Fußball

Von Katar nach Hernals: Das mutige Projekt Wiener Sportclub

Am 1.Oktober 2018 wird es 60 Jahre her sein, dass der Wiener Sport-Club im Europacup der Meister Juventus Turin mit 7:0 aus dem Wiener Praterstadion schoss. Ein legendäres Match. Aber wo wird der Sport-Club dann spielen? Noch in der Regionalliga Ost oder weiter oben in der neuen zweiten Liga mit sechzehn Klubs? Dienstag Abend wurde ein mutiges Projekt präsentiert, um den Traditionsklub mit  seinen treuen Anhängern wieder in Richtung alter Glanz zu führen. Die Vorausssetzung: Im Juni gelang es die seit 2001 ausgelagerte Fußball-Sektion, die kein c, sondern ein k im Namen hatte, Wiener Sportklub hieß, in den Wiener Sport-Club zurückzuführen. Weil der Sportklub seine Schulden abbauen konnte. Auch dank eines Crowdfunding seiner Anhänger von der Friedhoftribüne, das mehr als 100.000 Euro brachte. Sensationell für einen Regionalligaklub.

Sportclub-Präsident Wolfgang Raml holte einen wichtigen Partner mit ins Boot: Die Viennagruppe, unter anderem spezialisiert auf die Entwicklung von Immobilien-Projekten (derzeit im Wiener Prater-Viertel) sowie auf Sport-, Event- und Sponsor-Marketing. Erich Kirisits ist ein Gesicht dieser Gruppe, die mit einem sechsstelligen Betrag unter anderem mithalf, die Schulden des Sportklubs zu beseitigen und künftig für das Budget der Fußballsektion gerade steht. Kirisits spielte 1981 selbst beim Wiener Sportklub, der Trainer hieß Günter Kaltenbrunner. Er fand aber wenig Verwendung für  den damaligen Innenverteidiger Kirisits.

Kaltenbrunner, in seiner  Zeit als Sportklub-Spieler 1969/70 unter einem der ehemaligen Juventus-Helden als Trainer, Erich Hof,  mit 24 Toren Schützenkönig, war beim Kick-Off des Sportklub-Projekts dabei. In den Räumlichkeiten von Sponsor Wien Energie. Jetzt haben Rapid und Sportclub einen Sponsor gemeinsam. Der bei Grün.Weiß noch nicht agierte, als Kaltenbrunner dort Präsident war. Als Rapid-Präsident wollte nach Edlinger  vor vier Jahren Kirisits mit der grün.weißen Ikone  Hans Krankl an seiner Seite  kandidieren, ehe ihn das Wahlkomitee aus heiterem Himmel nach undurchsichtigen Winkelzügen nicht aufstellte. Kirisits fühlte sich zu Recht unfair behandelt.

Jetzt engagiert er sich im Westen Wiens bei einem anderen Klub mit Tradition, was er bisher schon in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde Stripfing tat. Vor einem Jahr bat die Sportklub-Legende Willi Kaipel Kirisits um Hilfe. Der überlegte, verhandelte lange, ehe alles klar war: „Wir sind aber nicht der reiche Onkel aus Amerika.“ Als Leiter für das Projekt Sportklub holte er einen erfahrenen, prominenten Namen: Heinz Palme, 15 Jahre lang bei Österreichs Fußballbund, unter anderem Pressechef und erfolgreichen „Außenminister“ bei der erfolgreichen Bewerbung mit der Schweiz um die EURO 2008, dann in der Organisation für die Weltmeisterschaften 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika tätig, 2008 Koordinator für Österreichs Bundesregierung bei der Heim-EURO, seit 2012  beim „International Center for Sport Security“ in Katar. Jetzt kehrt der Sicherheitsexperte aus der Steiermark heim nach Österreich. Wer vermutet, dass mit ihm Katar-Millionen nach Hernals fließen könnten, liegt völlig falsch.

Trotzdem gibt es bemerkenswertes, das  noch der ehemalige Präsident des Sportklubs, Manfred Tromayer, auf den Weg brachte:  Auch dank einer Subvention der Gemeinde Wien wird der Sportclub-Platz renoviert, was dringend notwendig ist. Zwei neue Tribünen sind im Plan: Die Haupttribüne sowie die bei der Kainzgasse. Die Friedshofstribüne wird vorerst nicht „angerührt“. Im präsentierten „Sechs-Säulenprogramm“ ist  von der Wahrung der traditionellen Sportclub-Werte die Rede, aber noch nicht vom Aufstieg. Diese Saison schaffen es aus der Regionalliga Ost sicher zwei Klubs: „Der Sportclub hat durch seine Fans mehr Potential als die Admira“, deutete Kirisits weitere hochfliegende Pläne an. Aber die Transferzeit ist schon vorbei. Also heißt die Devise: Abwarten und wenn nötig im Winter reagieren.

 

Meist gelesen

Nach oben