Unglaubliches Saisonfinish in der deutschen Bundesliga mit einem Happy End für Titelverteidiger Bayern München und vielen Tränen bei Borussia Dortmund. Durch das 2:1 (1:0) beim 1. FC Köln holte Bayern den elften Titel hintereinander. Bei Punktegleichheit mit Dortmund dank der um 15 Treffer besseren Tordifferenz. Aber am Ende stand dies fast im Schatten des Chaos um die Führungsetage: Bereits Freitag wurden auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung mit Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch der Sportchef von ihren Aufgaben entbunden. Das kann es nur bei Bayern geben. Chef des achtköpfigen Aufsichtsrats ist Bayern-Präsident Herbert Hainer, dazu gehören mit Uli Hoeneß der weiterhin sehr mächtige Ex-Präsident, aber auch Edmund Stoiber, Bayerns ehemaliger Ministerpräsident. Gerüchte gab es bereits vor dem Spiel, kurz nach dem Meisterstück machte Bayern auf der Homepage den „Umsturz“ offiziell. Was Sky-Experte Didi Hamann, der einen Bayern-Vergangenheit hat, zu Recht als „unmöglich und unüberbietbar respektlos“ kritisierte. Da wusste er noch nicht, dass es Kahn vom Aufsichtsrat untersagt wurde, nach Köln zu kommen und Sonntagnachmittag an der Meisterfeier am Marienplatz teilzunehmen. Das twitterte Kahn nach dem Meisterstück. Nachfolger von Kahn ist sein Stellvertreter, der bisherige Finanzvorstand Jan Christian Dreesen, der Bayern eigentlich mit Jahresende verlassen wollte. Da Dreesen auch Präsidiumsmitglied der Liga ist, überreichte er in Köln Kapitän Thomas Müller den Meisterschale (Bild). Eine Fake-Schale. Die echte war in Dortmund. wo die Probleme schon vor Anpfiff begannen: Stromausfall vor dem Stadion, ein Bienenschwarm in der Arena.
Kingsley Coman brachte Bayern schon nach acht Minuten die Führung, was Platz eins bedeutet. In Dortmund ging Mainz nach dem ersten Eckball in Führung, die zweite Chance bedeutete Dortmunds 0:2 durch Österreichs Teamstürmer Karim Onisiwo, der erstmals Kapitän war. Sein zehntes Saisontor erzielte er per Kopf. Daher machte auch er Bayern noch zum Meister. Zwischen erstem und zweitem Tor von Mainz vergab Dortmunds Torjäger Sebastien Haller einen Elfmeter. Den ersten, den er in dieser Saison schoss. In der zweiten Hälfte verhinderte die Stange bei einem Schuss von Onisiwo Dortmunds 0:3, der Anschlusstreffer Borussia fiel erst in der 69. Minute. Etwa um diese Zeit begann Bayern in Köln die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Das wurde bestraft: Nach 81 Minuten Elfmeter für Köln nach Hands von Serge Gnabry. Ein Österreicher, Ex-Rapidler Dejan Ljubicic, verwandelte. Daher war Dortmund wieder einen Punkt vor Bayern. Kurz nach seinem Tor wurde Ljubicic ausgetauscht. Er ging bei 1:1.
Auch Bayerns Trainer Thomas Tuchel wechselte Offensivkräfte ein. Auch Jamal Musiala für den deutschen Teamspieler Leon Goretzka, der erst knapp zehn Minuten am Rasen war. Ein „Geniestreich“, der den Titel brachte: Denn der 20 jährige Musiala erzielte nach 89 Minuten das Siegestor. Nach Schlusspfiff feierten die Bayern vor ihren Fans bereits den Titel, als in Dortmund das Spiel noch lief, nach 96 Minuten durch den Ex-Bayern Niklas Spiele das 2:2 fiel. Erinnerungen an das Jahr 2001 wurden wach, als Schalke in Gelsenkirchen bereits über den Titel jubelte, aber Bayern in Hamburg noch spielte und mit dem letzten Schuss durch den Schweden Patrick Andersson ausglich und Meister wurde. 22 Jahre später brachte praktisch auch der letzte Schuss die Entscheidung für Bayern. Viele, etwa Müller oder selbst Tuchel gaben zu, damit eigentlich nicht mehr gerechnet zu haben. Der Trainer wusste seit Freitag vom Ende von Kahn und Salihamdizic, zeigte sich fassungslos, dass die Leute, die ihn vor zwei Monaten holten, weg sind. Er genießt das Vertrauen von Hoeneß. Dortmunds Trainer Edin Terzic weinte vor der Südtribüne. Erstmals seit 23 Jahren verspielte die Mannschaft, die als Erster in die letzte Runde ging, den Titel.
Im Spätherbst seiner Karriere schaffte der 36 jährige Christopher Trimmel als Kapitän mit Union Berlin erstmals die Qualifikation zur Champions League. Das entscheidende Tor zum 1:0 von Werder Bremen fiel in der Alten Försterei nach 81 Minuten. Kurz davor wurde der Burgenländer ausgewechselt. Bis zum Union-Tor war Freiburg mit der 1:0-Führung bei Eintracht Frankfurt in der Champions League. Begann zu wackeln, als der österreichische Abwehrchef Philipp Lienhart nach 73 Minuten verletzt ausschied. Acht Minuten später wurde Michael Gregoritsch eingewechselt. Kurz darauf glich Frankfurt aus, in der 90. Minute fiel das Siegestor zum 2:1. Das bedeutete im letzten Heimspiel der Ära von Oliver Glasner dir Qualifikation zur Conference League, da sich Wolfsberg mit Patrick Wimmer daheim mit der 1:2 (1:0)-Pleite gegen Absteiger Hertha BSC Berlin blamierte. In Frankfurt forderten die Eintracht-Fans vom beliebten Glasner den „Jubeldiver“, zu dem er nicht bereit war. Er vertröstete alle auf kommenden Samstag. Wenn ein Sieg im Berliner Pokalfinale gegen RB Leipzig gelingt, dann folgt von ihm zum Abschied als Geschenk für die Fans auch der Diver: „Ich bin noch nicht fertig“, sagte er lächelnd in die Sky-Kameras.
Leipzig verurteilte Samstag mit dem 4:2 (2:1)-Heimsieg gegen Schalke den Traditionsklub zum Abstieg. Konrad Laimer erzielte nach 10 Minuten die Führung, Als sein Landsmann Xaver Schlager ihn nach 62 Minuten ablöste, stand es 2:2. Bochum schaffte mit Ex-Austrianer-Trainer Thomas Letsch durch den 3:0 (2:0)-Heimsieg gegen Leverkusen die Rettung, der Österreicher Kevin Stöger machte sozusagen den Deckel drauf. Durch einen gekonnten Heber mit links zum 3:0. Augsburg blieb trotz 0:2 (0:2) bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, VfB Stuttgart muss nach dem 1:1 (0:0) gegen Hoffenheim in die Relegation gegen den Dritten der zweiten Liga. Das wird vermutlich der Hamburger SV sein.
Foto: Bayern München.