Fußball

Warum es derzeit wenig Sinn macht, bei St. Pölten zu bleiben

Wenn Ried Sonntagvormittag auf der Hohen Warte gegen die Vienna verliert, dann steht die Rückkehr des GAK in die Bundesliga 17 Jahre nach dem Zwangsabstieg auch theoretisch fest. Zweifel am Aufstieg der Grazer Rotjacken gab es seit Monaten keine mehr, schließlich ging der GAK bereits mit Punkten Vorsprung in die Rückrunde. Die Planungen von Klubchef Rene Ziesler und Sportvorstand Dieter Elsneg für die Bundesliga laufen eigentlich seit Saisonbeginn. Freitagabend lieferte das 1:0 (0:0) gegen Admira, die bis dahin beste Frühjahrsmannschaft, die Voraussetzung für das theoretische Meisterstück. Durch ein spätes Tor des deutschen Jokers Lenn Jastremski, einer Bayern-Leihgabe, mit der Ferse.

Zu Saisonbeginn galt noch St. Pölten als möglicher Konkurrent von GAK im Kampf um den Aufstieg. Die Chancen darauf starben bereits im Herbst. Daher nützte der deutsche Kooperationspartner Wolfsburg die Möglichkeit, aus dem Vertrag mit Saisonende auszusteigen. Damit fehlen auch siebenstellige finanzielle Zuwendungen vom VW-Werksklub. Ohne die hat St. Pölten sicher gröbere Geldsorgen, obwohl die Zulassung zur zweiten Liga vom Lizenzausschuss auch für kommende Saison bereits erteilt wurde. Ohne VW-Millionen, ohne konkrete Aussicht auf einen neuen Geldgeber, setzte die „Massenflucht“ aus der Führungsetage des Zweitligisten aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt ein. Die Trennung von Sportvorstand Jan Schlaudraff mit Saisonende war zu erwarten. Denn er wurde ja von Wolfsburg nach St. Pölten sozusagen zum Lernen geschickt. Aber es blieb nicht nur bei Schlaudraff. Auch Sportchef Tino Wawra löste seinen Vertrag, der bis 2026 lief, auf, zog einen Schlussstrich. Denn er sah keine Chance, etwas zu bewegen, die langfristigen Ziele in St. Pölten zu erreichen, gestand, dass sich alles nicht wie erwartet entwickelt habe.

Für den 44 jährigen Wawra hatte das „Wolfsburg-Projekt“ St. Pölten letzten Sommer mehr „Charme“ als seine erfolgreiche Arbeit beim Bundesliga-Aufsteiger Blau Weiß Linz fortzusetzen. Mit dem Wissen von heute würde er sich garantiert nicht mehr so entscheiden. Schlaudraff sagte bei den Verhandlungen vor einem Jahr Wawra kein Wort über die Wolfsburger Ausstiegsklausel. Klar, dass der mächtig sauer war, als man ihn erstmals heuer davon unterrichtete, als Wolfsburg signalisierte, nicht weiterzumachen. Wawra redete danach mit Schlaudraff nicht mehr. Jetzt zog er die Konsequenzen, weshalb sich St. Pöltens Präsident Helmut Schwarzl bemüßigt fühlte, festzustellen, dass Wawra seine Ziele nicht erreicht habe. Das 0:0 am Freitag beim DSV Leoben war das letzte Spiel von Wawra. Dass der von ihm im Winter geholte Trainer Philipp Semlic (Bild) danach auch seinen Abschied verkündete, kam unerwartet. In zehn Runden nur drei Siege zu feiern ist für die Ansprüche, die der 49 jährige Steirer an sich selbst stelle, zu wenig. Auch er sah wenig Sinn, in St. Pölten, weiterzumachen. Daher wird der Assistent von Semlic, Christoph Witamwas, für die letzten vier Runden als Cheftrainer agieren.

Auch bei DSV Leoben gibt es neue Aufregungen. Um einen Trikot-und Namenssponsor, einen wesentlichen Geldgeber, Gegen den läuft ein Verfahren vor dem Wiener Straflandesgericht, bei dem es um einen Schaden in Höhe von 34,6 Millionen Euro geht. Keine gute Begleitmusik für den Kampf um die Zulassung zur Liga durch das neutrale Schiedsgericht.

Foto: SKN St. Pölten.

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