saison auf Rang acht. Es gelang auch, im Europacup-Play-off auswärts Wolfsberg zu eliminieren, ehe die Wiener Austria die Hoffnungen auf einen internationalen Startplatz zerstörte.
Ein halbes Jahr später muss Mader als Sündenbock für die aktuelle Talfahrt herhalten. Zwar wird in der offiziellen Aussendung betont, dass man nach langer und intensiver Analyse schweren Herzens zu der Entscheidung, den Trainer zu wechseln, gelangt sei. Obwohl man Mader unheimlich viel zu verdanken habe, der daher immer eine prägende Rolle in der Geschichte des Klubs haben werde. Auch wegen der Derbysiege gegen Altach. Alles vergessen. Für Mader übernimmt für die letzten vier Runden bis zur Winterpause Interimstisch der 30 jährige deutsche Sportchef Alexander Schneider. Der die sportlich prekäre Lage von Lustenau in Wahrheit viel mehr zu verantworten hat als Mader. Der überdies, was auch zur prekären Lage beitrug, praktisch die ganze Saison auf den verletzten Lukas Fridrikas, im Frühjahr Torgarant der Vorarlberger, verzichten musste.
Aber Schneider hat zum Unterschied von Mader das Vertrauen des Mannes, der das Sagen hat: Das ist Ahmet Schäfer, der Boss von Core Sports Capital. Dem Unternehmen gehören 25 Prozent des Klub, es dirigiert auch den französischen Partnerklub Clermont Foot, der in der Ligue 1 Vorletzter ist. Schon vor dem Saisonstart warnte Mader wegen der prekären personellen Situation, meinte, Verstärkungen würden noch benötigt werden. Die Schneider nicht lieferte. Die neun Zugänge konnten Lustenau bisher nicht wirklich helfen. Bezeichnend war der arge Fehler des zuletzt verpflichteten Innenverteidigers Kenny Boateng, der letzten Samstag zur Niederlage bei seinem Debüt gegen Wolfsberg beitrug. Aber Mader muss für die verunglückte Personalpolitik herhalten. Unter dem Motto: Der Sportchef hat ohnehin einen guten Kader zusammengestellt, aber der Trainer verabsäumt es, damit Erfolge zu feiern. Sollte es übrigens bei Rapid doch zu einem Trainerwechsel kommen, wird man dieses Argument auch in Hütteldorf hören.
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