Die ersten zwei Spiele unter ihrer Regie verloren, dazu noch drohende Notverkäufe und ein möglicher Antrag auf Insolvenz, mit dem der Abzug von neun Punkten und damit wohl der Abstieg verbunden wäre: Das erste Trainerengagement von Andreas Heraf und seinem Assistenten Goran Djuricin in Deutschland steht unter keinem guten Stern. Sie wollten sich über die Rettung von Drittligist Türkgücü München sozusagen für höherer Aufgaben empfehlen, aber es sieht danach aus, als hätten sie ein Himmelfahrtskommando angetreten. Es soll ein Finanzierungsloch von zwei Millionen Euro geben. Türkgücü konnte nicht alle erforderliche Nachwiese ur Nachlizenzierung aufbringen. Die einzige Hoffnung ist Klubboss Hassan Kivran. Aber der Milliardär, der schon im Dezember von Aufhören sprach, ist nach zehn Runden ohne Sieg schwer frustriert. Seine Vision war der Aufstieg in die zweite Liga.
Die ersten zwei Spiele der Rückrunde gegen Halle und 1860 München mussten wegen Corona-Fällen der Gegner verschoben werden. Dienstag führte Türkgücü zum Einstand des Duos Heraf-Djuricin bei der zweiten Mannschaft von Freiburg bis zur 85. Minute 2:1, verlor aber 2:4. Samstag setzte es im leeren Olympiastadion im Kellerduell gegen Havelse ein 0:1. Statt um den Aufstieg zu kämpfen ist Türkgücü Drittletzter, steht auf einem Abstiegsplatz. Der letzte Sieg gelang am 17. Oktober. Jetzt ist von Notverkäufen bis zum Transferschluss am Montag die Rede. Die aber nicht zu verkraften wären.
Die Finanznot nach einem wenig ertragreichen Börsengang im letzten Sommer, pandemiebedingten Einbußen durch ausbleibende Zuschauereinnahmen und wegen fehlender Haupt- und Trikotsponsoren soll so groß ein, dass die Spieler die Hotelzimmer vor dem Match in Freiburg selbst bezahlten. Zu ihnen zählt einer mit Österreich-Vergangenheit: Der 23 jährige Nico Gorzel wurde in Salzburgs Akademie ausgebildet, war danach bei Wr.Neustadt und St.Pölten. Die Fragen an Heraf beschränkten sich in den letzten Tagen fast nur auf wirtschaftliche Belange, nicht auf sportliche, für die der Trainer zuständig ist: „Wenn man täglich in den Zeitungen liest, was passieren könnte, dann bringt das schon etwas Unruhe rein. Die Jungs sprechen mich auch darauf an!“ Mehr kann er nicht sagen. Bei einem Insolvenzantrag wäre Türkgücü Letzter, hätte zehn Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Foto: Türkgücü München.