Andreas Schicker kam Donnerstag nach Graz, um in Gesprächen mit der Chefetage seines Ex-Klubs Sturm, Präsident Christian Jauk und Wirtschafts-Geschäftsführer Thomas Tebbich, den Wechsel von Trainer Christian Ilzer samt seiner Assistenten zu Hoffenheim über die Bühne zu bringen. Damit Schicker Montag in Hoffenheim seinen neuen Trainer präsentieren kann. Das wird nur mit der höchsten Ablöse gelingen, die je ein österreichischer Klub für einen Trainer kassierte. Wenn das passiert, dürfte Sturm zunächst einmal Jürgen Säumel vom Chef der zweiten Mannschaft zur Interimslösung bei der ersten befördern. Ob noch in diesem Monat der Schicker-Nachfolger als Sport-Geschäftsführer bekanntgegeben wird?
Bisher wurden nur deutsche Kandidaten genannt. Das verwundert doch einigermaßen. Denn es gäbe sogar einen steirischen mit Sturm-Vergangenheit, dem man es durchaus zutrauen kann, in die großen Fußstapfen von Schicker zu treten. Das ist Sebastian Prödl, der von 2005 bis 2008 bei Sturm spielte, dann für 2,5 Millionen Euro zu Werder Bremen wechselte. Der 73 fache Teamspieler war bei der U20-WM 2007 in Kanada dabei, ein Jahr später und 2016 bei der Europameisterschaft, kennt aus seiner Spielerzeit die deutsche Bundesliga, in der er sieben Jahre tätig war, und die englische Premier League, die er fünf Jahre lang kennenlernte. 2023 absolvierte er als Österreicher den Management-Kurs der UEFA für „international players“, war dabei europaweit der Jahrgangsbeste. Schrieb die Diplomarbeit zu dem Thema, wie Klubs, die in keiner europäischen Topliga spielen, ihre Transfereinnahmen erhöhen könnten. Prödl übertraf Ex-Teamspieler aus Deutschland (Sami Khedira), Holland (Nigel de Jong) und Hamit Altinop, den Sportchef des türkischen Verbands. Überdies überzeugen seine Analysen als Experte bei ServusTV.
Also muss man sich fragen, warum bei Sturm bisher keiner auf die Idee kam, mit Prödl zum Thema Schicker-Nachfolge Kontakt aufzunehmen. Auf den ersten Blick fällt einem nur ein Grund ein: Weil Prödl seit 22 Monaten bei einem Sturm-Konkurrenten tätig ist. Bei der Wiener Austria. Im Aufsichtsrat der AG als Vertreter der Investorengruppe um Sportvorstand Jürgen Werner. Sollte das so sein, wäre das engstirnig. Denn bei Austria könnte Prödl jederzeit aufhören. Seine Pläne verhehlt der 37 jährige Prödl nicht: er möchte zwischen 40 und 50 Sportvorstand bei einem Klub der deutschen Bundesliga sein. So wie Schicker seit fünf Wochen bei Hoffenheim.
Foto: Servus TV/Neumayr Leopold.