Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Andi Ogris war von Ernst Happel zum Kapitän der Nationalmannschaft ernannt worden, Herbert Prohaska blieb bereits vor seinem zweiten Spiel als Teamchef nichts anderes übrig, als seinem Freund die Kapitänsschleife wieder wegzunehmen. Drei Tage vor Prohaskas erstem Duell in der WM-Qualifikation gegen Frankreich im inzwischen nach Happel benannten Praterstadion gab es in Wr. Neudorf ein Trainingsspiel, bei dem so gut wie nichts gelang. Nach der Pause wurden hämische Kommentar von den wenigen Zuschauern auf der Tribüne immer lauter, worauf dem bereits ausgewechselten Ogris die Nerven durchgingen. Er stand von der Ersatzbank auf, sagte einigen Zuschauern deftig, zum Teil mit nicht druckreifen Worten, seine Meinung. Prohaska und Obermayer wussten, dass sie reagieren mussten. Am nächsten Tag wurde der Kapitänswechsel zu Andreas Herzog und Toni Polster offiziell: „Das darf er sich nicht erlauben“, begründete Prohaska die Entscheidung gegen Ogris.
Samstag folgte im zweiten Heimspiel seine erste Niederlage als Teamchef. Ein Tor von Jean Pierre Papin besiegelte das 0:1 (0:0), bei dem Österreich mithielt, aber nicht mehr. Bei Frankreich spielte unter anderem Didier Deschamps im Mittelfeld, der 1998 als Aktiver und 20 Jahre später als Teamchef Weltmeister wurde. Im dritten Heimspiel gelang mit 3:1 (2:0) gegen Bulgariens Startruppe mit Barcelona-Torjäger Hristo Stoitschkov, Krassimir Balakov, Lubomir Penev und dem späteren Rapid-Abwehrchef Trifon Ivanov, der Bulgariens Tor erzielte, nicht ganz erwartet der zweite Sieg in der WM-Qualifikation, der wieder etwas Hoffnung aufkommen ließ, das Österreich bei der WM dabei sein könnte. Allerdings nicht lange: Im Mai folgte innerhalb von fünf Tagen das k.o. Zunächst in Turku 1:3 gegen Finnland mit dem damaligen Ajax Amsterdam-Star Jari Litmanen, wobei Österreichs Tor durch Peter Stöger erst in letzter Minute fiel, dann 0:1 in Stockholm gegen Schweden mit den hochkarätigen Stürmern Tomas Brolin und Martin Dahlin. Was im Herbst folgte, war nur noch Formsache. Das 3:0 gegen Finnland in Linz, die 1:4-Abfuhr in Bulgarien, jeweils 1:1 in Israel und gegen Schweden. Von acht Spielen wurden nur zwei gewonnen, gingen vier verloren. Womit die Zweifel in der Öffentlichkeit, ob Prohaska der richtige Teamchef ist, nicht ausgeräumt waren. Sondern im Gegenteil eher wuchsen.
Das Argument von der Klasse der Gegner blieb großteils unberücksichtigt. Bei der WM 1994 kamen Bulgarien und Schweden ins Semifinale, Bulgarien verlor gegen Italien 1:2, Schweden gegen den späteren Weltmeister 0:1. Im Spiel um Platz drei fertigte Schweden Bulgarien klar 4:0 ab. Zwei Monate später reichte Prohaska bei Beppo Mauhart seinen Rückritt ein.