Fußball

Vergesst Prag, sonst bringt die WM in Stockholm ein böses Erwachen

Auftakt für Österreich bei der Eishockey-WM im renovierten Globe von Stockholm, der jetzt Avicii-Arena heißt und 13.516 Zuschauer fasst, am Freitagnachmittag gegen Finnland. Der Start ist ebenso live in ORF 1 zu sehen wie 24 Stunden später das zweite Spiel gegen Schweden. Der Auftakt ruft natürlich Erinnerungen an die letzte Weltmeisterschaft in Prag hervor, in der Österreich sensationell den Favorit 3:2 bezwang, Bern-Legionär Benjamin Baumgartner in der vorletzten Sekunde das Siegestor erzielte. Wer glaubt, dass Österreich wieder mit Topteams, die um die Medaillen spielen, mithalten kann, geht an der Realität vorbei. Gegen Finnland und Schweden wird nichts zu holen sein, ebenso gegen Kanada im vierten Spiel. Leise Hoffnungen darf man sich davor gegen die Slowakei machen. In Wahrheit entscheidet sich Österreichs WM-Schicksal in den letzten drei Partien gegen Frankreich, Slowenien und Lettland.  Da muss der Klassenerhalt gesichert werden, dann geht der am längsten im Amt befindliche Teamchef, Roger Bader, 2026 in seine siebente WM. An der ihm sehr viel liegt: Weil sie in seiner Heimat Schweiz stattfinden wird.

„Der Kampf um den Klassenerhalt ist immer noch viel näher als das Hoffen um das Viertelfinale“, weiß Bader. Das ist die Wahrheit, die im Eishockeyverband nicht allen gefällt. Baders Vertrag verlängert sich nur bei Klassenerhalt automatisch. Sobald er Präsident Klaus Hartmann nicht mehr Resultate liefert, in dessen Glanz sich der Kärntner sonnen und von seiner Erfolgsära sprechen kann, lässt er Bader fallen. Davon kann man ausgehen. Man sollte sich aber schon daran erinnern, dass nicht nur mit Verteidiger David Reinbacher und Center Marco Rossi wichtige Spieler fehlen, sondern auch andere Stammkräfte, die in Prag dabei waren. Wie Verteidiger Kilian Zündel, Manuel Ganahl, Benjamin Nissner, Mario Huber oder Ali Wukowits. Das ist sicher nicht locker zu verkraften.

Nicht dabei war in Prag der eingebürgerte finnische Tormann Atti Tolvanen. Er trifft bei seinem WM-Debüt auf seinen vier Jahre jüngeren Bruder Eeli, NHL-Legionär bei Seattle. Ein Bruderduell in einem WM-Spiel hat Seltenheitswert. Tolvanen in seiner Salzburg-Form wird sicher eine Verstärkung sein, aber wer ihn als Garant für den Klassenerhalt sieht, der macht es sich zu leicht. Da muss mehr funktionieren. Da müssen auch die anderen sechs WM-Debütanten, auch Schweden-Legionär Gregor Biber, mit 18 der jüngste österreichische Spieler, Topleistungen bringen, Bislang agierte der Verteidiger abgeklärt und unaufgeregt, wie wenn er schon seit Jahren Stammspieler wäre. Jetzt muss er das bei seiner ersten WM bringen.

Der 38 jährige Teamkapitän Thomas Raffl und Routinier Peter Schneider verlängerten vor der WM ihre Verträge bei Meister Salzburg. Kanadas WM-Team hat einen prominenten Namen mehr: Marc Andre Fleury, der 40 jährige Torhüter vom Rossi-Klub Minnesota, der Olympiagold gewann, dreimal Stanley Cup-Sieger war. Am Ende seiner NHL-Karriere spielt er erstmals bei einer Weltmeisterschaft.

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