Hans Krankl erfuhr es Sonntag Abend kurz nach 19 Uhr im Sky-Studio, kommentierte die traurige Nachricht vom Tod von Otto Baric nur kurz: „Na bumm, da kommt mir die Ganslhaut!“ Und dann kamen ihm die Tränen. Baric war einer der erfolgreichsten Trainer, der je in Österreich arbeitete. Er verstarb in seiner Heimatstadt Zagreb im Alter von 88 Jahren an den Folgen von Corona. Mit Baric auf der Trainerbank wurde Krankl Rapid bei Rapid je dreimal Meister und Cupsieger, kam 1985 ins Finale des Europacups der Cupsieger. Unter anderem dank des denkwürdigen 5:0 gegen Dynamo Dresden. Baric war 1971 der Trainer beim ersten Meistertitel von Wacker Innsbruck mit Spielern wie „Buffy“ Ettmayer und dem jungen Kurt Jara, sorgte in den Neunzigerjahren für die erfolgreichste Zeit in der Klubgeschichte von Austria Salzburg mit Spielern wie Otto Konrad, Leo Lainer, Wolfgang Feiersinger, Adi Hütter Heimo Pfeifenberger usw. Zweimal Meister, 1994 im Finale des UEFA-Cups gegen Inter Mailand, das in zwei Spielen ausgetragen wurde. Salzburg verlor zweimal 0:1. Die Heimspiele trug Salzburg ab dem Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt im Wiener Stadion aus, das dreimal ausverkauft war. Salzburg war damals die erste österreichische Mannschaft, die im Europacup eine deutsche eliminierte: „Er war ein absoluter Top-Trainer zu dieser Zeit“, erinnerte sich Hütter Sonntag Abend zurück. Lainer, der Vater von Österreichs Teamverteidiger Stefan, gehörte auch zum Baric-Erfolgsteam bei Rapid, das außer von Torjäger Krankl auch von Tormann Herbert Feurer, Heribert Weber, Antonin Panenka usw. geprägt wurde. Auch mit Sturm Graz wäre Baric 1981 fast Meister geworden. Aber das verhinderte Rapid mit einem 4:1-Sieg im Liebenau-Stadion in der letzten Runde. Ein Jahr später begann die Baric-Erfolgsära in Hütteldorf.
Er arbeitete in Österreich auch beim LASK und Vorwärts Steyr. Er trug stets das Herz auf der Zunge, war kaum zu stoppen, wenn er einmal ins Reden kam. Worte wie „maximal“ und „Million Prozent“ wurden zu seinem Markenzeichen. So bekam er bald den Spitznamen „Otto Maximal“. Viele rümpften die Nase wegen der Vorliebe für Spieler aus seiner Heimat, aber er brachte auch wirklich gute. Angefangen von Bozo Bakota und Zvonko Breber bei Sturm Graz über Petar Brucic, Zlatko Krancjar und Sulejman Halilovic bei Rapid bis zur Nicola Jurcevic bei Salzburg. Baric wollte immer jung und dynamisch aussehen. Graue Haare waren ihm ein Gräuel, darum sorgten auch durch seine gefärbten Haare für Gesprächsstoff.
Er war Assistent von Kroatiens Teamchef Miro Blazevic bei der Europameisterschaft 1996 in England, als die Kroaten unglücklich im Viertelfinale am späteren Europameister Deutschland scheiterten. Im Old Trafford von Manchester, wo er zwöfl Jahre zuvor mit Rapid im Europacupachtelfinale im Entscheidungsspiel auf neutralem Boden Celtic Glasgow durch ein Tor von Peter Pacult mit 1:0 eliminiert hatte. 1996 war dort wie so oft der Schiedsrichter für ihn Buhmann, damals der Schwede Leif Sundell. Was er alles über den sagte, war wirklich nicht druckreif. Von 1999 bis 2001 war er auch Österreichs Teamchef für 22 Spiele. Nach dem Scheitern im Play-off um das WM-Ticket für Japan und Südkorea hatte er genug, weil es nicht für „maximal“ gereicht hatte. Das empfand er auch bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal als Teamchef Kroatiens. 0:0 gegen die Schweiz, 2:2 gegen Frankreich, 2:4 gegen England, ohne Sieg nach der Gruppenphase heim geflogen. Später war er auch Teamchef von Albanien. Aber da gab´s keine Chance, die Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz zu schaffen.
Baric war für Journalisten sozusagen ein Fressen, stets eine Fundgrube, für starke Sprüche gut. Mir immer unvergesslich bleibt, als ich ihn beim VfB Stuttgart, zu dem er nach dem Europacupfinale mit Rapid gewechselt war, besuchte. Das sollte eine der wenigen Stationen sein, bei der er nicht Anklang fand. Damals führte er mich am Trainingsgelände zu einem jungen Spieler mit blonden Haaren, sagte vor ihm: „Aufpassen, ich werde ihn heben. Diese wird maximal Karriere machen. Million Prozent!“ Die Prognose stimmte. Es war Jürgen Klinsmann.