Fußball

Vier Spiele vor Ende ein sinnloser Trainerwechsel: Das gewagte Spiel der Austria

Zwei oder vier Spiele vor dem Saisonende den Trainer zu wechseln, durch seinen Assistenten zu ersetzen, das bringt nichts mehr. Man kann dies als Alibiaktion oder auch Blödsinn bezeichnen. Die Wiener Austria tat es trotzdem. Die Gründe, die Reißleine zu ziehen, lieferte Michael Wimmer  schon früher, nicht erst durch die letzten vier Runden mit dem 0:4 gegen Wolfsberg als Tiefpunkt, bei dem die Austria elf Torschüsse mehr, 66 Prozent Ballbesitz, eine Zweikampfquote von 59 sowie eine Passquote von 72 Prozent hatte, laut Statistik eher klar hätte gewinnen müssen. Trotzdem entschieden sich die sportliche Leitung, sprich Sportvorstand Jürgen Werner und Sportchef Manuel Ortlechner, über den es auch Spekulationen gab, zu diesem Schritt. In Absprache mit dem Präsidium. Zu dem gehören Präsident Kurt Gollowitzer , eine Vizepräsidentin (Dagmar Schmidt) und ein Vizepräsident (Karl Pisec). Laut violetter Aussendung hatte der Aufsichtsrat nichts damit zu tun. Zu dem gehören mit Ex-Southampton Boss Ralph Krueger und Sebastian Prödl geballte Fußballkompetenz. Prödl als Vertreter der Investorengruppe um Werner, ohne deren Millionen es die Austria wahrscheinlich nicht mehr geben würde.

Mit Wimmer muss auch sein Assistent Ahmet Koc gehen. Der zweite Assistent, Christian Wegleitner, wird hingegen Samstag gegen Blau Weiß Linz und danach im Play-off-Spiel gegen Wolfsberg und im günstigsten Fall noch zweimal gegen den Fünften der Bundesliga (derzeit Hartberg) um den Europacupplatz der Chef sein. Was kann er schon ändern? Dass er die Spielanlage ändert, jetzt plötzlich auf Viererabwehr umstellt, wird nicht passieren. Es ist ein gewagtes Spiel, auf das sich die Austria einlässt. Der 45 jährige Wegleitner war bisher nur Chef vor zehn Jahren bei Illmitz im burgenländischen Seewinkel und im Herbst beim Kooperationsklub der Austria in der zweien Liga, bei Aufsteiger Stripfing. Die Bilanz nach 16 Spielen: Sieben Siege, zwei Unentschieden, sieben Niederlagen. Eine Empfehlung als Chef? Dazwischen trainierte er Nachwuchsteam in den Akademien von Admira und Rapid, war Co-Trainer bei den Young Violets, auch als der Abstieg in die Regionalliga Ost passierte und im Frühjahr Assistent von Wimmer. Das von der Interimslösung eine endgültige wird, ist eigentlich unvorstellbar. Er hat nicht die erforderliche UEFA-Pro-Lizenz.

Die Aktion kann der Austria noch teuer kommen. Wimmers Vertrag läuft bis 2025, beginnt er im Sommer kein neues Engagement, muss ihn die Austria auszahlen. Bei der violetten Finanzlage ein Luxus. Alles passt gar nicht zum bisherigen Stil von Werner. Ausgerechnet die Pleite gegen seinen Vorgänger Manfred Schmid wurde Wimmer zum Verhängnis. Schmid sorgte danach mit dem Sager, er kenne die meisten Austria-Spieler noch aus der Zeit, in der sie mit ihm als Trainer Dritter wurden, sorgte nachher natürlich für Brisanz, auch wenn er stimmt. Ob Schmid das tat, um Werner und Ortlechner eine „mitzugeben“, die von ihm forderten, den proaktiven Stil spielen zu lassen den Werner aus der Erfolgszeit mit Oliver Glasner beim LASK total schätzt? Vielleicht, Schmid lehnte ab, sich zu „unterwerfen“ und musste im Dezember 2022 gehen, Das gefiel seinem Förderer Gollowitzer gar nicht. Als der Monate später Präsident wurde, machte er wie zuvor aus dem Ärger über den Trainerwechsel kein Hehl. Vielleicht sorgte er deshalb für Druck auf Werner in Sachen Trainerwechsel.  Hätte der Sportvorstand auf „seinem“ Trainer Wimmer bestanden, wäre der große Krach unausbleiblich geblieben. Nur aufgeschoben?

Natürlich kam von Werner offiziell der Routinesatz, dass man zum Entschluss gekommen sei, die Mannschaft brauche einen Impuls, um noch das Saisonziel zu erreichen. Ein Impuls durch einen, der ein halbes Jahr dabei ist? Vielleicht ist die interne Lösung doch die weniger schlechte als jetzt einen neuen Mann von außen zu holen. Für nächste Saison wird die aber anstehen. Wer kann das sein? Seit April zeigt einer mit Austria-Vergangenheit bei Werners Ex-Klub LASK auf: Thomas Darasz, der von sechs Spielen vier gewann und nur eines verlor, dabei einen Tag erlebte, den er nie vergessen wird, das 5:0 gegen Rapid. Das für einen Ex-Austrianer besonders viel bedeutet. Darazs wurde in Linz nur als Interimslösung installiert, die im Sommer wieder auf die Akademie zurückkehrt. Das wurde trotz der guten Bilanz noch nicht widerrufen. Also wäre es nicht schwer, ihn zu bekommen.

Er spielte von 1996 bis 2020 bei der Austria, erlebte in der Zeit mit dem inzwischen verstorbenen Deutschen Wolfgang Frank, dem Slowenen Zdenko Verdinik, Heinz Hochhauser, Interimslösung Friedl Koncilia, Herbert Prohaska, dem Holländer Arie Haan, der vom damaligen Boss Frank Stronach nach einem Derbysieg entlassen und durch das Duo Walter Hörmann und Toni Pfeffer ersetzt wurde und Didi Constantini zehn Trainer. Es gab bei Violett schon immer unruhige Trainerzeiten. Darazs begann die zweite Karriere vor 13 Jahren als Spielertrainer bei Ostbahn XI, dem Stammklub der Austria-Ikone Prohaska. Er gilt als Fan von Pep Guardiola, würde mehr als Spiel mit dem als gegen den Ball in den Vordergrund stellen. Das wäre jetzt wieder etwas Neues bei Austria und nichts Schlechtes.

 

Foto: Mario Urbantschitsch.

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