Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Die Stimmung bei der Austria war seit dem 1986 gegen Rapid verlorenen Titelfinale nicht gut. Das kostete Thomas Parits den Trainerjob, Toni Polster wechselte für umgerechnet 1,53 Millionen Euro nach Italien zu Torino. Karl Stotz wurde als Trainer reaktiviert, aber das hielt nur drei Monate. Dann übernahm bis zum Saisonende sein Assistent Ferry Janotka. Im Jänner 1987 war der Polster-Ersatz da: Jose Percudani, ein 23 jähriger Argentinier, von dem man hörte, dass er mit dem jungen Diego Maradona im Nationalteam zusammengespielt hatte. Die Austria war klar nur Nummer zwei der Liga hinter Rapid, also versuchte es Boss Joschi Walter wieder mit einem anderen Trainer. Mit einem Freund von Prohaska, Gustl Starek. Percudani entwickelte viel Selbstvertrauen, leistete sich unter anderem ein Watschenduell im Training mit Prohaska, dass nicht gut für das Betriebsklima war. Percudani rückte immer mehr ins Abseits.
Prohaska konnte wegen seiner Achillessehnen Starek kaum helfen, obwohl er es wollte. Auf die Zähne beißen brachte auch nichts mehr. Etwa bei einem Spiel gegen Sturm Graz, damals ein Nachzügler in der Liga. Starek erinnerte sich in der „Gruab´n“ beim Stand von 2:1 für die Grazer an Prohaskas „Angebot“, ihn einzuwechseln, wenn er glaubt, ihn zu brauchen, brachte ihn nach 68 Minuten für Peter Stöger. Prohaska hinkte mehr, als er lief, sah kaum einen Ball. Noch immer pflanzt Starek bei der traditionellen Montags-Tennisrunde Prohaska, er hätte ihn damals im Stich gelassen. Zwei Runden später trat Starek zurück. Das hatte nichts mit Prohaska zu tun, sondern mit dem mit Walter befreundeten Vizepräsidenten Hubert Dostal, bekannt als „Automatenkönig“ im Wiener Prater. Er flog nach Uruguay, engagierte ohne Stareks Wissen oder gar Zustimmung Mittelfeldspieler Enrique Baez, kam mit ihm nach Wien, attackierte Starek dazu in einem Zeitungsinterview frontal. Starek griff zum Telefon, rief Walter an: „Ab morgen kann ein anderer trainieren.“ Es war Stareks Assistent Robert Sara. Im ersten Match nach Starek gehöre Baez zur Startelf. So lief das damals bei der Austria. Mit Percudani, Baez, Jewgeni Milevski und dem Deutschen Michael Künast standen vier Ausländer im Kader, nur zwei durften spielen.
Im Jänner begann eine neue Ära von Prohaskas Lieblingstrainer Erich Hof. Aber bereits vorher hatte Prohaska Walter informiert, im Sommer aufzuhören. Er sah ein, dass es keinen Sinn mache, mit solchen Schmerzen weiterzumachen, hatte auch von den Redereien hinter seinem Rücken, dass er Bremsblock für junge Spieler wie Stöger oder Frankie Schinkels ist, genug. Die Austria hatte im Frühjahr 1989 keine Chance, dem FC Tirol, bei dem seit 1987 Ernst Happel Trainer war, den Kampf anzusagen, war sogar nur Dritter hinter der Admira. Am Saisonende, in der letzten Runde am 9. Juni war es auch das letzte Match von Erich Obermayer. Nur 2500 Zuschauer im Horr-Stadion. Die Gänsehaut lief Prohaska den Rücken runter, als er ein letztes Mal aus dem Kabinengang auf den Rasen lief, die Fans seinen Namen schrien. Es gab ein 5:0 gegen den GAK und Ex-Austria-Trainer Vaclav Halama. Nach dem Abpfiff konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Fans stürmten den Rasen, hoben ihn und Obermayer in die Höhe, trugen beide herum. Mittendrin in alldem war Prohaskas ältere Tochter Barbara, damals zehn Jahre jung. Die befürchtete sogar, die Leute wollten ihrem Vater etwas antun. Weit gefehlt. Sie feierten ihn sehr lange, nachdem er zum letzten Mal den violetten Dress mit der Nummer acht getragen hatte.
