Fußball

„Voll drauf auf jeden Fall“: Salzburg kann es gar nicht anders

Fußball-Europa blickt Dienstag Abend nach Wals-Siezenheim: Schreibt der FC Salzburg in der Red Bull-Arena Geschichte, schlägt er als erster österreichischer Verein den FC Liverpool in einem Heimspiel, eliminiert er den Titelverteidiger aus der Champions League?  Bisher scheiterten die Austria, Wacker Innsbruck unter Ernst Happel und der GAK daran, die „Reds“ zu bezwingen. Am nähesten daran war die Austria 1985 im Wiener Hanappi-Stadion, die nach einem Tor von Toni Polster bis zur 86.Minute führte, ehe Liverpool zum 1:1 ausglich. Innsbruck verlor 1991 am Tivoli 0:2, der GAK mit Salzburgs Co-Trainer Rene Aufhauser im Mittelfeld vor 15 Jahren in Liebenau durch zwei Treffer der Legende Steven Gerrard 0:2. Der 1:0-Sieg an der Anfield Road im zweiten Spiel reichte nicht, um die Qualifikation zur Champions League zu schaffen.

Der FC Salzburg kann daher in mehrfacher Hinsicht Dienstag Geschichte schreiben. In einem „Bonusspiel“, wie es Trainer Jesse Marsch ausdrückte. Platz drei und das Weiterspielen nächstes Jahr in der Europa League sind schon geschafft, das galt immer als Ziel, das kommunizierte nach der Auslosung auch Red Bull-Chef Didi Mateschitz. Alles, was noch kommt,ist eine Draufgabe. Als einzige österreichische Mannschaft überstand Sturm Graz in der Ära von Trainerguru Ivica Osim und Präsident Hannes Kartnig 2000/01 gegen die Glasgow Rangers, Monaco und Galatasaray Istanbul die Gruppenphase. Trotz 0:5-Debakeln in Glasgow und Monaco. Die Helden von damals hießen Markus Schopp, 19 Jahre spätr Trainer von Hartberg, Ivica Vastic, Hannes Reinmayr. Ebenfalls in der damaligen Erfolgstruppe: Der jetzige Teamchef Franco Foda, sein Assistent Imre Szabics und der Russe Sergej Yuran.

Nur Englands überlegener Tabellenführer hat hat Dienstag ab 18.55 Uhr etwas zu verlieren. Vielleicht gehen  die Salzburger Aussenseiter deshalb so unaufgeregt an das große Finale, das Spiel des Jahres heran. Das zeigte Kapitän Andreas Ulmer mit seiner Antwort auf die  Frage, ob es das Match seines Lebens sei: „Des bisherigen schon. Aber es kann ja weiter gehen. Wenn wir mutig sind, haben wir immer eine Chance!“ Max Wöber wagte die Prognose, wenn man es richtige anlege, dann könne man auch gewinnen. Gegen den Weltklassetormann Alisson, den Abwehrriesen Virgil van Dijk, dessen 36jähriger holländischer Landsmann Danny Makkelie Schiedsrichter ist,  Offensivkracher wie den Ex-Salzburger Sadio Mane,  Mo Salah und Roberto Firmino. Was er unter richtig anlegen verstand, sagte der Wiener frei heraus: „Voll drauf auf jeden Fall. Das ist unser Spiel.“ Voll drauf wie He  Chan Hwang bei seinem Tor in Liverpool (Bild oben). Das wollen die fast 30.000 Salzburg-Fans im seit August ausverkauften Stadion, das sie in einen Hexenkessel verwandeln werden, sehen. Die vielen Transfergerüchte um Erling Haaland können alle ausblenden: „Er und sein Vater sind völlig ruhig im Kopf“, beruhigte Marsch.

Liverpool hat von seinen letzten zwölf Europacupspielen außerhalb Englands sieben nicht gewonnen. Auch das macht Salzburg etwas Hoffnung. Ebenso die eigene Offensivstärke,  die 94 Tore in den bisherigen 25 Pflichtspielen der Saison: „Es ist momentan so viel Konzentration zu spüren, so viel Begeisterung im Verein und in der Stadt. Da fällt es nicht schwer, diesen Moment zu genießen“, prophezeite Marsch. Allein von einem Genussabend gegen Liverpool zu sprechen, zeigt, wie viel Salzburg mit dieser Finalkonstellation erreicht hat. Ein 1:0, 2:1 und 3:2 würde bedeuten, das Salzburg beim direkten Vergleich auf Grund der drei Auswärtstore beim 3:4 an der Anfield Road voran liegt, bei jedem ab zwei Toren Differenz erst recht. Dass Salzburg und Liverpool aufsteigen, kann nur gelingen, wenn das Tief von Napoli mit einer Heimpleite gegen Genk seinen Höhepunkt erreichen sollte. Dann könnten bei einem Sieg von Österreichs Meister Salzburg und Liverpool aufsteigen. Ein Unentschieden würde für Salzburg einen großen Prestigegewinn bedeuten, aber nicht zum Aufstieg reichen. Salzburger Heimspiele im Europacup gegen englische Mannschaften liegen auch schon einige Jahre zurück: 2010 mit Huub Stevens auf der Trainerbank in der Gruppenphase der Europa League 0:2 gegen Manchester City, 2006 mit Giovanni Trapattoni in der ersten UEFA-Cup-Runde 2:2 gegen die Blackburn Rovers. Marc Janko erzielte in der 92.Minute den Ausgleich. Dienstag ist er für „Sky“ im Einsatz.

Foto: Red Bull Salzburg.

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