Bevor Rapid und Meister Red Bull Salzburg Sonntag im Hütteldorfer Allianz-Stadion beim Schlager der ersten Bundesligarunde dieses Jahres aufeinandertreffen, geht es Donnerstag für beide noch um den Aufstieg ins Achtelfinale der Europa League. Für die Salzburger daheim gegen den FC Brügge nach dem 1:2 bei Belgiens Meister sicher die lösbarere Aufgabe als für Grün-Weiß die Aufholjagd im Mailänder Meazza-Stadion gegen Inter nach dem 0:1 daheim. Salzburg braucht nur ein 1:0 zum Weiterkommen, Rapid auch nur ein Tor. Aber das würde bestenfalls lediglich zum Elfmeterschießen reichen. Will man in 90 oder 120 Minuten weiterzukommen, benötigt Rapid zwei Treffer. Viel verlangt von einer Mannschaft, die daheim gegen Inter nur zu einem gefährlichen Schuss auf das Tor von Samir Handanovic durch Christoph Knasmüllner (Bild oben) kam.
Wenn Rapid das gelingt, woran vielleicht die grün-weiße Karawane von 5000 Fans, die nach Mailand fliegen oder fahren, optimistisch glaubt, muss die Mannschaft von Didi Kühbauer in diesem einem Match besser sein als der FC Barcelona, Tottenham mit seinem Goalgetter Harry Kane oder Hollands Meister PSV Eindhoven. Keine dieser drei Mannschaften schoss in Mailand gegen Inter bei den Gruppenspielen der Champions League mehr als ein Tor. Tottenham verlor 1:2 nach 1:0-Führung durch de Dänen Christian Eriksen, die bis zur 86.Minute gehalten hatte, Kane ging leer aus. Barcelona schaffte ohne Lionel Messi ein 1:1, wobei der Basilianer Malcolm nach 83 Minuten für die Führung sorgte, aber weder Luis Suarez noch der Brasilianer Coutinho reüssierten. Ebenfalls zu einem 1:1 kam Eindhoven nach schneller Führung durch den Mexikaner Hirving Lozano. Drei der vier Inter-Tore in dieser drei Partien erzielte Mauro Icardi, der wie in Hütteldorf auch Donnerstag wieder fehlen wird. Aber das ist alles kein Grund für Rapid-Optimismus. Es braucht viel mehr Mut als eine Woche zuvor, auch in der Aufstellung. Thomas Murg und Andrija Pavlovic müssen nach ihren Doppelpacks beim Cupaufstieg einfach beginnen. Aber nicht vergessen: Zwischen Hartberg in Hütteldorf und Inter Mailand im Meazza-Stadion liegen mehrere Fußballwelten.
Salzburg wäre mit einem 1:0 wie letztes Jahr erneut unter den letzten 16. In den elf Heimspielen unter Marco Rose, die etwas mit der Europa League zu tun hatten, erzielt Österreichs Meister nur zweimal kein Tor: Am 15.März 2019 beim 0:0 gegen Borussia Dortmund, das aber als Triumph galt, weil es nach dem 2:1-Auswärtssieg zum Aufstieg ins Viertelfinale gereicht hatte. Und zuvor am 2. November 2017 im Gruppenspiel gegen Konyaspor gegen die Türkei. Ansonst traf Salzburg immer. Egal ob gegen RB Leipzig, Celtic Glasgow, Olympique Marseille, Lazio Rom, Real Sociedad. Das lässt auch gegen Brügge hoffen, obwohl aus dem Jan Breydel-Stadion letzten Sonntag noch ein Warnschuss kam: Brügge schlug Tabellenführer Genk 3:1 (2:0), wobei der später verletzt ausgeschiedene Clinton, der Belgier Siebe Schrijvers und der Holländer Ruud Vormer für die Tore sorgten. Tor von Brügge muss eine andere Salzburger Innenverteidigung verhindern als beim Hinspiel. Wegen der Gelbsperre von Andre Ramalho beginnen zwei 21jährige, der Franzose Jeremy Onguene und der Kroate Marin Pongracic. Wegen seiner Schnelligkeit ist ein 20jähriger ein Thema für die Startelf: Die Sambia-Perle Patson Daka. Wie groß die Zuversicht bei den Fans ist, zeigt die Zuschauerzahl: Letztes Jahr kamen im Sechzehntelfinale gegen Real Sociedad nur 13.912 Fans. Diesmal sind schon 23.500 Karten weg. Das nennt man positive Entwicklung.