Bei Meister Sturm Graz und Red Bull Salzburg beginnt Freitag die Vorbereitung auf die Frühjahrssaison. Vorerst stehen die Champions League-Spiele im Jänner gegen Atalanta Bergamo und RB Leipzig beziehungsweise gegen Real und Atletico Madrid im Blickpunkt. Bei Salzburg gibt es Freitag den ersten Medientermin mit dem neuen Trainer Thomas Letsch, Sportchef Rouven Schröder präsentierte einen Tag vor Trainingsstart den ersten Winterkauf, einen Stürmer. Die Wahl fiel auf einen, den Schröder aus gemeinsamen Zeiten bei FSV Mainz, kennt: Den gebürtigen Wiener Karim Onisiwo (Bild), bereits 32 Jahre alt, der sicher schon die beste Zeit seiner Karriere hinter sich hat. Mit dem sensationellen Höhenflug von Mainz hat er wenig zu tun: Er spielte in dieser Saison nur 107 Minuten in der Bundesliga, 97 im Pokal.
Salzburg fällt in dieser Saison in Sachen Transfers von einem Extrem ins andere. Im Sommer noch zu wenig Routine, jetzt ein Neuer, der keine große Perspektive hat. Der Plan mit Onisiwo dürfte sein, dass er kurzfristig den Platz des verletzten Schützenkönigs Karim Konate übernimmt. Aber die Torgefährlichkeit zählte auch zu Onisiwos besten Zeiten nicht gerade zu seinen Stärken. Seit er im Jänner 2016 bei Mainz begann, erzielte er in 214 Bundesligaspielen nur 33 Treffer. Das ist nicht die Quote eines Torjägers. Nachvollziehbar, dass Schröder Onisiwo als Stürmer, der jahrelang auf hohem Niveau gespielt und dabei viel Erfahrung gesammelt hat, bezeichnete. Zudem dessen sehr guten Charakter lobte, den Onisiwo zweifelsohne hat. Er gilt als einer, der voran geht. Aber ehrlich, zu besseren Zeiten von Salzburg hätte es diesen Transfer nicht gegeben. Als Ralf Rangnick noch Sportchef war, wurde kein Spieler in diesem Alter geholt. Es gibt auch zu denken, dass es in der Filiale Liefering offenbar keinen Stürmer gibt, den man Tore in der Bundesliga zutraut. Offenbar gilt der Satz, den Rangnick im Herbst zur Salzburg-Krise sagte: „Liefering liefert nicht mehr!“ Dabei ist der 18 jährige Kärntner Philipp Verhounig der beste Torschütze in der Youth League.
Onisiwo bestritt 24 Länderspiele, bei denen ihm ein Tor gelang, Zu Corona-Zeiten beim 2:3 gegen Rumänien in der Nations League B. Er kam auch in der Ära Rangnick zum Zug, beendete aber im September 2023 nach dem 3:1-Auswärtssieg gegen Schweden in der EM-Qualifikation auf eigenen Wunsch die Teamkarriere. Onisiwos Frau ist Sakburgerin, er spietle von 2012 bis 2014 bei Austria Salzburg. Onisiwo denkt, keine lange Anlaufzeit zu brauchen. Möglich, dass e bereit Montag beim Dreikönigs-Test gegen Deutschland Tabellenführer Bayern München, für den 23.000 Karten verkauft sind, den Servus-TV live zeigen wird, sein Debüt feiert. Noch nicht im Mannschaftstraining stehen die Reha-Patienen Fernando, Maurits Kjaergaard, Konate und Kamil Piatkowski sowie Nicolas Capaldo, der sich im Nachtragsspiel gegen Austria Klagenfurt eine Oberschenkelverletzung zuzog. Drei Tage nach dem Bayern-Spiel fliegt Salzburg ins neuntägige Trainingslager im portugiesischen Faro, bei dem es einen Test gegen den dänischen Spitzenklub FC Midtjylland geben wird.
Auch bei Sturm Graz gibt es personelle Neuigkeiten: Ex-Sportchef Andreas Schicker beorderte den noch in seiner Amtszeit im Sommer auf Leihbasis von Hoffenheim geholten türkischen Stürmer Erencan Yardimci vorzeitig zu seinem neuen Klub zurück. Obwohl Schicker auch den 22 jährigen nigerianischen Stürmer Gift Orban um neun Millionen von Olympique Lyon engagierte, ihn als den Stürmertyp bezeichnete, den Trainer Christian Ilzer und er suchten. Der 22 jährige Yardimci kam bei Sturm im Herbst über die Jokerrolle nicht hinaus, bei seinen 14 Einsätzen gelangen ihm drei Tore und zwei Assists. Zugleich verlautete aus Italien, vom „Transferexperten“ Fabrizio Romano, dass der im Sommer um 4,7 Millionen von Arsenal gekaufte dänische Torjäger Mika Biereth vor dem Wechsel zum französischen Vizemeister AS Monaco, dem Klub von Adi Hütter, steht. Der spielt Sonntag in Katars Hauptstadt Doha gegen Paris St. Germain um den französischen Supercup, hat Handlungsbedarf, da der amerikanische Mttelstürmer Folarin Balogun nach der dritten Schulterverletzung innerhalb von zwölf Monaten bis Ende April ausfällt.
Für Sturm würde der Abgang von Biereth, der einen Vertrag bis 2028 hat, zwar einen weiteren Millionenregen bringen, aber eine sportliche Schwächung bedeuten. Dann hätte Trainer Jürgen Säumel mit Seedy Jatta, William Boving, Andy Camara und Talent Leon Grgic nur vier Stürmer zur Verfügung, da Manprit Sarkaria auch im Fühjahr kein Thema sein wird. Auch wenn Sturm ab Februar nur noch auf zwei Hochzeiten statt bisher drei tanzen wird, dürfte ein Biereth-Verkauf aus sportlichen Gründen kein Thema sein. Eine Bewährungsprobe für den neuen Sportchef Michael Parensen, dies dem offenbar abwanderungswilligen Dänen klarzumachen. Sturm bezieht nächste Woche ein Trainingslager im spanischen Benidorm, bestreitet dort Tests gegen den Schweizer Tabellenführer Lugano und Grasshoppers Zürich. Nach der Rückkehr wird im slowenischen Thermenort Catez, wo der Platz eine Rasenheizung hat, trainiert und gegen den kroatischen Spitzenklub Rijeka gespielt. Auch zwischen den Champions League-Spielen wird Sturm in Catez trainieren.
