Fußball

Was fällt Rapid gegen die 2,01 Meter-Gefahr Onuachu ein?

Rapids letzter Sieg in Belgien liegt schon 32 Jahre zurück. Es war im Oktober 1989, als Hans Krankl Trainer war, als Christian Keglevits und Heimo Pfeifenberger mit Toren in der 88. und 91. Minute für ein 2:1 beim FC Brügge sorgten. Rapid kam dadurch in die dritte Runde des UEFA-Cups, schied aber einen Monat später in Belgien aus. Weil Jan Age Fjörtoft im dicken Nebel von Lüttich einen Elfmeter verschoss, was nicht alle auf den Tribüne sehen konnten. Beim FC Lüttich spielte diesmal Jean Marc Bosman, der sechs Jahre später weltweit bekannt wurde, weil er vor Gericht die kostenlose Freigabe für Fußballer nach Vertragsende erstritt. 26 Jahre später lebt Bosman von der Sozialhilfe.

In der Genk-Arena, wo es Donnerstag Abend um Platz drei in der Europa League und das Überwintern in der Conference League war, bestreitet Rapid bereits das dritte Gruppenspiel:  Am 24. Oktober 2013 hatte dort mit Zoran Barisic als Trainer Marcel Sabitzer acht Minuten vor Schluss für das 1:1 gesorgt, das er mit dem unvergesslichen Sager „ich schieß nur wichtige Tore“ kommentierte. Möglicherweise sprach die VIP-Reporterin Michaela Kirchgasser Barisic bei ihrem Besuch für Servus-TV, der  Donnerstag vor Anpfiff gesendet wird, auch darauf an. 1986 verlor Rapid unter Damir Canadi in Genk 0:1. Zwei Mittelfeldspieler von damals sind noch immer dabei: Bei Genk der inzwischen 34 jährige Kapitän Bryan Heynen, bei Rapid der fünf Jahre jüngere Srdjan Grahovac.

Die Gefahr, die Rapid droht, ist so wie am 16. September beim 0:1 in Hütteldorf im wahrsten Sine des Wortes sehr groß, nämlich 2,01 Meter: Der Nigerianer Paul Onuachu. Dem größten Rapidler Ercan Kara fehlen auf Onuachu neun Zentimeter, was er damals in Luftduellen mitunter merkte (Bild oben). Am Boden hatten damals Max Hofmann, 18 Zentimeter kleiner als der Genk-Torjäger, und Leo Greiml, 16 Zentimeter kleiner, den Goalgetter einigermaßen im Griff, der aber in der 92. Minute nach Assist des Japaners Junya Ito für das goldene Tor sorgte. Hätte Rapid das 0:0 über die Distanz gebracht, gäbe es trotzdem Donnerstag Abend keine andere Ausgangsposition: Der erste Auswärtssieg der Saison muss her, um im Europacup zu überwintern.

Ferdinand Feldhofer, der  sein internationales Debüt auf Rapids Trainerbank feiert, erkannte bei seiner Spionage vor eineinhalb Wochen bei Genk Schwächen, die man nützen könnte. Da Greiml nach einem Kreuzbandriss diese Saison vermutlich nicht mehr spielen wird und Hofmann nach Corona noch nicht einsatzbereit ist, müssen gegen Onuachu diesmal vor allem Emanuel Aiwu (1,84 Meter groß), der beim 0:1 im Mittelfeld spielte, und der 20 jährige Martin Moorman (1,85) ran. Lufthoheit gegen Onuachu zu erkämpfen, wird kaum möglich sein. Also gilt es, Flanken auf ihn zu unterbinden. Feldhofer sieht in der Konstellation eine Möglichkeit für erfolgreiche Rapid-Konter: Genk könnte mit einem Sieg noch Zweiter werden, wenn Dinamo Zagreb wie erwartet in London gegen West Ham verliert. Wird dafür aber einiges riskieren müssen.

Als Feldhofer Genk beim 2:3 gegen den FC Brügge beobachtete, waren 18.173 Zuschauer in der  Arena. Auch Donnerstag gibt´s kein Geisterspiel, könnten sogar 25.000 rein. Auch Rapid-Fans, wenn sie die lange Reise von Wien ins 1100 Kilometer entfernte Genk auf sich nehmen. Bei Grün-Weiß hört man zwar nicht gerne Vergleiche mit Salzburg. Aber diesmal wird sicher jeder das Ergebnis wünschen, das Salzburg im November 2019 in Genk schaffte. Damals gewann Salzburg sein Gruppenspiel in der Champions League dort 4:1.  Aber Spieler mit Klasse, wie sie Salzburger Torschützen von damals (Patson Daka, Erling Haaland, Hee Chan Hwang, Takumi Minamino) haben, besitzt Rapid leider nicht.

Genk präsentierte Mittwoch schon einen neuen Trainer: Den Deutschen Bernd Storck, der bis April in der Slowakei Dunajska Streda engagiert war, letzten Sommer gegen den LASK in der Qualifikation zur Europa League ein fürchterliches 0:7-Debakel erlitt. 2016 war er Teamchef von Ungarn, als es zum Auftakt der Europameisterschaft in Bordeaux gelang, Österreich 2:0 zu bezwingen. In Belgien trainierte der 58 jährige Mouscron (2018/19) und Cercle Brügge (2019/20).

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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