Rapid zumindest 24 Stunden Tabellenführer nach der schwächsten Leistung dieses Jahres! Wer trotzdem drei Punkte holt, der kann auch Meister werden. Der Satz drängt sich nach dem 1:0 (1:0) gegen Wolfsberg, dem fünften Rapid-Sieg hintereinander, geradezu auf. Wer Dienstag Abend die 94 Minuten im Hütteldorfer Allianz-Stadion allerdings live verfolgte, der kann sich nicht vorstellen, dass Grün-Weiß auf Dauer mit Red Bull Salzburg mithalten kann. Irgendwann hört dieser sogenannte Lauf aus. Und dann gibt s mit solchen Vorstellungen nicht drei Punkte, sondern keinen. Der Tag wird kommen, dass ein Tormann nicht so zum Sieg verhilft wie Alexander Kofler. Beim einzigen Treffer, der durch den ersten Torschuss im ganzen Spiel nach 32 Minuten fiel, hatte er einen kompletten Blackout. Normal darf der 20 Meter-Schuss von Ercan Kara kein Problem sein. Kofler sprang nicht richtig in die Höhe, verlängerte den Ball, der mitten auf das Tor flog, nur mit der rechten Faust über die Linie. Kofler konnte sich seinen Patzer, der das neunte Saisontor von Kara (Bild oben) möglich machte, nachher nicht erklären. Das war nicht sein einziger schwerer Patzer. Nur der einzige, den Rapid nützte.
Im nicht weit vom Allianz-Stadion entfernten Sky-Studio sprach Andi Herzog zur Pause von einem überschaubaren Niveau. Das war in sehr höflicher Ausdruck für das Geschehen. Rapid und Wolfsberg neutralisierten sich. Quasi durch ihr eigenen Fehler. Kaum war der Ball erkämpft, wurde er wieder hergeschenkt. Beiderseits eine Fehlpassorgie, der Spielaufbau ein richtiger Graus. Wolfsbergs Trainer Ferdinand Feldhofer sprach von einer typischen 0:0-Partie. Und lag damit nicht ganz falsch. Sein Kapitän Michael Liendl kam nie richtig ins Spiel. Sein Gesichtsausdruck beim Austausch sprach Bände. Wolfsberg war nach der Pause aktiver, kam dreimal dem Ausglich nahe. Bei der letzten Möglichkeit nach 85 Minuten rutschte Christopher Wernitznig in guter Schussposition aus. Bezeichnend für diesen gebrauchten Wolfsberger Abend.
Rapid konnte den Ausfall von Max Hofmann im Abwehrzentrum auffangen. Weil sein Ersatz Leo Greiml als jüngster auch der beste war. Aber im Mittelfeld ging Kapitän Dejan Ljubicic doch stark ab: „Nicht das erwartete Spitzenspiel“, konzedierte Trainer Didi Kühbauer, aber solch Partien gehören einfach dazu!“ Ein Problem ist auch, dass Marcel Ritzmaier, der die einzige Chance zum 2:0 vergab, für die Außenposition, die er spielen soll, die nötige Schnelligkeit fehlt. Aber Rapid blieb weiter fünf Punkte vor dem Dritten Sturm Graz, der durch einen Freistoß von Jusuf Gazibegovic in der 95. Minute Aufsteiger Ried 2:1 (1:0) bezwang. Den Ausglich für den Aufsteiger, das erste Tor unter dem neuen Trainer Miron Muslic, erzielte Marco Grüll, der Rapidler in spe. Er kann in der kommenden Saison nur besser sein als es der Japaner Koya Kitagawa bisher in eineinhalb Jahren war.