Am 31. März dieses Jahres versetzte Dänemark mit dem 4:0 (0:0) im Wiener Happel-Stadion Österreich den ersten großen Tiefschlag in der WM-Qualifikation. Damals feierte Ercan Kara ab der 74. Minute sein Debüt im Teamdress. Wenn es 195 Tage später am Dienstag Abend im Parken-Stadion von Kopenhagen um die Revanche geht, wird der 25 jährige Rapidler sein sechstes Länderspiel, das zweite von Beginn an bestreiten. Erstmals hörte er am Samstag in Torshavn vor dem 2:0-Pflichtsieg über die Färöer die Bundeshymne am Rasen, weil er erstmals in der Startelf stand. Er nützte mit der Rückennummern sieben, die eigentlich Marko Arnautovic „gehört“, seine Chance, kann auf sich stolz sein, wenn man bedenkt, dass er vor drei Jahren noch in der Regionalliga Ost spielte. Kara ist auch stolz.
Doch bei allem Lob für Kara, ob er wirklich der Teamstürmer ist, den man gegen europäische Topteams braucht, wird man Dienstag sehen. Wenn er sich gegen die drei dänischen Innenverteidiger, Kapitän Simon Kjaer von AC Milan, Champions League-.Sieger Andreas Christensen von Chelsea und Christian Norgaard vom Premier League-Aufsteiger Brentford behaupten muss. Das wird um einiges schwerer als gegen Färöer positiv aufzufallen. Er traut sich das zu: „Ich weiß, was ich kann, setze meine Stärken ein, um der Mannschaft helfen zu können“. Und daher traut er sich zu, der erste zu sein, der Dänemarks Tormann Kaspar Schmeichel in der Qualifikation bezwingt.
Österreichs Team wird mehr brauchen als Selbstvertrauen, um gegen den EM-Semifinalisten bestehen zu können. Nämlich eine Steigerung von allen gegenüber dem 2:0 von Färöer. Tormann Daniel Bachmann antwortete Sonntag nach der Ankunft in Kopenhagen auf der Frage nach der wichtigsten Erkenntnis aus dem Pflichtsieg in Torsvollur kurz und bündig: „Wir können noch gewinnen!“ Ansonst wäre es weder sinn- noch wertvoll, über das Match nachzudenken. Wegen der besondere Umstände wie Kunstrasen und starker Wind. Aber wenn man ehrlich ist, dann muss sich die Hoffnung auf die Steigerung in Grenzen. Die wurde schon seit dem 2:0 über Moldau in Chisinau beschworen. Und passierte nicht. Deshalb kam es zum 2:5 in Haifa gegen Israel und dem 0:1 gegen Schottland. Das 2:0 gegen die Färöer erinnerte irgendwie an das gleiche Ergebnis gegen Moldau. Folgt daraus ein „neues Israel“? Eine perfekte Aktion wie am Samstag wird nicht genügen, um die Weichen zu stellen.
Dänemark ist diskussionslos besser als die Israelis. Und wer sollte jetzt für die notwendige österreichische Steigerung sorgen, um eine positive Überraschung zu liefern? Einige hätten sicher das Potenzial dazu. Aber Marcel Sabitzer fehlt der Rhythmus, weil er bei Bayern kaum spielte. Ähnliches gilt für Konrad Laimer und RB Leipzig. Florian Grillitsch ist weit von der Form, mit der er etwa bei der Europameisterschaft beim für den Aufstieg ins Achtelfinale entscheidenden 1:0 gegen die Ukraine überzeugte, entfernt. Martin Hinteregger hat Probleme mit seiner lädierten Schulter, David Alaba wird in erster Linie mit der Defensive beschäftigt sein. Wenn Teamchef Franco Foda über Umstellungen nachdenkt, ist das legitim. Aber hat er wirklich die personellen Alternativen, die mehr können als solid zu spielen? Irgendwann kommt sicher der Name Yusuf Demir in die Diskussion. Aber man darf nicht den Fehler machen, in einem zweifelsohne sehr talentierten Barcelona-Reservisten einen Heilsbringer zu sehen.
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