Fußball

Zweiter Ball am Rasen und zu harter Elfmeter: England im Glück

England gegen Italien heißt am Sonntag Abend in Wembley erstmals das Finale der  Europameisterschaft. Die Entscheidung für die Engländer fiel in der Verlängerung nach 104 Minuten mit Hilfe des holländischen Referees Danny Makkelie. Mit einer viel zu harten Elfmeterentscheidung, als Raheem Sterling im Duell gegen Dänemarks Joker Mathias Jensen vom englischen Aufsteiger Brentford zu Boden ging. Ein leichter Stoß war dabei, aber das reicht normal nicht für einen Penalty. Entscheidend war, dass zuvor der dänische Verteidiger Joakim Mehle mit dem Knie Sterling leicht an der Wade traf. Zudem lag in dieser Aktion ein zweiter Ball am Rasen. Dennoch ließ Makelelie das Spiel weiter laufen.  Dänemarks herausragender  Tormann Kasper Schmeichel hielt zwar den Elfmeter von Englands Kapitän Harry Kane, aber nicht mehr den Nachschuss. Mit England gewann zwar die aktivere Mannschaft nicht unverdient. Aber wie der entscheidende Treffer zum 2:1 (1:1, 1:1) zu Stande kam, hinterließ doch einen fahlen Beigeschmack. Der da hieß: Polizist Makkelie ließ sich von der Atmosphäre in Wembley beeinflussen, von den 57.000 fanatischen englischen Fans unter den 65.000 Zuschauern. Dass es an diesem Mittwoch mit 32.500 Neuinfizierten die höchste Corona-Zahl in England seit Jänner gab, interessierte keinen. England erstmals im EM-Finale, nur das zählt.

Auf der VIP-Tribüne jubelten Prinz William und Premier Boris Johnson, hinter ihnen die englische Legende David Beckham. Der einzige dänische Erfolg diesem Match: Das erste Tor, das England bei der Europameisterschaft. Das war nach einer halben Stunde durch einen überragenden Freistoß von Sampdoria Genua-Legionär Mikael Damsgaard, mit der Innenseite und dennoch scharf über die Mauer. Das erste Tor, das Englands Tormann Jordan Pickford seit 723 Minuten im Team kassierte. Den Rekord des legendären Gordon Banks übertraf er trotzdem um fünf Minuten. Es war der erste direkte verwandelte Freistoß dieser Europameisterschaft im 50. Spiel. England glich noch vor der Pause aus. Ein idealer Pass von Kane in die Gasse  zu Bukayo Saka, der kam hinter die dänische Abwehr. Bei Sakas Pass in Richtung Sterling wurde der Rettungsversuch von  Kapitän Simon Kjaer vor Sterling zum elften Eigentor der  Europameisterschaft. Aber dazu wurde Kjaer geradezu „gezwungen“.

Dänemark kam nach dem Führungstor erst wieder in der 114. Minute zu einer gefährlichen Offensivaktion, wirkte schon im Finish der regulären Spielzeit ziemlich platt.  Aber die Abwehr hielt. Daher kam es zur Verlängerung wie am Tag zuvor bei Italien -Spanien, insgesamt zur siebenten. Die erste gab es ebenfalls in Wembley im Achtelfinale bei Italien – Österreich. 24 Minuten vor Mitternacht stand mit England die Mannschaft, die mehr Power hatte,  im Endspiel. Womit Teamchef Gareth Southgate sein Trauma aus seiner Spielerzeit, sein vergebener Penalty im EM-Semifinale 1996 in Wembley gegen Deutschland, der zu Englands Ausscheiden führte, endgültig ablegte. Die besondere Note von Southgate an dem historischen Abend: Den nach 69 Minuten zur Verstärkung der Offensive eingewechselten Jack Grealish holte er zur zweiten Hälfte der Verlängerung wieder raus. Die „Höchststrafe“, um mit Verteidiger Kieran Trippier das 2:1 zu halten. Es gelang. Und ganz England ist glücklich, träumt vom ersten Titel seit der WM 1966 in Wembley.

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