Fußball

Von Stotzing in die Washington Post

Stotzing ist eine burgenländische Gemeinde im Bezirk Eisenstadt-Umgebung mit 840 Einwohnern. Wenn es einer aus Stotzing schafft, bekannt zu werden, dann muss schon etwas besonderes dahinter stecken. Peppino Teuschler gelang es in den vergangenen Jahrzehnten als Prominentenschneider, unter anderem mit exklusiven Frackmodellen für Deutschlands Fußballgott Franz Beckenbauer, als der noch zu aktiven Zeiten den Wiener Opernball besuchte. Modell Herbstlaub hieß die Kreation. Ob es Teuschler damit allerdings schaffte, als erster Stotzinger namentlich in der „Washington Post“ erwähnt zu werden, bleibt einmal dahingestellt. Bei Georg Pangl (Bild oben), Österreichs ehemaligen Ligavorstand, ist das seit Freitag sozusagen amtlich. Da berichtete Graham Dunbar über Pangls Kampf als Generalsekretär der Vereinigung der  europäischen Ligen, die inzwischen 35 Mitglieder hat, die Geldverteilung in der Champions und Europa League so rasch als möglich fairer zu gestalten, spätestens ab 2021, wenn es mit der Europa League zwei einen dritten Bewerb geben wird.

Deshalb gab es ein Treffen der Ligen in einem modernen Frankfurter Konferenzzentrum namens Kap Europa, an dem für Österreichs Bundesliga Vorstand Christian Ebenbauer teilnahm, und am Ende einen einstimmigen Beschluss. Die europäischen Ligen geben ihren Widerstand gegen die Einführung des dritten Europacupbewerbs mit 32 Teilnehmern ab 2021 auf, der am 3. Dezember in Dublin vom Exekutivkomitee der UEFA abgesegnet werden wird.  Aber sie erwarten im Gegenzug von UEFA-Präsident Aleksandr Ceferin auch Unterstützung beim Kampf um ihre Anliegen, dass der  neue Bewerb nicht zu Lasten der nationalen Ligen gehen darf. Weiterhin nicht mehr als 70 Tage wie derzeit pro Saison für den Europacup in Anspruch genommen werden, die Wochenenden mit einer Ausnahme weiter den nationalen Bewerben reserviert bleiben. Die Ausnahme gibt es schon jetzt: Das Endspiel der Champions League. Ebenfalls ein zentrales Thema: Zwei Drittel der Meister der europäischen Ligen müssen direkt, das heißt ohne Qualifikation, Zugang zu den drei Bewerben bekommen.

Aber das heikelste Thema bedeutet die deutliche Erhöhung der Solidaritätszahlungen, die von den Ligen eingefordert werden. Abwarten, ob der Slowene Ceferin auch dazu stehen wird, wenn er dies bei der mächtigen European Club Association mit Juventus-Boss Andrea Agnelli an der Spitze vertreten muss. Pangl und sein Team waren in de letzten Wochen tagelang  damit beschäftigt, nachzurechnen, was seit Einführung der Champions League 1992 passierte, was für die nächsten sechs Jahre nicht mehr rückgängig zu machen ist und wie die Klubs, die in keinem europäischen Bewerb vertreten sind,  von den Gewinnen der Europa League mehr Geld als derzeit etwa 50.000 Euro bekommen könnten. Das wäre aber zweckgebunden an Nachwuchsförderung oder Infrastruktur.

Einige Zahlen: Titelverteidiger Real Madrid bekam heuer auf Grund der Champions League-Reform von den Einnahmen bereits 35,5 Millionen Euro, ohne ein Spiel zu bestreiten Von  den 15 Milliarden, die  zwischen 1992 und 2018 an die Teilnehmer der Champions League ausgeschüttet werden, gingen 48 Prozent, das sind sieben Milliarden, an die Top 14-Klubs.  Von den zwölf Milliarden, die laut Hochrechnung in den nächsten sechs Jahren verteilt werden, sind ebenfalls sieben für die Top 14 vorgesehen. Aber das sind dann 63 Prozent. Also wird die Kluft zwischen arm und reich immer größer.

Die Entwicklung wollen Europas Ligen stoppen. Das von Pangl präsentierte und beschlossene Modell: 20 Prozent der Gesamteinnahmen aus den Europacupbewerben einer Saison, das sind erwartete 3,2 Milliarden, sollen an die 700 Klubs gehen, die derzeit einen Pappenstiel bekommen. Um ein österreichisches Beispiel zu nehmen: Davon würden Klubs wie Mattersburg, Wacker Innsbruck, Altach oder Hartberg profitieren. wenn sie in keinen europäischen Bewerb kommen. Was bei ihnen ohnehin nur die Ausnahme der Regel wäre. Pangl: „Eine Kursänderung zu wahrer Solidarität ist dringend notwendig. Das muss über Lippenbekenntnisse hinaus gehen. Wir müssen jetzt handeln.“

 

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