Zuletzt fielen in der Rapid-Viertelstunde, den letzten 15 Minuten Tore. Aber nicht für Grün-Weiß, sondern für Austria Klagenfurt und Hartberg. Damit ließ Grün-Weiß vier Punkte liegen. Im Krisengipfel gegen Schlusslicht LASK klappte Sonntag dank Ercan Kara und Marco Grüll die Rückkehr der Rapid-Viertelstunde, wie es sich die nur 11.900 Fans von Kara & Co im Allianz-Stadion vorstellten. Bis zur 78. Minute stand es 1:1. So wie zur Pause, in der die Linzer hätten klar führen müssen. Aber Treffer von Kara und Grüll sorgten noch für Rapids umjubeltes 3:2 und den Sprung unter die ersten sechs. Das Duo war an allen drei Toren beteiligt, sorgten damit so wie Tormann Paul Gartler, der vor der Pause den Rückstand in Grenzen hielt, für die große Erleichterung. Kara erzielte bei den letzten zwei Heimsiegen fünf der acht Rapid-Tore.
Man kann den Unterschied zwischen beiden Mannschaften auch an Kara und Mamadou Karamoko fest machen. Der Franzose, der vor zwei Jahren auch Rapid angeboten wurde, versäumte es nach der schnellen Führung von Thomas Goiginger nachzulegen. Die Chancen dazu hatte er zwischen der 17. und 41. Minute. Karamoko ist schneller als Kara, kann besser dribbeln, hat die bessere Technik. Aber er ist nicht effizient. Hans Krankl nannte ihn im „Sky“-Studio sowohl einen starken Fußballer als auch einen Chancentod. Kara, deutlich der robustere von beiden, sorgte vier Minuten vor der Pause nach Pass von Grüll bei seiner ersten Chance für den Ausgleich, köpfte nach 78 Minuten das 2:1. Einen Freistoß nach Foul an Kara nützte Grüll unter Mithilfe von LASK-Tormann Alexander Schlager zum 3:1. Das waren die Tore vier und fünf von Grün-Weiß, die diese Saison in der Rapid-Viertelstunde fielen. Der Treffer von Felix Luckeneder zum 3:2 bedeutete nur noch Resultat-Kosmetik. Dem LASK hätte es mehr geholfen, wäre Luckeneders Kopfball in der ersten Hälfte statt an die Latte ins Tor gegangen wäre. Statt 2:0 für die Linzer, die bereits nach 15 Minuten James Holland durch eine Wadenverletzung verloren, stand es praktisch im Gegenstoß 1:1.
Es gab noch zwei bemerkenswerte Szenen in den 96 Minuten, nach denen das Schussverhältnis 24:17 für den LASK hieß. Eine nach 69 Minuten, als Filip Stojkovic, der in der zweiten Hälfte im Abwehrzentrum spielte, da der Einsatz von Kapitän Max Hofmann mit nur einem Training nach der Nasenoperation trotz Gesichtsmaske zu früh kam, zur Pause beendet wurde, im Strafraum gegen Karamoko klar den Ball spielte. Der niederösterreichische Referee Alan Kijas, der nicht nur in dieser Szene falsch lag, gab Elfmeter, zeigte Stojkovic Gelb. Aber dann meldete sich aus dem Videozentrum in Meidling der VAR. Das war Harald Lechner, dem Samstag als Schiedsrichter beim 3:3 von Austria Klagenfurt gegen Admira gemeinsam mit VAR Alexander Harkam ein schwerer Fehler mit einer falschen Elfmeterentscheidung für Admira passiert war. Einen Tag später verhinderte Lechner eine falsche für den LASK und die U-Haft für Rapids Trainer. In der wäre Didi Kühbauer laut eigenen Angaben für längere Zeit gesessen, hätte Kijas nach der Überprüfung in der Video Area nicht Elfmeter und gelbe Karte zurückgenommen. Ansonst hätte Kühbauer, so wie er sich einschätzte, offenbar niemand mehr zurückhalten können, Amok zu laufen. Ernst hat er das sicher nicht gemeint.
Gelb und Rot zeigte Kijas auch nach dem Schlusspfiff. Gelb für Rene Renner nach einer Rangelei mit Robert Ljubicic, der sogar Rot sah, das nicht verstehen konnte. Somit wurden auf jeden Fall Rapids Personalprobleme in der Bundesliga vergrößert. Auch laut TV-Bildern wäre zweimal gelb die richtigere Entscheidung gewesen. Aber bei Szenen nach dem Schlusspfiff darf der VAR nicht eingreifen. Besser für Rapid lief es bei der Auslosung des Viertelfinales im Uniqa-Cup, die während des Spiels im ORF-Sport am Sonntag passierte: Rapid empfängt zwischen 4. und 6. Februar den Sieger aus Blau Weiß Linz gegen Hartberg, der LASK muss zur Neuauflage des letzten Endspiels zu Titelverteidiger Red Bull Salzburg.
Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.