Ralph Hasenhüttl ist mit RB Leipzig für seine Trainerpremiere in der Champions League am Mittwoch in der ausverkauften Red Bull-Arena gegen Frankreichs Champions AS Monaco gerüstet. Das bewies das 2:0 (0:0) am Freitag Abend beim Hamburger SV, die erste Niederlage der Norddeutschen nach zwei Siegen zum Auftakt. 19:7-Torschüsse für Leipzig, 75 Prozent Ballbesitz, 60 Prozent gewonnen Zweikämpfe sprachen bei typischem Hamburger Schmuddelwetter eine deutliche Sprache für die Sieger. Hasenhüttl gefiel die Mischung aus Ruhe am Ball und Zug zum Tor. Nur kurz vor der Pause gab es bei ihm die große Aufregung, als Referee Deniz Aytekin einen Elfmeterpfiff auf Intervention des Videoassistenten aus dem Kölner TV-Studio zurücknahm. Stoppen konnte das Leipzig am Weg zum Auswärtssieg nicht: „Wir sind stolz auf das, was wir gespielt haben“, bilanzierte Hasenhüttl gelassen, der Leipzigs jüngste Startelf aller Zeiten brachte. Nur knapp über 23 Jahre.
Alles schwärmt nachher von „Turbo-Timo“ Werner, derzeit Deutschlands Stürmer Nummer eins, von Teamchef Jogi Löw als „Rakete“ bezeichnet. Wie er bei seinem Treffer zum 2:0 nach einem Pass von Neuzugang Kevin Kampl von der Mittellinie aus lossprintete, von zwei Hamburgern auch durch Fouls nicht zu stoppen war, verdient das Prädikat Weltklasse: „Unfassbar schnell, fleissig, uneigennützig, in einer sensationellen Verfassung“, lobte Hasenhüttl nachher seine gefährlichste Waffe. Aber auch der einzig von ihm eingesetzte Landsmann, Marcel Sabitzer, fiel positiv auf. Der“Sky“-Kommentator bezeichnete den Steirer bei der Zusammenfassung sogar als überragend. Und da drängte sich einem TV-Konsuemnten in Wien die Frage auf: Warum spielte Sabitzer im Leipzig-Dress so viel besser als sechs Tage zuvor bei Österreichs Team in Cardiff beim 0:1?
In Leipzig bezeichnen sie Sabitzer als den Unersetzlichen. Hasenhüttl sieht in ihm einen absoluten Top-Profi, der als Vorbild vorangeht und sich viele Gedanken darüber macht, wie er noch ein bessere Fußballer werden kann. Sabitzers großer Stellenwert lässt sich allein schon daran erkennen, dass sich im hochkarätigen RB-Kader seine Position am rechten Flügel die einzige ist, für die es keinen klassischen Backup gibt. Sportdirektor Ralf Rangnick will den Vertrag mit Sabitzer bereits verlängern, obwohl der bis 2021 noch eine vergleichsweise lange Laufzeit hat. Warum klappt es im Teamdress noch nicht so? Vielleicht liegt es an den unterschiedlichen Spielweisen.
Sabitzer ist seit Jahren die schnelle RB-Philosophie gewöhnt. Bei Rapid unter Zoran Barisic war noch der Ballbesitz das Nonplusutra, in Salzburg und Leipzig das schnelle Umschalten. Wenn Sabitzer bei Leipzig den Ball erobert, hat er am Weg nach vorne stets zwei, drei Anspielstationen. Die ihn dann wieder zurück ins Spiel und in Abschluss-Situationen bringen. In Cardiff wartete er zwei-, dreimal nach Ballgewinn auf Mitspieler, die mit nach vorne marschierten. Aber die kamen nicht. Und so versandete das Tempo. Das ist nicht Sabitzers Spiel. Darum geht im Teamdress weniger Gefahr von ihm aus bei Leipzig, wie die Statistik zeigt: In 28 Länderspielen nur vier Tore. Letzte Saison in Leipzig bei 32 Einsätzen acht Tore und fünf Assists. Freitag bereitete er die Führung in Hamburg vor, weil er bei einem Freistoss am schnellsten reagierte: Kurzes Abspiel zu Keita, der aus 22 Metern für die Führung sorgte. Bei Leipzig hatte er die richtige Anspielstation, im Team gibt es sie zu selten.
Auch Martin Harnik kam bei Hannover 96 besser zur Geltung als im Teamdress. Kann an der Rolle liegen: Bei Hannover ist er eine von zwei Spitzen, nicht allein in vordester Front. Mit seinem zweiten Saisontor sorgte Harnik für das 1:1 im Niedersachsenderby bei Wolfsberg: Durch einen Fersler zwischen den Beinen von Wolfsburgs Verteidiger Robin Knoche und Tormann Koen Casteels hindurch. Unglaublich. Ein Erfolgserlebnis auch für U21-Kapitän Philipp Lienhart: Er hielt mit Freiburg daheim gegen Borussia Dortmund und allen Offensivkrachern wie Patrick Aubameyang und Mario Götze ein 0:0. Und das 64 Minuten mit zehn Mann, da der Franzose Yoric Ravet beim Debüt nach Intervention des Videoreferese nach einer Brutaloattacke statt Gelb Rot sah. An Lienhart gab´s bei der zweiten Nullnummer im zweiten Heimspiel kein Vorbeikommen. Er hatte in der Abwehrschacht die besten Werte, bekam viel Lob. Ohne Florian Grillitsch fügte Hoffenheim Bayern München durch das 2:0 (1:0) schon in Runde drei die erste Saisonniederlage zu. Schlecht geht´s weiterhin dem zweiten österreichischen Trainer in der Bundesliga: Peter Stöger bezog mit dem 1.FC Köln in Augsburg die dritte Niederlage in der dritten Runde. 0:3 durch drei Tore des Isländers Alfed Finnbogasson Kein Punkt, erst ein Tor erzielt, rote Laterne als Schlusslicht. Erstmals unter Stöger. Die nächsten Gegner sind Arsenal und Borussia Dortmund auswärts.
Auf einen, der mit Sabitzer bei Rapid gespielt hatte, setzt Sonntag Abend Schalke 04: Guido Burgstaller, der wegen einer Fußprellung Österreichs Team gegen Wales und Georgien gefehlt hatte, ist wieder fit und soll die Torgefährlichkeit im Heimspiel gegen Aufsteiger VfB Stuttgart heben. Trainer Domenico Tedesco: „Zu ihm gibt´s keine Alternative.“ Schalke hofft auf den ersten „Burgknaller“ dieser Saison.