Fußball

Trotz Spielerlob: Gespaltene Reaktionen auf Franco Foda

Überhebliche und interessante Töne dringen aus dem Teamtrainingslager in Marbella. Überhebliche von Marko Arnautovic. Dass ihm mediale Kritiken egal sind, er sie nicht beachtet, egal ob in England oder in Österreich, ist sein gutes Recht. Aber dass er meint, die Fans, die gegen Uruguay am Dienstag nicht ins Happel-Stadion kommen, um beim Teamchefdebüt von Franco Foda dabei zu sein, sollten besser immer daheim vor dem TV-Schirm bleiben, unterstreicht nur, dass der West Ham-Legionär den Realitätssinn verlor, sofern er je einen hatte: Liebe Freunde, ihr müsst die Fans erst wieder zurückerobern. Das geht nur über Leistung, dazu reicht nicht der Sieg über Serbien. Würden die Fans, die Dienstag das Match nicht live im Prater sehen wollen,  der Arnautovic-Forderung nachkommen, wäre das Happel-Stadion künftig bei allen Heimspielen mindestens zur Hälfte leer.

Fodas Trainingsprogramm gefällt den Teamspielern. Das sagen sie durch die Bank. Müssen sie wohl auch. „Jeder trainiert überragend“, behauptet Aleksandar Dragovic, der seit acht Jahren für Österreich spielt und prophezeite: „Wir werden nicht so ein Pressing veranstalten wie bei Marcel Koller, sondern aus einer geordneten Defensive spielen“. Klingt interessant. Auch wenn der neue Teamchef bei den gestandenen Routiniers gut ankommt,  bleibt die Entscheidung  für den Sturm-Trainer umstritten. Der heimische Medienbeobachter META Communication International von Christoph Luke analysierte detailliert die mediale Berichterstattung sowie die Diskussionen im Social Web. Und kam zu dem Ergebnis: Die Reaktionen auf den Neo-Teamchef sind gespalten. Viele Beobachter bezweifeln, dass Foda an die Erfolge von Koller anschliessen kann.

Es gibt deutliche Unterschiede zwischen medialer Darstellung und öffentlicher Wahrnehmung. Die Medienberichte bewerten Fodas Bestellung zu 52 Prozent positiv. Wegen der Erfolgsbilanz mit Tabellenführer Sturm Graz, seiner hohen Ansprüche an Disziplin und Teamgeist sowie der Chance auf einen Generationswechsel im Team. Via Social Media sieht alles um vieles polarisierter aus. Nu jeder fünfte Kommentar ist positiv, es gibt da 25 Prozent ambivalente und zwölf Prozent negative Reaktionen auf den ersten österreichischen Teamchef aus Deutschland. Die hinterfragen wiederholt internationale Erfahrung, spieltaktische Flexibilität sowie seinen Führungsstil. Die Anzahl derer, die ein größeres Konfliktpotenzial im Team erwarten, übersteigt die der Befürworter, die ein stärkeres Auftreten gegenüber den Stars wie etwa David Alaba in der „Mitttelfeldfrage“ erhoffen. Wobei ein reinigendes Gewitter oft gut tun, durchaus nützlich sein kann, um besser zu werden.

Einigkeit besteht bei allen darüber, dass die  Präsentation des neuen Teamchefs unglücklich verlaufen ist, weil sowohl ÖFB-Präsident Leo Windtner als auch Sportchef Peter Schöttel den Eindruck entstehen ließen, Foda sei bestenfalls die zweite Wahl gewesen, womöglich nur ein Platzhalter für den favorisierten Peter Stöger. Als Kompromisskandidat fehle Foda der interne Rückhalt. Für diese Pannen kann aber der neue Teamchef rein gar nichts. Am Dienstag hat er die  erste Chance, die öffentliche Wahrnehmung um ihn zu korrigieren, gespaltene Reaktionen in durchwegs positive zu verwandeln. Unter Vorgänger Koller hatte es gegen Uruguay in Klagenfurt  am 5. März 2014 ein 1:1 gegeben. Von Fodas erstem Kader spielten damals schon Tormann Heinz Lindner, Dragovic, Arnautovic und Marcel Sabitzer.

 

Foto: META Communications .

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