Im Jänner hatte Martin Hinteregger mit einer öffentlichen Kritik an Augsburg damaligem Trainer Manuel Baum es möglich gemacht, dass er bis Saisonende an Eintracht Frankfurt verliehen wurde, dort die besten vier Monate seiner bisherigen Karriere hatte, zum Publikumsliebling und Wunschspieler avancierte. Aber danach gab es keine Einigung. zwischen den Klubs über einen endgültigen Wechsel. Am 9. Juli musste er widerwillig zum Trainings nach Augsburg. Sechs Tage später fehlte der Innenverteidiger am offiziellen Mannschaftsbild , da er zur gleichen Zeit in Salzburg die Reha nach seinem Rippenbruch, erlitten im Juni bei Österreichs 4:1 in Nordmazedonien, zu Ende brachte. Am 28. Juli sorgte ein offenbar alkoholisierter Auftritt am vorletzten Tag des Augsburg-Training in Bad Häring in Tirol für Aufsehen. Zwei Tage später tauchte ein Handyvideo des schwer angeschlagenen, torkelnden Hinteregger bei „Bild“ und „Sportbild“ auf. „Bild“ nannte in deshalb sogar im Titel „HICKSegger.“
Der 26 jährige Innenverteidiger verbrachte den freien Montag in seiner Kärntner Heimat Siernitz, wollte sich zu den Szenen nicht äußern. Am Dienstag war er wieder in Augsburg, verließ aber nach einer Aussprache mit Manager Stefan Reuter zu Mittag mit einem Audi Q 9 endgültig dass Trainingsgelände. Unfassbar: Als“Hicksegger“ erreichte Hinteregger sein Ziel, zu Eintracht Frankfurt und Trainer Adi Hütter wechseln zu können. Er fuhr von Augsburg direkt zum Medizincheck nach Frankfurt. Zuletzt hatte zwischen Eintrachts Sportchef Fredy Bobic und Reuter Funkstille geherrscht, doch Dienstag kam es plötzlich zur Einigung. Augsburg wollte ursprünglich 15 Millionen, gibt sich jetzt mit zwölf zufrieden. Mit Bonuszahlungen können noch zwei dazukommen.
Das alles sieht nach einer nicht mehr überbietbaren Provokation aus, die Hinteregger nach seiner Trainerkritik im Winter energisch bestritten hatte. Aber der Auftritt am letzten Samstag ist noch viel ärger: Im Video sieht man, wie er über den Marktplatz von Bad Häring torkelt. Österreichs U 21-Temspieler Kevin Danso stützt ihn, will ihn ins Hotel bringen. Doch Hinteggeer reißt sich los, wankt zum Dorffest zurück. Laut Bild war er bereits Nachmittag dort, ging dann zum offiziellen Mannschaftsabend, tauchte dann wieder am Fest auf. Am Sonntag fehlte er dann beim letzten Training. Dass er damit sein Ziel erreichte, ist eigentlich mehr als bedenklich. Schon in seinen Salzburger Zeiten hatte man Hinteregger mitunter den Hang zum Exzessieren nachgesagt, wenn sein Frust groß war. Wenn der Auftritt in Bad Häring geplant war, dann haben ganz, ganz schlimme Sitten im Fußball Einzug gehalten, um seine Ziele zu erreichen. Das Ende der Fahnenstange scheint noch gar nicht erreicht zu sein, wenn man mit Frustsaufen einen Transfer erzwingen kann.
Das Image des Spitzenfußballers Hinteregger hat unter dem Auftritt in Tirol mit Sicherheit gelitten. In Frankfurt sah man das nicht so eng. Die Fans jubeln, da ihr „Hinti“, für den sie sogar auf der sechsten Etappe der Tour de France „Free Hinti“ auf den Asphalt hatten zeichnen lassen, zurück kommt, Aufsichtsratspräsident Wolfgang Steubing zeigte Verständnis für Hinteregger. Und das nährt sogar den Verdacht, dass der Skandal von Frankfurt mit ihm abgesprochen gewesen sein könnte, um Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen. Das wäre ein Wahnsinn. Steubing meinte nur: „Da sah sicher nicht gut aus, speziell in der Vorbereitung. Aber wir brechen nicht den starb über ihn. Man muss bedenke, er machte schwere Zeiten durch, befand sich in einer ganz schwierigen Situation.“ Aber selbst der größte Frust entschuldigt nicht, sich so gehen zu lassen.
Hinteregger hatte in Frankfurt bereits Ende Mai darum gebeten, seine Rückennummer 13 für ihn freizuhalten. Was auch geschah. Anzunehmen, dass er Donnerstag nach der Europa League- Qualifikation in Frankfurt vor 45.000 Zuschauern in gegen Flora Tallinn mit der Mannschaft nach Linz fliegen und dann im Trainingslager, dem Hotel „Dilly“ in Windischgarsten, einchecken und dort bis Sonntag trainieren wird. Salzburg kassiert bei der 12 Millionen-Ablöse mit. 1,8 Millionen werden sich ausgehen. Das ist nicht so viel, wie sich Salzburgs Chefetage erhofft. Die hätte lieber einen Wechsel Hintereggers in Englands Premier League gesehen. „Hicksegger“ verhinderte das.
Geklärt ist de Zukunft von Markus Suttner. Ohne laute Begleitmusik wie bei Hinteregger. Fortuna Düsseldorf erwarb den 32jährigen Linksverteidiger, der letzte Saison von Brighton ausgeborgt war, endgültig. Zahlte für Suttner, der 20 Länderspiele absolvierte, eine Million Ablöse. Der Ex-Austrianer aus Hollabrunn bekam einen Einjahresvertrag.