Fußball

Warum Rapid sich keine großen Hoffnungen auf Joelinton machen sollte

Die Rapid-Fans wählten Kapitän Stefan Schwab via Internet-Abstimmung zum Spieler des Jahres. Die erste grün-weiße Titelverteidigung seit 13 Jahren, seit Steffen Hofmann 2005 im Jahr des 31.Meistertitels. Für Sonntag erwarten auch die Schwab-Wähler eine Ausrufezeichen im letzten Test vor dem Derby gegen Austria, eine überzeugende Leistung gegen den tschechischen Erstigisten FC Slovakia. Etwas ähnliches, dass im spanischen Trainingslager Meister Red Bull Salzburg mit dem 5:0 gegen Viktoria Pilsen sowie Winterkönig Sturm Graz  mit dem 4:2 gegen den FC Basel sowie mit dem 2:0 gegen Dynamo Kiew gelungen war. Wobei gegen den ukrainischen Spitzenklub mit Deni Alar, Stefan Hierländer und Peter Zulj drei Leistungsträger fehlten. Oder auch Rapids Tabellennachbar Admira mit zwei Siegen im Trainingslager Marbella: Zunächst gegen den chinesischen Spitzenklub Tianjin Quanjian mit Peter Stögers ehemaligen Köln-Torjäger Anthony Modeste, dem früheren Milan-Star aus Brasilien, Alexandre Pato und dem Belgier Alex Witsel, am Donnerstag gegen den rumänischen Spitzenklub FCSB, früher bekannt als Steaua Bukarest. Wobei Ex-Rapidler Lukas Grozurek mit zwei Toren und einem Assist sehr auffällig war. Rapids letzter Test in Benidorm gegen die Amateure von Mönchengladbach fiel organisatorischen Gründen zum Opfer.

Beim Thema neuer Stürmer wird sich im Jänner wie erwartet nichts tun. Für Sommer gibt´s schon Planspiele um Joelinton. Den man gerne halten würde, der aber bis Hoffenheim bis 2020 unter Vertrag steht. Die Option auf ihn zu ziehen, was möglich wäre, kann sich Rapid nicht leisten. Das würde vier Millionen Euro kosten. Rapid lieh ihn vor eineinhalb Jahren für 800.000 Euro bis Sommer 2018 aus. Schon das ist ein Luxuspreis, kein Schnäppchen. Deshalb lehnte im Frühjahr 2016 Trainer Zoran Barisic den Joelinton-Plan von Sportchef Andreas Müller strikt ab. Mit dem Argument, dass es im Endeffekt nur Hoffenheim nützen wird, wenn sich der Brasilianer in Wien gut entwickle. Aber die Chefetage folgte damals Müller, ließ Barisic fallen.

Bis jetzt hat Joelinton in 69 Pflichtspielen 18 Tore erzielt und neun vorbereitet. Kein herausragender Wert. Aber damit ist er dennoch unter den Rapid-Stürmern der beste. Hoffenheim wird keinen Preisnachlass gewähren. Kostete Joelinton doch bereits 2,2 Millionen, als er als 19jähriger von Recife nach Deutschland kam. Zudem möchte die deutsche Rogon-Agentur, die schon Joelinton nach Europa gelotst hatte, ihn lieber in der deutschen Bundesliga sehen als in Österreich. Weil das den Marktwert mehr steigert. Letzten August hätte Hannover 96 zugegriffen, aber damals rückte Rapids Sportchef Fredy Bickel Joelinton nicht heraus.

Rogon-Besitzer Roger Wittmann hat ein Vertrauensverhältnis zu Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Der sieht die Tendenz, dass die Mannschaft, die letzte Saison sensationell Platz drei belegte, speziell in der Offensive auseinanderfällt: Teamstürmer Sandro Wagner wechselte bereits Anfang Jänner für 13 Millionen Euro Ablöse zu Bayern München, Torjäger Mark Uth geht nach der Saison ablösefrei  zu Schalke 04. Serge Gnabry ist nur eine Leihgabe von Bayern, könnte im Juni vom  Meister zurückkommandiert werden. Der kroatische Teamstürmer Andrej Kramaric kommt diese Saison ebenso nicht auf Touren wie der Ungar Adam Szalai. Auch die Kreativspieler Nadim Amiri und Kerem Demirbay zeigen Abwanderungstendenzen. Also wird Trainer Julian Nagelsmann einen Neuaufbau, bei dem mit Florian Grillitsch, Stefan Posch und Christoph Baumgartner drei Österreicher dabei sein werden, vornehmen müssen, Bei dem auch Joelinton ein Thema sein dürfte. Hopp kündigte an, den umworbenen Nagelsmann erst im Sommer 2019 aus dem Vertrag zu entlassen. Er traut nur ihm zu, Hoffenheim auch im New Look nochmals auf Schiene zu bringen. Und wenn Milliardär Hopp so etwas sagt, dann fällt er nicht um.

Also sollte sich Bickel in den Gesprächen mit seinem Hoffenheimer Kollegen Alexander Rosen keine großen Hoffnungen machen, ihn überzeugen zu können, Joelinton nochmals nach Hütteldorf zu schicken. Aber als gewissenhafter Sportchef wird sich der Schweizer sicher bereits nach Alternativen umsehen, die sich Rapid leisten kann. Das muss schon jetzt geschehen. Nach der Saison würde es sicher zu spät sein.

 

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